Ökotest

Venenmittel – schlucken oder schmieren?

01.08.2016, 10:00 Uhr

 „Zeigt her, eure Beine...“ Sind diese nicht ganz so makellos, helfen Sport, Kompressionsstrümpfe und Venenkapseln aus der Apotheke. (Foto: Alena Ozerova / Fotolia)

 „Zeigt her, eure Beine...“ Sind diese nicht ganz so makellos, helfen Sport, Kompressionsstrümpfe und Venenkapseln aus der Apotheke. (Foto: Alena Ozerova / Fotolia)


ZUSAMMENFASSUNG

Ökotest untersuchte Venenmittel – „mangelhaft“ und „ungenügend“ lauten die vernichtenden Urteile der Verbraucherschützer für Cremes und Gele. Wie schneiden Tabletten und Kapseln bei Venenleiden ab? Und sind Präparate aus der Apotheke empfehlenswerter als aus dem Drogeriemarkt?

Fast jede Frau kennt die unschönen, fein-rotvioletten Verästelungen, die sich hartnäckig über Ober- und Unterschenkel schlängeln. Vielleicht sogar die knotigen, dicken blauen Adern, die reliefartig die Kniekehlen und Waden zu dominieren scheinen. Besenreiser und Krampfadern sind oberflächliche Zeichen eines schwachen Bindegewebes und von schwachen Venen. Die tiefen Venen sieht man nicht. Sie liegen zwischen den Wadenmuskeln und sind hauptsächlich für den Rücktransport des Blutes entgegen der Schwerkraft verantwortlich. Funktioniert dieser nicht mehr einwandfrei, sind geschwollene und schmerzende Beine die Folge. Insbesondere im Sommer klagen Patienten in der Apotheke über Venenleiden. Wäre es da nicht schön, einfach durch Pillen und Salben diesen beschwerlichen Nebenwirkungen heißer Sommertage beizukommen?

Ökotest ging dieser Frage auf den Grund. Die Verbraucherschützer testeten insgesamt 31 Venenmittel – 18 davon waren zum Einnehmen, 13 zum Einreiben. Die untersuchten Präparate umfassten neben Produkten aus dem Reformhaus und Drogeriemarkt auch apothekenpflichtige Arzneimittel.

Vernichtend: Topische Venenmittel – „mangelhaft” bis „ungenügend”

Bei Cremes und Gelen sind sich die Verbraucherschützer einig: Für kein einziges Präparat gibt es Nachweise zur Wirksamkeit. Offenbar macht es bei Fragen der Wirksamkeit auch keinen Unterschied, ob ein Extrakt aus Weinlaub (Antistax® Venencreme), Rosskastanie oder Chondroitinpolysulfat (Hirudoid® Gel Stada) als wirksames Agens eingesetzt wird. Sei Menthol enthalten, kühle dies angenehm – der Nutzen des Monoterpens, die Venenleiden zu lindern, sei allerdings nicht belegt.

Professor Schubert-Zsilavecz vom Pharmazeutischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main, betätigt dieses Urteil vom wissenschaftlichen Standpunkt:


Für alle lokal-oberflächlich anzuwendenden Zubereitungen liegen bis heute keine Daten aus zeitgemäßen klinischen Studien vor, die die Wirksamkeit für die beanspruchten Indikationen belegen. Insofern können die entsprechenden Produkte nicht empfohlen werden.

Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, Goethe-Universität Frankfurt am Main


Sechs der Cremes halten die Tester für „mangelhaft“. Das war noch das beste Urteil, zu dem sich Ökotest durchringen konnte. In sieben Fällen verteilten sie ein „ungenügend“ – das ist die schlechteste Bewertung, die möglich ist. In die abschließende Beurteilung bezog Ökotest neben der Wirksamkeit auch die Unbedenklichkeit weiterer Inhaltsstoffe, Mängel bei der Deklaration und den Preis des Produkts mit ein.

Ökotest versteht unter Deklarationsmängeln fehlende Hinweise in der Gebrauchsinformation zu therapeutischen Alternativen wie Kompressionstherapie oder kalte Wassergüsse. „Darüber sollten Verbraucher aufgeklärt werden“, findet das Magazin.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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Lesen Sie hier die Zusammenfassung

Was nehmen Sie für die Beratung in der Apotheke mit? Sport, Stützstrümpfe, Kapseln schlucken.
Cremes und Gele als Venenmittel können durch kühlende Inhaltsstoffe subjektiv angenehm sein. Venenleiden bessern sie nicht. Bei leichteren Venenbeschwerden können orale Arzneimittel unterstützend hilfreiche Dienste tun. Gute Daten zur Wirksamkeit gibt es für Oxerutin (Venoruton® intens Filmtabletten) und für Trockenextrakte aus Rosskastaniensamen und roten Weinrebenblättern. In der Beratung sollten Apotheker auf apothekenpflichtige Arzneimittel zurückgreifen, für die Wirksamkeitsnachweise existieren – zum Beispiel: Antistax® extra Venentabletten, Venentabs® Ratiopharm, Venentabletten® Stada, Aescusan® Retard 50 Tabletten, Aescorin® Forte Hartkapseln

Venenmittel können nur als unterstützende Maßnahme gesehen werden. Sport aktiviert die Muskelpumpe. Die fördert den venösen Rückstrom. Die Kompressionstherapie ist bei Venenleiden Mittel der Wahl – auch wenn sie bei Betroffenen meist äußerst ungeliebt sind. 

1 Kommentar

Venen-Cremes in Öko-Test

von Bernd Schinschel am 02.08.2016 um 10:35 Uhr

Man kann es den Leuten immer wieder sagen, dass Venen-Cremes nichts bringen, haben wollen Sie diese dennoch.
Der Deutsche schmiert gerne.

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