Bioelektronische Medizin

Alphabet holt GSK mit ins Boot

Remagen - 04.08.2016, 08:45 Uhr

GSK setzt auf bioelektronische Medizin – und tut sich dafür mit einer Google-Schwester  zusammen. (Foto: kentoh / Fotolia)

GSK setzt auf bioelektronische Medizin – und tut sich dafür mit einer Google-Schwester  zusammen. (Foto: kentoh / Fotolia)


Der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline und die zur Google-Mutter Alphabet gehörende Verily Life Sciences gründen ein Gemeinschaftsunternehmen: Galvani Bioelectronics soll bioelektronische Therapeutika entwickeln. Damit vergrößert sich die „Verily-Familie“ weiter.

GlaxoSmithKline (GSK) will seine Expertise in Sachen Bioelektronik mit der von Verily Life Sciences, früher Google Life Sciences, bündeln. Nach einer Medienmitteilung von GSK wollen die Partner über sieben Jahre zusammen bis zu 540 Millionen Britische Pfund in die Neugründung Galvani Bioelectronics investieren. GSK wird eine 55-prozentige Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen halten und Verily 45 Prozent. Es wurde nach dem italienischen Wissenschaftler, Arzt und Philosophen Luigi Galvani Aloisio benannt, einem Pionier auf dem Gebiet der Bioelektronik. Galvani Bioelectronics wird seinen Hauptsitz innerhalb von GSKs globalem F&E-Zentrum in Stevenage in Großbritannien haben und eine zweite Forschungseinrichtung am Standort von Verily im Süden von San Francisco. 

Wichtiger Schritt für GSK

Die Vereinbarung, Galvani Bioelektronics zu etablieren, ist für GSK nach eigenem Bekunden ein weiterer wichtiger Schritt in der firmeneigenen Bioelektronik-Forschung. Die bioelektronische Medizin ist ein relativ neues wissenschaftliches Feld. Seit 2012 ist der Pharmakonzern auf diesem Gebiet aktiv und hat sich dort nach eigener Aussage bereits eine führende Position erarbeitet. Zudem will GSK seine große Expertise in der Arzneimittelentwicklung und sein Verständnis der Biologie von Krankheiten in das neue Unternehmen einbringen. Verily soll seine weltweit führende Expertise in der Miniaturisierung von Low-power-Elektronika, der Geräteentwicklung, Datenanalyse und Software-Entwicklung für klinische Anwendungen beisteuern.   

Typ 2-Diabetes im Fokus

Die ersten Arbeiten von Galvani Bioelectronics sollen sich auf die Entwicklung miniaturisierter Präzisionsgeräte inklusive klinischer Nachweise für entzündliche, metabolische und endokrine Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes konzentrieren, wo es bereits eine erhebliche Evidenz an Tiermodellen geben soll. GSK glaubt, dass die ersten bioelektronischen „Therapeutika“  innerhalb der nächsten zehn Jahre zur Genehmigungsreife gebracht werden könnten.  

„Die elektrische Sprache des Körpers sprechen“

Moncef Slaoui, GSK-Geschäftsführer für den Bereich globale Impfstoffe, der die Investitionen im Bereich der Bioelektronik mit angeschoben hat und den Vorstandsvorsitz in der neuen Firma übernehmen soll, sagt: „Die Vereinbarung mit Verily, Galvani Bioelektronics zu gründen, signalisiert einen entscheidenden Schritt nach vorn in der Bioelektronik-Reise von GSK. Sie bringt Gesundheit und Technologie zusammen, um eine gemeinsame Vision von miniaturisierten elektronischen Präzisions-Therapien zu realisieren. Gemeinsam können wir das Tempo des Fortschritts auf diesem spannenden Gebiet  beschleunigen und innovative Therapeutika entwickeln, die wirklich die elektrische Sprache des Körpers sprechen."  

Pharma und IT rücken zusammen

Bereits seit einiger Zeit suchen Pharmafirmen die Nähe zu IT-Konzernen wie Alphabet und umgekehrt, weil damit angesichts der rasanten Digitalisierung der Medizin große Potenziale für gemeinsame Entwicklungen gewittert werden. Vor einem Jahr hatte Google im Rahmen seines Radikalumbaus die neue Mutter Alphabet-Holding gegründet und wurde dabei selbst zur Konzerntochter. Die neue Holding soll breit aufgestellt werden und hat unter anderem auch die Biomedizin auf der Agenda. Zu den Standbeinen von Alphabet auf diesem Sektor gehören die bereits 2013 gegründete California Life Company (Calico), ein Biotechnologieunternehmen, das Methoden gegen die menschliche Alterung entwickelt soll, sowie Verily Life-Sciences, in dem Alphabet sein Life Science Business im Dezember 2015 gebündelt hatte. Dort sollen Technologie und Lebenswissenschaften Hand in Hand arbeiten. Presseberichten zufolge hat Alphabet bereits mehrere Pharmakonzerne mit im Boot, unter anderem Novartis und Sanofi für die Umgestaltung der Diabetes-Behandlung, und Biogen für die Multiple Sklerose. Auch mit Bayer soll es Verhandlungen gegeben haben.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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