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Das kommt nicht so oft vor: Im baden-württembergischen Calw hat ein Krankenkassen-Chef ein mehrstündiges Apotheken-Praktikum absolviert. Hartmut Keller, Geschäftsführer der Bezirksdirektion AOK Nordschwarzwald, tauschte sich mit Apotheker Thomas Fein aus. Es ging unter anderem um die Rabattverträge und um Null-Retaxationen.
Überrascht und gleichzeitig erfreut reagierte Apotheker Thomas Fein, als ihn vor einiger Zeit ein Mitarbeiter der Presseabteilung der AOK ansprach und fragte, ob sein Geschäftsführer Harmut Keller ein kurzes Apotheken-Praktikum absolvieren könne. Feins Apotheke liegt im Calwer Stadtzentrum in unmittelbarer Nähe zum AOK-Gebäude, nicht zuletzt deswegen kam die Gesundheitskasse auf ihn. „Uns Apothekern bietet sich nicht allzu oft die Möglichkeit, einem Kassenchef vor Ort die Lage zu schildern“, sagt Fein, der seit dem vergangenen Jahr auch im Vorstand des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg sitzt.
In der vergangenen Woche war es dann so weit: Keller kam in die Apotheke und ließ sich vom Pharmazeuten alle Arbeitsabläufe illustrieren. Dabei soll sich der Kassenchef insbesondere für den Arbeitsaufwand durch Rabattverträge interessiert haben. „Ich war gerne bereit, der AOK mal eine andere Perspektive auf die Rabattverträge zu bieten“, erklärt Apotheker Fein. Konkret sollen die beiden über die exklusiven Ausschreibungen der Ortskrankenkassen gesprochen haben. „Ich habe versucht, Herrn Keller deutlich zu machen, dass es insbesondere für ältere Menschen schon unverständlich ist, wenn bei drei von fünf Medikamenten plötzlich die Farbe und die Namen wechseln.“
Für den AOK-Chef war der Apothekenbesuch nicht der erste Perspektivwechsel. Vor etwa drei Jahren startete er unter anderem mit dem Bürgermeister der Stadt Freudenstadt eine Rollstuhl-Tour, um die Alltagsprobleme von Rollstuhlfahrern besser kennenzulernen. Genau dieses Ziel verfolgte Keller nun auch bei seinem Apothekenbesuch. Gegenüber DAZ.online sagte Keller: „Mit meiner Hospitation in der Calwer Stadt Apotheke wollte ich mir einen persönlichen Eindruck über den Arbeitsalltag dort verschaffen. Die Stadt Apotheke ist mir nicht nur deshalb gut vertraut, weil sie nicht weit vom Calwer AOK-Gebäude entfernt liegt. Ich schätze auch deren Inhaber, Dr. Fein, auf persönlicher Ebene.“
AOK-Chef interessierte sich für das Warenwirtschaftssystem
Gemeinsam mit dem Apotheker hatte Keller auch direkten Patientenkontakt. Sein Resümee: „Während der Stunden meines Besuchs konnte ich mir einen Eindruck davon verschaffen, wie die Prüfung auf Verfügbarkeit einzelner Medikamente abläuft, wie diese gelagert werden und wie die elektronisch unterstützte Verwaltung und Ausgabe von Medikamenten abläuft. Das Warenwirtschaftssystem fand ich sehr beeindruckend, weil es die Arbeit des Apothekers sowohl bei der Beratung der Kunden als auch bei der Bestellung unterstützt. Mich hat dabei besonders die Möglichkeit der vorausschauenden Bevorratung von häufig abgegebenen Medikamenten interessiert.“
Nach etwa drei Stunden verließ der AOK-Chef die Offizin dann wieder. Er habe einen spannenden Ausflug in ein anderes Betätigungsfeld unternommen und wolle den Dialog mit den Apothekern fortsetzen, erklärte Keller.
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