Arbeitgeberverband Pflege

Pflegereform schreckt Altenpfleger-Azubis ab 

Berlin - 11.08.2016, 17:30 Uhr

Viele Altenpfleger haben einen Hauptschulabschluss. Mehr Theorie in der Ausbildung könnte sie abschrecken, sagen die Arbeitgeber (Foto: Kzenon / Fotolia).

Viele Altenpfleger haben einen Hauptschulabschluss. Mehr Theorie in der Ausbildung könnte sie abschrecken, sagen die Arbeitgeber (Foto: Kzenon / Fotolia).


Die Reform der Pflegeausbildung soll unter anderem die Attraktivität des Pflegeberufs erhöhen, um die Pflegeausbildung zukunftsfähig zu machen. Dabei sollen die Ausbildungen in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege zusammengelegt werden. Der Arbeitgeberverband Pflege ist dagegen. 

Der Referentenentwurf des Pflegeberufsgesetzes beinhaltet unter anderem eine neue generalistische berufliche Pflegeausbildung mit einem einheitlichen Berufsabschluss. Die bisherigen Ausbildungen in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege werden weiterentwickelt und zu einem neuen einheitlichen Berufsbild zusammengeführt. Ziel der Reform ist, die Qualität der Pflege zu steigern und die Attraktivität des Pflegeberufs zu erhöhen, um die Pflegeausbildung zukunftsfähig zu machen.

Der Arbeitgeberverband Pflege hat sich gegen die geplante Zusammenlegung der Ausbildungen gewandt. Der Präsident des Verbandes, Thomas Greiner, sagte am Donnerstag in Berlin, 56 Prozent der Auszubildenden innerhalb der Verbandsmitglieder hätten einen Hauptschulabschluss. Wenn der Anteil der theoretischen Ausbildung mit der Zusammenlegung steige, sei damit zu rechnen, dass ein Teil dieses Ausbildungspotenzials in der Zukunft nicht mehr in die Altenpflege gehen werde. 

Azubi-Zahlen sinken und Pflegebedürftigkeit steigt

Vor dem Hintergrund sinkender Azubi-Zahlen und steigender Pflegebedürftigkeit würde das der Branche erheblich schaden, machte Greiner deutlich. Der Gesetzgeber hofft, dass mit der Ausbildungsreform die Altenpflege aufgewertet und in der Branche höhere Löhne gezahlt werden.

Mit Blick auf das am 1. September beginnende Ausbildungsjahr trat Greiner Darstellungen entgegen, der Pflegeberuf sei unattraktiv für junge Leute. Mit gut 150 000 Auszubildenden im Jahr 2014 hätten die Pflegeberufe deutlich vor anderen Ausbildungsberufen gelegen. Und mit durchschnittlich gut 1000 Euro monatlich gehöre die Altenpflege zu den „Top fünf“ bei der Ausbildungsvergütung. 

Die Mitglieder des Verbandes seien private Unternehmen, die deutschlandweit gut 1000 Altenpflegeheime betreiben, erläuterte Greiner. In Deutschland gibt es demnach knapp 13.000 Pflegeheime, wovon 42 Prozent privat geführt würden. Zudem gebe es 12.700 ambulante Pflegedienste, wovon 60 Prozent privat seien. 


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Pflegereform

von Birgit Hornschmitt am 06.01.2017 um 14:54 Uhr

Ich stimme Herrn Tiebel zu!
Krankenpflege ist ein höchst anspruchsvoller, körperlich belastender, und verantwortungsvoller Beruf, der nicht von unqualifizierten Kräften ausgeführt wird! Dazu ist dieser Job grauenhaft unterbezahlt (von der Ausbildungsvergütung mal abgesehen).
Manche meiner Familienmitglieder sind in der Pflege tätig (gewesen) und ich habe selbst gesehen, was dieser Job mit einem Menschen anstellen kann, wenn man sich der Verantwortung bewusst ist. Privatleben fällt auch so ziemlich aus, man hat Schichtdienst und kann eigentlich niemals einen regelmäßig statt findenden Termin wahrnehmen. Und macht man mal einen Fehler (was nur menschlich ist) wird einem das für immer angekreidet. Wirklich keine Überraschung das dieser Job immer weniger ausgeübt wird. Natürlich brauchen wir mehr Krankenpfleger, aber durch einen Zusammenschluss von den bisherigen Ausbildungen in der Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege wird daran nichts geändert. Weder die Bezahlung steigt, noch ändert sich etwas an den Rahmenbedingungen wie Schichtdienst oder körperlicher Belastung im Beruf... Es muss sich grundlegend etwas ändern.
Auch die Pflegereform 2017 führt zu keiner großen Veränderung was die Pflege betrifft. Außerdem hat sie eher nur mehr Fragen aufgeworfen, mit denen Angehörige und Patienten oftmals alleine gelassen werden. Die Finanzierung für Menschen, die einen Heimplatz benötigen, ist so was von schlecht, das kann sich keiner leisten, der nicht anderweitig vorgesorgt hat (ein Lottogewinn wäre hier nicht schlecht ;)). Jedenfalls erfordert dieses Thema eine umfassende Beratung, da man sich doch tatsächlich sehr oft alleine gelassen fühlt. Eine kostenlose Beratung ist übrigens bei der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland möglich (Informationen zur Reform: https://www.patientenberatung.de/de/gesundheit/themenspecial/themenspecial-pflegereform-2017)
Aber nun bin ich auf so viele Dinge eingegangen, die mich beschäftigen, und ich könnte noch so viel mehr schreiben... Ich höre lieber mal so langsam auf ;)

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

...besser informieren

von Frank Tiebel am 11.08.2016 um 19:25 Uhr

Zu dem Artikel über die Pflegereform im Zusammenhang mit der Ausbildung zum Altenpfleger stelle ich mir die Frage, ob 2 Minuten Internetrecherche nicht mal angebracht gewesen wäre . Zumindest in Niedersachsen ist der Realschulabschluss oder gleichwertig die Zugangsvoraussetzung. Durch die Aussage, ein Hauptschulabschluss reiche aus, wird anscheinend nur probiert, die Altenpflege in ein unqualifiziertes Licht zu rücken. Die Ausbildung ist durchaus Anspruchsvoll und sehr Qualifiziert....ein Blick in die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung ist da sehr hilfreich! Bei mir entsteht durchaus der Eindruck, die Altenpflege soll hier abqualifiziert werden um den Großen Unterschied in der Vergütung im Vergleich zu der Krankenpflege zu rechtfertigen......Altenpflege kostet Geld und die Kassen leeren sich zusehends, toll wenn man dann den 2.klassigen Altenpflegern ob ihrer geringwertigen Ausbildung nicht so viel zahlen muß ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.