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Mammakarzinom im Frühstadium
Multigen-Prognosetest erleichtert Therapieentscheidung
Die kürzlich publizierten Ergebnisse der MINDACT-Studie zeigen, dass etwa 46 Prozent der Mammakarzinom-Patientinnen im Stadium eins oder zwei auf eine adjuvante Chemotherapie verzichten könnten. Ihr Risiko für Fernmetastasen in den nächsten fünf Jahren wäre nur minimal erhöht.
Zurzeit wird beim Mammakarzinom im Frühstadium, das heißt bei maximal drei befallenen Lymphknoten, anhand klinischer und pathologischer Untersuchungsergebnisse entschieden, ob nach der Operation oder Bestrahlung eine adjuvante Chemotherapie indiziert ist oder nicht. Doch diese Befunde reichen nicht immer aus, um die Tumorbiologie und damit die Prognose der Patientinnen umfänglich einschätzen zu können. Es wurden jedoch mittlerweile Tests entwickelt, mit deren Hilfe die Genexpression in Tumorgeweben analysiert und Schlussfolgerungen für den Krankheitsverlauf gezogen werden können. So lässt sich beispielsweise mit dem von der FDA zugelassenen In-vitro-Diagnosetest MammaPrint® durch die Analyse des Expressions-Profils von 70 Genen in frisch entnommenem Brustkrebsgewebe feststellen, ob die Patientin ein hohes oder niedriges Risiko für Fernmetastasen besitzt.
Die prospektive, randomisierte, kontrollierte klinische Phase-III-Studie MINDACT (Microarray in Node-negative and one to three Positive Lymph Node Disease May Avoid Chemotherapy) fand zwischen 2007 und 2011 an 112 Zentren in neun europäischen Ländern statt. Sie hatte das Ziel, bei 6.693 Frauen mit Mammakarzinom den Nutzen von MammaPrint® im Vergleich zur herkömmlichen Praxis der Therapieentscheidung auf Basis klinisch-pathologischer Kriterien zu beurteilen. Die Studie wurde sowohl von staatlicher Seite als auch von karitativen Einrichtungen und der pharmazeutischen Industrie unterstützt. Die Firma Agendia, Hersteller von MammaPrint®, stellte die Tests kostenlos zur Verfügung.
Überflüssige Chemotherapien vermeiden
Nach den Ergebnissen von MammaPrint® wiesen 1.550 Teilnehmerinnen zwar ein hohes klinisches Risikoprofil, aber nur ein geringes genomisches Risiko auf. Ein Teil von ihnen erhielt daraufhin Chemotherapeutika, der andere nicht. Die Autoren der Studie hatten postuliert, dass mindestens 92 Prozent der Frauen der zweiten Gruppe ein Fünf-Jahres-Überleben ohne Fernmetastasen erreichen würden. Nach fünf Jahren wurde dieses Ziel erreicht (94,7 Prozent, 95 Prozent Konfidenzintervall KI, 92,5 – 96,2). Bei den Frauen, die eine Chemotherapie erhalten hatten, waren 95,9 Prozent nach fünf Jahren noch ohne Fernmetastasen. Damit war der Nutzen der Chemotherapie mit 1,5 Prozent geringfügig, jedoch nicht statistisch signifikant höher (95 Prozent Kl 0,50 – 1,21, p = 0,27). Diese Ergebnisse könnten in Zukunft dazu führen, dass Patientinnen nach einem prädiktiven Gentest und sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung auf eine Chemotherapie verzichten.
In Deutschland werden Gentests wie MammaPrint® von den gesetzlichen Krankenkassen noch nicht routinemäßig erstattet. Im Rahmen von Studien ist jedoch eine Kostenübernahme möglich.
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