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Was passiert mit der Europäischen Arzneimittelagentur, wenn die Briten aus der EU aussteigen? Aus Schweden oder Italien kamen bereits Bewerbungen, sie wollen neuer Standort werden – wie auch Deutschland. Nach den Angeboten aus dem Rheinland, Frankfurt und Saarbrücken positioniert sich nun auch die bayrische Gesundheitsministerin Melanie Huml.
Wenn die britische Regierung den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union beschließt, beginnt auch für die Mitarbeiter der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine ungewisse Zeit: Bislang gilt, dass alle Behörden der EU in Mitgliedsländern ansässig sind. Über Sonderverträge könnte Großbritannien versuchen, wie Norwegen oder die Schweiz von den europäischen Zulassungsverfahren zu profitieren und auch die Behörde an der Themse zu halten.
Doch positionieren sich schon viele Staaten als neues Sitzland – etwa Schweden und Italien. Aber es gibt noch mehr Bewerber:„München zeichnet sich als herausragender Forschungs- und Produktionsstandort im Bereich Biotechnologie, Pharmazie und Medizin aus“, schreiben nun die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel. Die Universitäten und großen Universitätskliniken in der Stadt „beweisen hohe Kompetenz in medizinischer und biotechnologischer Forschung und Lehre“ und seien auch mit den Forschungszentren und Auftragsforschungsunternehmen eine gute Basis für die Arbeit und Mitarbeiter-Rekrutierung der Arzneimittelbehörde, argumentiert Huml.
Gute Freizeitangebote, niedrige Arbeitslosenquote
„Innerhalb Deutschlands ist München somit als neuer Sitz der EMA geradezu prädestiniert“, erklärt sie in dem Schreiben, das DAZ.online vorliegt. In Bayern und insbesondere im Umfeld der Stadt seien innerhalb Deutschlands „die meisten forschenden Arzneimittelhersteller ansässig“, schreibt sie – von kleineren mittelständischen Unternehmen bis hin zu internationalen Konzernen. Für die rund 900 meist hochqualifizierten Mitarbeiter böte sich auch durch attraktive Freizeitangeboten ein attraktives Umfeld – und für die begleitenden Ehepartner gebe es gute Aussichten, eine Stelle zu finden, da die Arbeitslosenquote sehr niedrig sei.
Doch Humls Bitte, dass sich die Bundesminister „im Rahmen der Austrittsverhandlungen für eine Sitzverlagerung der EMA nach München“ einsetzen, dürfte auf Widerstand stoßen: Gröhe selber hatte sich bereits für einen Umzug nach Nordrhein-Westfalen eingesetzt, wo er seinen Wahlkreis hat. „Mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte haben wir in Bonn geballte Kompetenz in Fragen der Zulassung und Sicherheit von Arzneimitteln“, sagte er Ende Juni. „Auch für die Europäische Arzneimittel-Agentur wäre das Rheinland ein guter Standort.“
Konkurrenz auch aus Deutschland
SPD-Politiker haben sich hingegen für einen Umzug nach Saarbrücken stark gemacht. „Der Medizin-Standort Saarland verfügt über exzellente Forschungseinrichtungen und bietet hervorragende Entwicklungsmöglichkeiten“, erklärte der Abgeordnete des Europaparlaments Jo Leinen. Laut der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion Petra Berg verfüge die Stadt über eine „strategisch perfekte Verortung“ zwischen den europäischen Metropolen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) warb hingegen für Frankfurt als neuen Sitz von EMA und der europäischen Bankenaufsicht EBA.
Doch bevor die Behörde nach Schweden, Italien oder Deutschland umzieht, muss erst einmal die britische Regierung den Willen der Wähler umsetzen und den Ausstiegsprozess starten. Wann dies tatsächlich passieren könnte, ist noch völlig offen – wie auch die weitere Zukunft des EMA-Sitzes.
1 Kommentar
Bavarian EMA
von Andreas P. Schenkel am 08.09.2016 um 19:19 Uhr
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