Neues Buch von Jens Spahn

„Datenschutz ist was für Gesunde“

Berlin - 19.09.2016, 07:00 Uhr

Ex-Gesundheitspolitiker Jens Spahn veröffentlicht in einem Buch seine Visionen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. (Foto: Laurence Chaperon)

Ex-Gesundheitspolitiker Jens Spahn veröffentlicht in einem Buch seine Visionen zur Digitalisierung des Gesundheitswesens. (Foto: Laurence Chaperon)


CDU-Politiker Jens Spahn meldet sich zurück in der Gesundheitspolitik – ein bisschen zumindest: In einem Buch beschreibt er gemeinsam mit zwei Digitalisierungsexperten, warum die Zukunft der Versorgung in Computern und Smartphones liegt. Insbesondere Ärzte, aber auch Apotheker, dürften einige Passagen kritischer sehen.

Etwas länger als ein Jahr ist Jens Spahn der Gesundheitspolitik inzwischen ferngeblieben. Im Sommer 2015 wurde er Staatssekretär im Bundesfinanzministerium. Im vergangenen Jahr erschien das Buch „Ins Offene“, in dem Spahn gemeinsam mit anderen Politikern die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte und vor den Folgen der Masseneinwanderung warnte. In den vergangenen Wochen stellte der CDU-Politiker zudem die doppelte Staatsbürgerschaft infrage und forderte ein Burka-Verbot für Deutschland.

Alles Themen fernab der Gesundheitspolitik. Doch wie es scheint, will Spahn auch bei Fragen rund um die medizinische Versorgung noch mitmischen. Denn für den 13. September 2016 kündigt der Herder Verlag eine Buch-Veröffentlichung mit dem Namen „App vom Arzt – Bessere Gesundheit durch digitale Medizin“ an. Die Autoren: Jens Spahn, der ehemalige Chef des Hamburger Uni-Klinikums Eppendorf Jörg Debatin, sowie Markus Müschenich, ein Mediziner, der den Bundesverband Internetmedizin mitgründete und in der Bundesärztekammer in der Arbeitsgruppe „Telemedizin“ mitwirkte.

„Datenschutz ist was für Gesunde“, ist eine zentrale Aussage der Autoren. Denn insbesondere kranke Menschen würden von einem vermehrten Datenaustausch im Gesundheitswesen profitieren. Um ihre Vision von der Versorgung der Zukunft zu erläutern, führen die Autoren folgende Situation an: Man wacht mitten in der Nacht mit Herzrasen auf. „Welch ein Segen wäre es da für Sie, für Ihren ruhigen Schlaf und auch Ihren Partner oder Ihre Partnerin, wenn Sie die Symptome einfach in eine App eingeben könnten, die Ihre Krankengeschichte kennt und mit den akuten Beschwerden abgleicht und Ihnen so in Sekundenschnelle entweder akute Maßnahmen empfiehlt oder Sie direkt per App mit einem Arzt verbindet, der Ihnen sofort zuhört.“

Weil sich 50 bis 70 Prozent aller Arztbesuche im Kern um einfache Rückfragen des Patienten drehten, könnten diese Konsultationen ebenso gut über Smartphones oder Computer abgewickelt werden, erklären Spahn und seine Ko-Autoren. Mit diesen Thesen spricht das Buch eine sehr aktuelle, unter Ärzten aber hoch umstrittene Thematik an. Viele Mediziner sprechen sich gegen eine Öffnung des Fernbehandlungsverbotes aus, das durch mehrere verschiedene Paragrafen in der Berufsordnung der Ärzte steht. Erst kürzlich hat die Landesärztekammer Baden-Württemberg mit einer Deregulierung dieser Klausel allerdings gezeigt, dass es auch fortschrittlichere Strömungen in der Ärzteschaft gibt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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