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Lagebericht des ABDA-Präsidenten
Schmidt ruft Apotheker zu Zusammenhalt auf
In ein paar Wochen wählt die Mitgliederversammlung der ABDA den nächsten ABDA-Präsidenten. Amtsinhaber Friedemann Schmidt hat seine Rede auf dem Deutschen Apothekertag genutzt, um für sich zu werben: Schmidt will mehr Zusammenhalt in der Apothekerschaft erreichen. Das wichtigste Ziel der ABDA sei es, alle Apotheker mitzunehmen. Er mahnte dabei aber an, dass die Apotheker nicht zu schnell verdrossen sein dürfen.
Wenn am 7. Dezember in Berlin die Vertreter aller 34 Mitgliedsorganisationen der ABDA zusammenkommen, stehen für die Wahl des Präsidenten in diesem Jahr zwei Personen zur Wahl: Amtsinhaber Friedemann Schmidt und Herausforderer Kai-Peter Siemsen. Nach seiner Kandidatur hatte Siemsen Schmidt vorgeworfen, zwar ein brillanter Redner zu sein – seine Versprechen aber zu selten umzusetzen. Ein weiterer Vorwurf Siemsens: Schmidt schaffe es nicht, die Basis und die Mitgliedsorganisationen in die ABDA-Arbeit einzubinden, und gebe dem Hauptamt zu viel Macht.
In seiner Rede am heutigen Mittwoch auf dem Apothekertag widersprach Schmidt diesen Vorwürfen. Um seine Vision über das Verhältnis zwischen Apothekern und ABDA zu beschreiben, malte Schmidt das Bild einer Reisegruppe, die gemeinsam einen Berg erklimmen will. Dabei fiele ihm auf, dass die Apotheker keine „eingespielte Seilschaft“ mit ähnlichen Fähigkeiten seien. „Die Apothekerschaft gleicht weniger einer trainierten Seilschaft, mehr einer in Alter und Leistungsfähigkeit sehr differenzierten Reisegruppe. Wenn man mit einer solch inhomogenen Reisegruppe in den Bergen unterwegs ist, werden bei jeder möglichen Abkürzung einzelne besonders mutige Gruppenmitglieder verlangen, den Weg zu verlassen und die Direttissima zu nehmen“, sagte Schmidt in Richtung Ausreißer in den Reihen der Apotheker.
Alle Apotheker müssen an einem Strang ziehen
Die Aufgabe der Reiseleitung, also der ABDA, sei es aber, dafür zu sorgen, dass alle oben ankommen. „Wir lassen niemanden zurück, wir erreichen das Ziel gemeinsam, oder wir erreichen es gar nicht. Auf den Zusammenhalt kommt es mir an!“ Insbesondere an seine Kollegen, die sich über die Arbeit und politischen Erfolge der ABDA beschweren, richtete Schmidt eine weitere Nachricht: In der Politik geht es nicht immer nur um Erfolge, sondern auch darum, Risiken zu vermeiden. Zu diesem Schluss kam der ABDA-Präsident, nachdem er alle Erfolge der ABDA mit den bislang nicht erreichten Zielen verglichen hatte.
Schmidt rief seine Kollegen auch dazu auf, politische Debatten nüchterner und unaufgeregter zu betrachten. „Unsere berufspolitische Alltagsdebatte findet heute vielfach in den Echokammern und Filterblasen statt, die auch die gesellschaftspolitische Diskussion bestimmen.“ Eine rationale und ausgewogene Betrachtung der gesundheitspolitischen Verhältnisse könne aber nur gelingen, wenn man die Binnensicht mit der Außenperspektive abgleiche. Der ABDA-Präsident präsentierte den Apothekern seine Anforderungen an eine „gute Apothekenpolitik“: „Fachlichkeit, strukturelle Integrität und wirtschaftliche Perspektive.“
Erfolge der ABDA
Natürlich hat Schmidt eine aus seiner Sicht nüchterne, rationale und ausgewogene Beurteilung der Gesundheitspolitik und Verdienste der ABDA zum Apothekertag mitgebracht: Es sei ein Erfolg, dass die Bundesregierung die ordnungspolitischen Grundsätze im Apothekensystem verteidige. Heißt im Klartext: Es gibt immer noch keine Apothekenketten! Als weiteren Erfolg bezeichnete der ABDA-Präsident das am heutigen Mittwoch verabschiedete AM-VSG, das den Apothekern einen Honorarzuwachs bei Rezepturen und bei der BtM-Abgabe bringen soll. Allerdings: „Die eigentliche Herausforderung, ein planbares und zukunftssicheres Vergütungssystem zu gestalten, liegt aber noch vor uns und muss in der nächsten Legislaturperiode angegangen werden.“
Apothekervergütung und Medikationsplan: Herausforderungen der ABDA
Herbe Kritik in Richtung Politik äußerte Schmidt wegen des Medikationsplanes. Der von ihm als „Medikationsliste“ bezeichnete Medikationsplan könne nur als erster Schritt gesehen werden, weil der derzeitige Stand keinen Beitrag zu mehr Therapiesicherheit und Therapiequalität leisten könne. „Sie, Herr Minister, werden jetzt sicher sagen, dass dies doch schon ein Erfolg sei, aber Sie werden auch verstehen, dass uns das nicht reichen kann“, sagte Schmidt. Die Ansprüche der ABDA an den Medikationsplan sind die folgenden: Er müsse vollständig sein und in einem interprofessionellen Prozess zwischen den Beteiligten konsolidiert werden. Außerdem müsse er um pharmazeutische Interventionen ergänzt werden.
Die Stimmung während seiner Rede war positiv aufgeschlossen. Schmidt benutzte viele Bilder, er brachte das Publikum des Öfteren zum Lachen. Standing Ovations gab es nicht, für einige Punkte gab es aber ausführlichen Applaus. Eine kleine Spitze in Richtung seines Gegenkandidaten hatte Schmidt dann aber doch noch übrig. Bevor er seine Rede inhaltlich begann, sagte er: „Ich habe gelesen, ich soll nicht so lange herum moderieren. Ich komme zur Sache.“ Siemsen hatte ihm vorgeworfen, sehr gut reden und moderieren zu können, aber nicht viele seiner Inhalte in die Tat umzusetzen.
1 Kommentar
Glaubwürdigkeit?
von Reinhard Rodiger am 12.10.2016 um 19:55 Uhr
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