FDA Warnt, Hyland´s ruft nicht zurück

Homöopathische Zahnungsmittel provozieren Krampfanfälle bei Säuglingen

20.10.2016, 09:55 Uhr

Homöopathische Tabletten und Gele: Gefährlich für Säuglinge, sagt die FDA. (Foto: Hyland`s Facebook)

Homöopathische Tabletten und Gele: Gefährlich für Säuglinge, sagt die FDA. (Foto: Hyland`s Facebook)


Die FDA rät von homöopathischen Zubereitungen bei Zahnungsbeschwerden strikt ab. Nebenwirkungen wie epileptische Krampfanfälle und Atembeschwerden bei Säuglingen führten zu der Einschätzung der FDA. Ist das in Deutschland eingesetzte Osanit sicher?

Die Amerikanische Arzneimittelbehörde FDA warnt Eltern, ihren zahnenden Kindern homöopathische Zubereitungen gegen die Zahnungsbeschwerden zu geben. Konkret spricht sie sich gegen „Hyland`s Baby Teething Tablets“ aus, warnt aber gleichzeitig allgemein auch vor homöopathischen Tabletten und Gelen anderer Anbieter.

Trotz FDA-Warnung kein Rückruf vom Hersteller

 Hyland`s zeigte sich überrascht von der Einschätzung der obersten Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten und ist überzeugt von der Sicherheit seiner homöopathischen Zahnungstabletten. Das Unternehmen wolle sich jedoch der FDA gegenüber kooperativ zeigen und ihr alle Daten zur Verfügung stellen. Aber: Hyland`s ruft seine Produkte nicht zurück.

Die größte Apothekenkette der Vereinigten Staaten ist vorsichtiger und nimmt die FDA-Warnung ernst: CVS hat die betroffenen Produkte bei Zahnungsbeschwerden von Hyland's, Baby Orajel Naturals aber auch ihre eigenen Präparate bereits aus den Regalen genommen.

Belladonna als Übeltäter für Krämpfe

Was führte nun zur negativen Bewertung der Homöopathika seitens der FDA? Bereits 2010 hatte die FDA kritisch auf die homöopathischen Tabletten und das Gel von Hyland`s aufmerksam gemacht. Mehrere Faktoren trugen dazu bei. So gingen bei der Behörde Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen unter der Therapie mit Hyland`s Baby Teething Tablets ein. Die Symptome der Nebenwirkungen stimmten mit Vergiftungserscheinungen wie sie durch die Tollkirsche, Belladonna, ausgelöst werden, überein. Belladonna ist einer der Bestandteile des Hyland`s Zahnungsmittels und ein gern eingesetzter Stoff in der Homöopathie. Erschwerend ergaben Produktanalysen der Baby Teething Tablets inkonsistente Mengen an Belladonna. Insbesondere bei einer solchen Substanz sei es jedoch in besonderem Maße wichtig, dass die Menge an Belladonna sorgfältig kontrolliert würde.

Zusätzlich erreichten die FDA Berichte, dass Kleinkinder die Tabletten überdosiert hätten: Die Tablettendose hat keinen kindersicheren Verschluss.

Diese Gefahren sieht die FDA wohl bislang immer noch: Krämpfe, Atembeschwerden, Lethargie, Muskelschwäche, Obstipation und Agitiertheit bei Säuglingen stünden weiterhin im Verdacht in Verbindung mit den Baby Teething Produkten zu stehen. 

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Osanit ist von der Warnung nicht betroffen. Die Globuli von Dr. A. & L. Schmidgall enthalten kein Belladonna, sondern lediglich Matricaria recutita D6, Calcium phosphoricum D12, Magnesium phosphoricum C6, Calcium carbonicum Hahnemanni C8 und Ferrum phosphoricum C8. Im Sinne der Zahngesundheit des Säuglings verzichtet der pharmazeutische Unternehmer sogar auf Glucose bei seinen „Zuckerkügelchen“ und setzt das nicht-kariöse Xylit ein.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Arzneimittelsicherheit

von Samuel Hahnemann II am 21.10.2016 um 8:20 Uhr

Vor allem Calciumcarbonat C8 ist hochgefährlich! Deshalb sollte es sicherheitshalber nur noch aus dem befreundeten Ausland (z.B. Polen oder Niederlande) bezogen werden. (Ist ja auch billiger)

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Nur Zahngesundheit?

von Stefan Haydn am 20.10.2016 um 23:21 Uhr

Eigentlich sollte bekannt sein, daß Xylit außer Zahnschonung noch einen anderen Effekt hat. Beim Lutschen entwickelt sich ein angenehm kühles Gefühl im Mund.
Bei Zahnungsbeschwerden durchaus angenehm und den Kindern gelegen.
Vielleicht ist Osanit deswegen so oft wirksam!
Wunderbare Wirkung der Homöopathie ;-)

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Da fehlt eine Information

von Maria Katz am 20.10.2016 um 20:29 Uhr

... nämlich die Tatsache, dass 2010 in den Kügelchen Belladonna in der Verdünnung D3 (1:1.000) enthalten war. Nach dem Rückruf damals wurde sie in D6 (1:1.000.000) beim Gel und D12 (1:1.000.000.000.000) geändert. Während sie also 2010 bei schlampiger Produktion durchaus eine wirksame Konzentration hätten enthalten können, ist dies inzwischen sehr unwahrscheinlich.
Auch ist die FDA-Warnung heute in einer weniger dringlichen Formulierung als 2010. Es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass Symptome auf die Mittel attribuiert wurden, die auch andere Ursachen haben könnten. Dies geschieht umgekehrt bei Verbesserungen des Zustandes nach Gabe von Homöpathika laufend.
Natürlich ist es völlig nutzlos, zahnenden Kindern Zuckerkügelchen zu geben.

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