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Handschriftliche Ergänzungen von Ärzten auf Rezepten waren insbesondere während der Retax-Ära ein leidiges Thema für viele Apotheker. Nun drehen die Hausärzte den Spieß um: Der Chef des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sieht es kritisch, dass Apotheker den Medikationsplan ergänzen dürfen, weil die Mediziner unleserliche Eintragungen der Apotheker und ihrer Kollegen entziffern müssten.
Der Gesetzgeber hatte den Medikationsplan mit dem E-Health-Gesetz ins Leben gerufen. Seit dem 1. Oktober 2016 haben alle GKV-Versicherten, die drei oder mehr ärztlich verordnete Arzneimittel länger als 28 Tage anwenden, Recht auf die Ausstellung einer solchen Übersicht. Zunächst gibt es den Plan allerdings nur schriftlich, später sollen alle Apotheker und Ärzte auf die Medikationsübersicht elektronisch zugreifen können.
Der Deutsche Apothekerverband hatte den Medikationsplan gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) entworfen. Laut Gesetz dürfen die Apotheker die Eintragungen der Ärzte aber nur auf Wunsch des Patienten aktualisieren. Selbst ausstellen dürfen die Pharmazeuten allerdings nicht. Im Gegensatz zu den Medizinern erhalten sie auch kein Honorar. Die KBV hatte sich Ende September mit dem GKV-Spitzenverband auf ein Honorarmodell verständigt. Demnach erhalten insbesondere Hausärzte extrabudgetäre Pauschalen für die Ausstellung und Aktualisierung des Medikationsplanes.
Etwa anderthalb Monate nach dem Start des Medikationsplanes zieht der Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, nun eine erste Bilanz. Im Fachmagazin „Der Allgemeinarzt“ erklärt Weigeldt in einem Editorial zwar, dass der Plan eine „sinnvolle Ergänzung der Patientenversorgung“ sein könne. Er begrüßt es auch, dass den Hausärzten bei der Erstellung des Medikationsplanes eine wichtige Funktion zukommt: „Wir sind die ersten Ansprechpartner für unsere Patienten und verfügen über die notwendigen medizinischen Daten, einschließlich der Diagnosen.“
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Sonst lässt der Hausärzte-Chef allerdings kein gutes Haar am Medikationsplan, so wie er derzeit praktiziert wird. Es sei mehr als fraglich, ob der Plan in seiner jetzigen Form wirklich zur Patientensicherheit beitragen könne. Weigeldt kritisiert, dass es den Plan derzeit nur in Papierform gibt. Ein Einfallstor für Fehler und Missverständnisse ist für den Hausärzteverband offenbar die Kooperation mit den Apothekern. Weigeldt erklärt: „Man muss nicht viel Fantasie haben, um sich vorstellen zu können, wie schnell es zu Unklarheiten kommen wird, weil handschriftliche Ergänzungen von Kollegen oder Apothekern nicht mehr entzifferbar sind oder weil der Medikationsplan samt dieser Ergänzungen zu Hause vergessen wurde.“
Was die Aufgaben der Apotheker beim Medikationsplan betrifft, geht aus dem Weigeldt-Editorial eine bestenfalls zwiespältige Meinung hervor. Einerseits schreibt der Hausärzte-Chef, dass die Mediziner den Plan „in Zusammenarbeit mit den Apothekern“ aktualisieren sollen. Andererseits wird er am Rande des Textes mit dem optisch herausgehobenen Satz zitiert: „Wichtig ist, dass Erstellung und Aktualisierung des Medikationsplanes in den Händen der Hausärzte liegt.“
4 Kommentare
Handschriften
von Ratatosk am 19.11.2016 um 8:59 Uhr
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Medikationsplan
von Alexander Zeitler am 17.11.2016 um 19:12 Uhr
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Hausärzte
von Michael Zeimke am 17.11.2016 um 16:07 Uhr
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Komisch....
von Peter Lahr am 17.11.2016 um 12:15 Uhr
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