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AMK weist auf Risiken hin
Unerwünschte Hautreaktionen durch NSAR-haltige Gele vermeiden
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker erhält immer wieder Berichte, dass Diclofenac-haltige Gele mit unerwünschten Hautreaktionen in Verbindung gebracht werden. Nun gibt sie Apotheken Hinweise für die Beratung – mit dem Ziel derartige Nebenwirkungen zu vermeiden.
Diclofenac-haltige Gele sind in der Apotheke gefragt: Sie werden verwendet zur Behandlung von Zerrungen, Verstauchungen oder Prellungen – aber auch bei rheumatischen Erkrankungen gelenknaher Weichteile sowie bei bestimmten degenerativen Erkrankungen. Für weitere Einsatzgebiete stehen verschreibungspflichtige Produkte zur Verfügung. Doch neben der erwünschten Wirkung kann die Anwendung der Gele auch unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, wie die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) in einer aktuellen Information bekanntgibt.
Bei den Gelen handelt sich um 1- bis 2-prozentige Zubereitungen, die das Diethylamin- oder das Natriumsalz von Diclofenac enthalten. Häufig beigefügt ist der Hilfsstoff Propylenglycol, seltener sind es Butylhydroxytoluol und ätherische Öle. Für alle drei genannten Hilfsstoffe sind unerwünschte Hautreaktionen beschrieben.
Mit einer Inzidenz von über 2 Prozent sind lokale Hautreaktionen im Bereich der Applikationsstelle die häufigste Nebenwirkung, einschließlich einer Dermatitis. Das Risiko besteht nicht nur für Diclofenac, wie die AMK betont. Es ist grundsätzlich bei allen topisch applizierten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), wie zum Beispiel Ibuprofen oder Ketoprofen, vorhanden.
84 Spontanberichte seit 2013
Die AMK hat eigenen Angaben zufolge im Zeitraum von 2013 bis Mitte 2016 insgesamt 84 Spontanberichte aus Apotheken erhalten, in denen Diclofenac-haltige Gele mit unerwünschten kutanen Wirkungen in Verbindung gebracht wurden. Unter diesen wurde in 22 Fällen über Reaktionen mit mehr oder weniger großen Blasen und in Einzelfällen über Sekundärinfektionen oder großflächige Hautablösungen berichtet. Die Symptome übertrafen damit die einer Kontaktdermatitis, wie zum Beispiel Rötung, Schwellung, Juckreiz und Brennen an der Applikationsstelle. Bei der Hälfte der 22 Fälle traten die Hautreaktionen bereits nach der ersten Applikation auf und hielten bei 18 Patienten länger als zwei Wochen an.
Obwohl nur selten berichtet, kann auch ein absichtlicher Off-label-Use für häufigere Hautreaktionen ursächlich sein. Die AMK weist darauf hin, dass NSAR-haltige Gele nicht auf erkrankter beziehungsweise verletzter Haut und nicht großflächig aufgetragen werden sollen. Auch von der Anwendung NSAR-haltiger Gele unter luftdichten Verbänden (Okklusivverband) wird abgeraten. Vor Anlegen eines – bei stumpfen Traumen häufig sinnvollen – Stützverbandes sollte das Gel einige Minuten eintrocknen.
Hinweise für Apotheken
Zur Reduktion von unerwünschten Hautreaktionen gibt die AMK den Apotheken folgende weitere Hinweise:
- Weisen Sie vor der Abgabe NSAR-haltiger Gele Patienten auf die korrekte Anwendung und mögliche kutane Nebenwirkungen hin.
- Erfragen Sie vorbekannte Unverträglichkeiten.
- Raten Sie vor allem älteren Patienten zu einer etwa
erbsengroßen Testdosis Gel, zum Beispiel am Unterarm. Beachten Sie: Es kann zu
verzögerten Unverträglichkeitsreaktionen kommen.
- Erfragen Sie, ob gegebenenfalls eine systemische Therapie mit NSAR wie Ibuprofen oder Diclofenac besteht. Aufgrund zusätzlicher Risiken sollte eine Kombination mit NSAR-haltigen Gelen nicht empfohlen werden.
- Patienten sollen NSAR-haltige Gele bei ersten Hautrötungen sofort absetzen, mit reichlich Wasser abwaschen und bei schweren Hautreaktionen unverzüglich ärztlichen Rat einholen.
Und nicht zuletzt bittet die AMK alle Apotheken darum, ihr Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen, die in Zusammenhang mit der Anwendung topischer NSAR stehen, zu melden.
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