Nach Zyto-Betrugsfall

Apotheken-Kontrolle schlechter als in Kitas?

Berlin - 07.12.2016, 07:00 Uhr

Strengere Qualitäts-Kontrollen nötig? Patientenschützer wollen Zyto-Apotheken stärker kontrollieren lassen. Deren Verband wehrt sich aber gegen die Vorwürfe. (Foto: Wesser)

Strengere Qualitäts-Kontrollen nötig? Patientenschützer wollen Zyto-Apotheken stärker kontrollieren lassen. Deren Verband wehrt sich aber gegen die Vorwürfe. (Foto: Wesser)


Nachdem ein Apotheker aus Bottrop jahrelang „gepanschte“ Krebsmedikamente bei den Kassen abgerechnet haben soll, fordern Patientenschützer stärkere Kontrollen für Zyto-Apotheken. Klaus Peterseim, Vorsitzender des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker, sieht aber keinen Mehrbedarf an Amtsapothekern und Pharmazieräten.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat schärfere Kontrollen der Apotheken in Deutschland gefordert. Nach den Manipulationsvorwürfen gegen einen Apotheker in Nordrhein-Westfalen, der in mindestens 40.000 Fällen bei der Dosierung der Wirkstoffe für die Krebstherapie „gespart" haben soll, dürfe es ein „weiter so“ nicht geben, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Der Bundestag müsse das Arzneimittelgesetz verschärfen.

Es könne seiner Ansicht nach nicht sein, dass Zytostatika-herstellende Apotheken im Schnitt nur alle zwei bis vier Jahre nach Ankündigung von Amtsapothekern überprüft werden. Notwendig ist aus Sicht von Brysch eine engmaschige Überprüfung der individualisierten Arzneimittel, bevor sie die Apotheke verlassen. „Die Stichprobenkontrollen müssen viermal jährlich, unangekündigt stattfinden. Das erhöht den Überwachungsdruck.“

Brysch: Apotheken schlechter kontrolliert als Kitas

Bisher würden Apotheken schlechter kontrolliert als Großküchen oder die Verpflegung in Kindertagesstätten. Doch mit dem derzeitigen Personal und der Ausrüstung werde eine wirksame Überprüfung aller Apotheken nicht zu schaffen sein, gab Brysch zu bedenken. Im Moment sei ein Amtsapotheker für die pharmazeutische Sicherheit von 600.000 Menschen zuständig. Er kontrolliere neben rund 150 Apotheken, zusätzlich die Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen und im Rettungsdienst.

Für Dr. Klaus Peterseim, den Vorsitzenden des Verbandes der Zytostatika-herstellenden  Apothekerinnen und Apotheker (VZA), mangelt es jedoch nicht an Amtsapothekern. Bei 200 bis 300 Zytostatika-herstellenden Apotheken im  gesamten Bundesgebiet verteile sich die Kontrollaufgabe auf ausreichend viele Amtsapotheker und Pharmazieräte. Limitierend sind für ihn dagegen die Kapazitäten der staatlichen Untersuchungsstellen, die die Proben analysieren können. Peterseim ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass Zytostatika-versorgende Apotheker selbstverständlich für behördliche Kontrollen zur Verfügung stehen und auch in der Vergangenheit daran mitgewirkt haben. So habe es vor einigen Jahren eine Untersuchung von Proben aller Zytostatika-herstellenden Apotheken in Nordrhein-Westfalen gegeben. Dabei seien alle Proben einwandfrei gewesen, sowohl mikrobiologisch als auch in Sachen Gehalt.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Kontrollen/Strafen

von Holger Hennig am 07.12.2016 um 9:12 Uhr

Mir fehlen einerseits jede Menge Informationen zu den Hintergründen des konkreten Falls und andererseits die kriminelle Energie, selber auf solche Ideen zu kommen. Aber es ist doch angeblich so, dass nur gegen den EINEN Apotheker ermittelt wird. Selbst die anderen Mitarbeiter in der Abteilung (er wird ja die beklagten 40.000 Zubereitungen nicht völlig allein hergestellt haben) haben das doch scheinbar nicht mitbekommen?

Wenn jemand sowas derart gut tarnen kann - wie soll denn ein Pharmazierat im Rahmen einer Stichprobe sowas erkennen können??? Sorry, aber diese reflexartigen Rufe nach mehr Kontrollen und schärferen Strafen, die bringen uns nicht weiter. Wenn Sie nem Dreijährigen ne Tafel Schokolade auf den Tisch legen, wird es auf Dauer nichts nützen, wenn Sie ihm damit drohen ihm die Finger abzuhacken wenn er nascht. Je länger Sie sich außerhalb des Raumes aufhalten, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass er zugreift. Will sagen: nicht die Abschreckung am ENDE des Prozesses muss größer werden, sondern der Anreiz zum illegalen Gewinn am ANFANG ...

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