Sozialministerin Diana Golze

Kein Pharmazie-Studiengang in Brandenburg

Berlin - 07.12.2016, 13:30 Uhr

Immer noch nicht gefunden: Ein Weg, das Pharmaziestudium nach Brandenburg zu bringen. (Foto: auremar / Fotolia)

Immer noch nicht gefunden: Ein Weg, das Pharmaziestudium nach Brandenburg zu bringen. (Foto: auremar / Fotolia)


Die Landesapothekerkammer Brandenburg lässt nichts unversucht, die Politik von der Notwendigkeit eines Studiengangs Pharmazie im Land zu überzeugen. Schon jetzt ist ein Fachkräftemangel spürbar. Doch Sozialministerin Diana Golze hat den Hoffnungen der Kammer nun einen Dämpfer versetzt. 

Noch vor einem Monat zeigte sich der Brandenburger Kammerpräsident Jens Dobbert zuversichtlich. Bei der Kammerversammlung berichtete er, dass die Bemühungen, im Bundesland einen Studiengang für Pharmazie zu etablieren, an Fahrt aufgenommen hätten. Es seien viele Gespräche mit Landespolitikern verschiedener Parteien geführt worden. Hoffnung gab den Brandenburger Apothekern zudem eine Studie der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB). In dieser wurde im Auftrag des Wissenschaftsministeriums der Fachkräftebedarf in Brandenburger Apotheken analysiert. Dobbert sah in der Studie die eigene Einschätzung bestätigt: „Das ZAB empfiehlt der Landesregierung, einen Studiengang Pharmazie im Land Brandenburg zu etablieren“, fasste er das Ergebnis der (noch) nicht öffentlichen Studie am 9. November zusammen.

Keine Entwicklungspläne bis 2025

Daher macht die Antwort der Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Diana Golze (Die Linke), auf eine Kleine Anfrage von CDU-Landtagsabgeordneten zunächst stutzig. Die CDU-Politiker Raik Nowka und Michael Schierack wollten nach Gesprächen mit der Apothekerschaft wissen, ob die Landesregierung die Auffassung des ZAB teile, dass in Brandenburg Bedarf für ein Pharmazeutisches Institut besteht. In der Antwort der Ministerin heißt es: „Die Analyse der ZAB vertritt nicht die Auffassung, dass im Land Brandenburg Bedarf an einem pharmazeutischen Institut besteht“. Golze macht deutlich, dass die derzeitige Hochschulentwicklungsplanung bis zum Jahr 2025 die Einrichtung eines Pharmazeutischen Studiengangs nicht vorsieht. Und sie erstickt etwaige Hoffnungen im Keim: „Eine Änderung ist nicht beabsichtigt“. Warum die Ministerin die Studie anders versteht, lässt sich aus der weiteren Antwort erahnen: In ihrer Analyse habe die ZAB neben der reinen Datenaufbereitung mögliche Handlungsempfehlungen für unterschiedliche Akteure formuliert, heißt es. Ziel dieser Empfehlungen sei es, den arbeitsmarktpolitischen Diskurs in den verschiedenen Bereichen der Fachkräftesicherung anzuregen und denkbare Gestaltungsspielräume zur Diskussion zu stellen. Eine ausdrückliche Empfehlung an die Politik kann Golze darin offenbar nicht erkennen. 

Keine Garantie für stabile Rahmenbedingungen

Die CDU-Abgeordneten wollten zudem wissen, welche Erkenntnisse die Landesregierung zum aktuellen und künftigen Apothekenbedarf hat. Hierzu führt Golze aus, dass es derzeit 573 öffentliche Apotheken im Land Brandenburg gebe. In den letzten Jahren habe die Zahl im Mittel bei 576 gelegen. Negative Auswirkungen auf die Arzneimittelversorgung seien nicht zu erkennen, auch wenn statistisch gesehen eine Apotheke im Land Brandenburg unwesentlich mehr Patienten versorge als in vergleichbaren Bundesländern. Für den mittelfristigen Zeitraum bis 2020 seien „keine substantiellen, nachteiligen Veränderungen zu erwarten“. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Rahmenbedingungen für die inhabergeführten Apotheken erhalten bleiben. Und dass deren Änderung nicht immer vorhersehbar ist, räumt sie angesichts der umfassenden EU- und bundesrechtlichen Regulierung des Apothekensystems ein. „Zum Beispiel ist derzeit nicht absehbar, wie sich der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln mit Blick auf das aktuelle EuGH-Urteil entwickeln wird und welche langfristigen Auswirkungen dies auf bestehende Strukturen haben könnte“, schreibt die Ministerin.

Förderung der PTA-Schule in Eisenhüttenstadt

Golze betont jedoch, dass es ein wichtiges Anliegen der Landesregierung sei, die derzeit bestehende Versorgungslage zu erhalten. Brandenburg finanziere auch deshalb seit Jahren die Ausbildung der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (PTA), indem sie die Schule für Gesundheits- und Pflegeberufe e.V. in Eisenhüttenstadt fördere. „Diese Förderung ist freiwillig und geschieht mit Blick auf den Fachkräftebedarf in Apotheken“, unterstreicht die Ministerin.

Letztlich geht die Diskussion um die Sicherung von Fachkräften für Golze aber noch viel weiter. Für die junge, nachrückende Generation von Apothekern sei langfristige Planungssicherheit ein essenzielles Kriterium, schreibt sie. Dabei spielten neben den wirtschaftlichen Aspekten auch solche Faktoren eine Rolle, die das soziale und gesellschaftliche Umfeld betreffen. Stichworte sind etwa Kinderbetreuung, Schulen und Angebote und kulturelle Aktivitäten. „Die Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen und Anreize für junge Menschen, als selbstständige Apothekerinnen und Apotheker tätig zu sein, stellt eine strukturelle Herausforderung dar, die in den Kommunen bzw. Regionen erörtert und gesteuert werden muss. Der wichtige Diskurs zur Arzneimittelversorgung im Land Brandenburg mit seinen unterschiedlichen Bezügen wird von der Landesregierung weiterhin aktiv unterstützt werden“.

Und so wird sich in nächster Zeit wohl nichts daran ändern, dass Brandenburg neben Bremen das einzige Bundesland ist, das keinen Pharmazie-Studiengang anbietet.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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