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Mögliches Virostatikum
Naturstoff Silvestrol hoffnungsvoller Kandidat im Kampf gegen Ebola
Forscher der Universitäten Marburg und Gießen haben den natürlich vorkommenden Wirkstoff Silvestrol aus dem asiatischen Mahagonigewächs Aglaia foveolata als mögliches Virostatikum identifiziert. In der Zellkultur hemmte der Wirkstoff die Vermehrung von Ebola-Viren. Bislang wurde Silvestrol vor allem als Mittel zur Krebstherapie diskutiert.
Aglaia foveolata ist ein zur Familie der Mahagonigewächse gehörender bis zu 17 Meter hoher Baum, der auf den südostasiatischen Inseln Borneo und Sumatra sowie in Malaysia beheimatet ist. Der Baum ist mittlerweile auf der Roten Liste gelandet, weil sein natürlicher Lebensraum durch Landnutzung immer weiter schrumpft. Dabei könnte er nun wegen eines recht einzigartigen Inhaltsstoffes gerade für Pharmazeuten an Bedeutung gewinnen, scheint er doch das Wort zu widerlegen, dass gegen viele Viren „kein Kraut gewachsen“ sei.
Silvestrol ist der Name des zur Gruppe der Cyclopenta[b]benzofurane gehörenden Wirkstoffs, der in den Früchten und Zweigen des Baumes vorkommt. Forscher aus Marburg und Gießen haben nun in Zellkulturversuchen zeigen können, dass Silvestrol möglicherweise ein potentes Virostatikum ist, das die Vermehrung von Erregern wie das Ebola-Virus wirksam hemmen kann. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt in der Online-Ausgabe des Fachmagazins „Antiviral Research“.
Bislang wurde an Silvestrol hauptsächlich im Zusammenhang mit Krebs geforscht
Bislang wurde Silvestrol eher im Zusammenhang mit der Therapie von Krebs diskutiert. Durch seinen Wirkmechanismus, der unter anderem in der Protein-Biosynthese bei der Translation, also der Umsetzung der genetischen Information aus RNA in Proteine, ansetzt, kam die Inspiration, den Wirkstoff auch auf seine Wirkung gegen Viren zu untersuchen, erklärt Arnold Grünweller, Professor am Institut für Pharmazeutische Chemie an der Philipps-Universität Marburg. „Ich bin auf das Silvestrol aufmerksam geworden durch Krebsstudien, die wir in unserem Institut in der Arbeitsgruppe von Professor Roland Hartmann durchführen. Dabei zeigte sich, dass Silvestrol sehr effizient die onkogene Kinase PIM1 inhibiert.“ PIM1 fördert die Zellproliferation, inhibiert die Apoptose, aktiviert zudem die Protein-Biosynthese und wird bei unterschiedlichen Krebsarten vermehrt gebildet.
Marburg besitzt eines von vier Hochsicherheitslaboren in Deutschland
Ein gemeinsamer Kontakt von Krebs- und Viren-Forschung habe sich dann unter anderem dadurch ergeben, dass Hartmann gemeinsam mit der Arbeitsgruppe des Leiters des Marburger Hochsicherheitslabors, Professor Stephan Becker vom Institut für Virologie, ein Kooperationsprojekt im Rahmen eines Sonderforschungsbereichs (SFB1021) leite, erklärt Grünweller. „In diesem Projekt untersuchen wir unter anderem die Auswirkungen viraler RNA-Strukturen auf den Lebenszyklus von Ebola-Viren.“ Die Uni Marburg ist in der Forschung an dem aggressiven Erreger des hämorrhagischen Fiebers Ebola traditionell weit vorne und gilt als die meistzitierte Universität weltweit in diesem Bereich. Als einer von vier Standorten in Deutschland verfügt man mit einem Labor der biologischen Sicherheitsstufe Vier in Marburg über die Ausstattung, an Ebola-Viren zu forschen. An der Forschung war ebenfalls die Arbeitsgruppe von Professor John Ziebuhr am Institut für Virologie der Universität Gießen beteiligt.
„Silvestrol bindet sehr spezifisch an das Enzym eIF4A (eukaryotic initiation factor-4A) und erhöht dessen Bindungsaffinität zum mRNA-Substrat. Durch diese Bindung wird die eIF4A-Helikase an der mRNA förmlich festgesetzt und kann nicht mehr ihre Funktion ausüben, die darin besteht, strukturierte RNA-Regionen aufzulösen, damit die kleine Untereinheit des Ribosoms binden kann“, erklärt Grünweller den Wirkmechanismus des Silvestrols bei der Hemmung der Ebola-Viren. Das Ribosom ist ein Protein-RNA-Komplex, in dem die Umsetzung der genetischen Botschaft in Proteine stattfindet. Auf diese Weise werde die Translation, in dem Fall der Virus-RNA, in Virus-Proteine verhindert.
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