Reaktion auf EuGH-Urteil 

Noweda startet Informationskampagne

München - 15.12.2016, 15:00 Uhr

Noweda hat im Rahmen einer  Informationskampagne Plakate entworfen, die auf Leistungen der niedergelassenen Apotheken vor Ort hinweisen. (Fotos: Noweda)

Noweda hat im Rahmen einer  Informationskampagne Plakate entworfen, die auf Leistungen der niedergelassenen Apotheken vor Ort hinweisen. (Fotos: Noweda)


Die Apothekergenossenschaft Noweda sieht die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln durch das EuGH-Urteil zu Rx-Boni gefährdet. Mit einer Plakataktion will sie nun auf die Bedeutung der Präsenzapotheken aufmerksam machen. 

„Welche ausländische Versandapotheke versorgt nachts Ihr krankes Kind? Keine“, „Welche ausländische Versandapotheke belebt Ihre Innenstadt? Keine“, „Welche ausländische Versandapotheke fertigt Ihre Salbe? Keine“ So lauten die ersten drei von verschiedenen Plakatmotiven, die die Apothekergenossenschaft Noweda in den kommenden Wochen an die Apotheken verschicken wird. Nach Angaben der Genossenschaft sollen sie kommunizieren, was die Apotheken vor Ort leisten und wie wenig sich die durch das EuGH-Urteil bevorteilten ausländischen Versandapotheken an den Gemeinwohlpflichten der Arzneimittelversorgung beteiligen.

Die Plakate sind Teil einer Informationskampagne, mit der die Genossenschaft auf die „Fehlentscheidung des EuGH“ vom 19. Oktober aufmerksam machen will. Mit der Aktion sollen nicht nur die Leistungen der niedergelassenen Apotheken vor Ort herausgestellt werden, sondern Politik und Patienten deutlich gemacht werden, welche Gefahren der flächendeckenden Versorgung drohten. Mit dieser Aktion, die auf der Noweda-Generalversammlung am 19. November 2016 in Essen angekündigt worden war, reagiert Noweda nach eigenen Angaben im Sinne ihrer Mitglieder.

„Urteil in der Presse fälschlicherweise als Durchbruch gefeiert"

„Als apothekereigenes Wirtschaftsunternehmen mit über 8700 Mitgliedern sind wir verpflichtet, über die drohenden Folgen des EuGH-Urteils, wie die Gefahr eines zunehmenden Apothekensterbens gerade in ländlichen Gebieten, umfassend zu informieren. Insbesondere, da das Urteil von vielen Publikumsmedien fälschlicherweise als großer Durchbruch für mehr Wettbewerb und eine kostengünstigere Arzneimittelversorgung gefeiert wird“, sagt Wilfried Hollmann, Vorstandsvorsitzender der Noweda.

In einem Schreiben an die Mitglieder des Bundestages und des Gesundheitsausschusses, die Gesundheitsminister der Länder und die Parlamentarischen Staatssekretäre sowie rund 1000 Bürgermeister erklären Hollmann und Noweda-Vorstandsmitglied Michael P. Kuck außerdem: „Die Entscheidung hat mit fairem Wettbewerb nicht das mindeste zu tun. So beteiligen sich die vom Urteil begünstigten ausländischen Versandhandelsapotheken nicht an der aktiven Beratung und Betreuung der Patienten, sie beteiligen sich nicht an der aufwendigen Rezepturherstellung, der kostenträchtigen Versorgung mit Betäubungsmitteln und sie beteiligen sich nicht an der lebenswichtigen Notfallversorgung durch Nacht- und Notdienste vor Ort.“ Die flächendeckende, wohnortnahe, schnelle und unkomplizierte Arzneimittelversorgung sowie die Nacht- und Notfallversorgung, wie sie in Deutschland bisher durch die Präsenzapotheken gewährleistet werden, müssten auch weiterhin für die Patienten sichergestellt sein. „Es kann und darf nicht sein, dass ungezügelte Marktkräfte über den Verbraucherschutz im Gesundheitswesen triumphieren“, so Hollmann und Kuck weiter.

Die Motive sollen allen Mitglieder-Apotheken von Noweda als Plakat zur Verfügung gestellt und darüber hinaus öffentlich verbreitet werden. 


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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