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Großhandelskonditionen
Hersteller sehen keine Kontingentierung
Viele Apotheker müssen in diesem Jahr mit verschlechterten Einkaufskonditionen rechnen. Die Großhändler Phoenix und Gehe begründen dies damit, dass sie von Herstellern immer häufiger nur Teilmengen, also kontingentierte Mengen geliefert bekommen. Die Pharmaunternehmen sehen sich aber nicht in der Schuld. Vielmehr meinen sie, dass Großhändler zu viel exportieren.
In der Arzneimittel-Lieferkette tut sich derzeit ein Problem auf, unter dem in erster Linie die Apotheker leiden müssen: Die beiden Branchenriesen Gehe und Phoenix hatten ihren Kunden in den vergangenen Tagen mitgeteilt, dass es für sogenannte Kontingent-Arzneimittel keine Rabatte mehr geben könne. Betroffen sind Medikamente, die die Hersteller nur in Teilmengen an den Großhandel ausliefert. Der Mannheimer Pharmahändler Phoenix hatte sogar weitere „deutliche Vergütungskürzungen“ angekündigt. Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper wies im Interview mit DAZ.online daraufhin, dass die Hersteller die Arzneimittel „willkürlich“ kontingentierten, um die Großhandelsmarge zu „vereinnahmen“.
Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat für solche Feststellungen allerdings kein Verständnis. Ein Sprecher sagte: „Es geht darum, dass die vor Ort benötigten Arzneimittel auch tatsächlich beim Patienten ankommen müssen.“ Heißt im Klartext: Es gibt genügend Arzneimittel im Markt – sie landen nur nicht da, wo sie hingehören.
Auf Nachfrage erklärte der vfa-Sprecher, dass Hersteller „ebenso wie Großhändler und Apotheken“ dazu verpflichtet seien, Arzneimittel angemessen und kontinuierlich bereitzustellen. Dass es in den Apotheken zu Lieferengpässen komme, liegt aus Sicht der Hersteller aber an den Großhändlern selbst. Denn: „Es ist eine Folge des Parallelhandels, dass Händler dorthin exportieren, wo sie mehr Geld verdienen können. Damit können aber Lieferengpässe im ‚Ursprungsland des Arzneimittels‘ entstehen, denn die Bereitstellung von Arzneimitteln kann vom Originalanbieter nicht ‚auf Zuruf‘ angepasst, umgestellt oder erhöht werden. Diese Konsequenz des Parallelhandels als Kontingentierung zu bezeichnen, halten wir für falsch.“
Auch der Generika-Branchenverband Pro Generika widersprach: Im sozialen Netzwerk Twitter schrieb der Verband, dass der Generika-Vertrieb über den Großhandel zwischen Januar und September 2016 um 3 Prozent angestiegen sei.
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Eine weitere, damit eng verknüpfte Marktentwicklung bereitet den Apothekern derzeit ebenfalls Kopfschmerzen. Weil viele Arzneimittel über den Großhandel nur noch begrenzt oder gar nicht mehr lieferbar sind, müssen die Pharmazeuten entweder direkt beim Hersteller oder über die Pharma Mall bestellen. Für die Apotheker heißt das: bürokratischer Mehraufwand und Mehrkosten. Phagro-Chef Trümper zeigte sich besorgt – schließlich liefere der Großhandel schneller und häufiger. Außerdem betreffe diese Entwicklung die Großhändler auch wirtschaftlich.
Der vfa wollte sich zu diesem Thema allerdings überhaupt nicht äußern. Auf die Fragen, welche Vorteile der Direktvertrieb und der Vertrieb über die Pharmamall für Hersteller haben, antwortete der Pharma-Verband nicht.
2 Kommentare
Pharma Mall
von Carsten Moser am 06.01.2017 um 14:59 Uhr
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AW: Pharma Mall
von Gerd Reitler am 06.01.2017 um 18:39 Uhr
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