APOkix-Umfrage

Beratungsqualität, Retaxationen und Rx-Versandverbot

Berlin - 16.01.2017, 11:15 Uhr

Gute Beratung spielt für Apotheken auch 2017 die größte Rolle. (Foto: Schelbert)

Gute Beratung spielt für Apotheken auch 2017 die größte Rolle. (Foto: Schelbert)


Das EuGH-Urteil zu Rx-Boni lässt viele Apothekenleiter pessimistisch in die Zukunft blicken. 63 Prozent der im Dezember befragten APOkix-Teilnehmer erwarten, dass sich ihre Geschäftslage künftig verschlechtert. Neben der Beratungsqualität und der Vermeidung von Retaxationen halten sie das Rx-Versandverbot daher für eines der Top-Themen 2017.

Der allmonatlich vom Institut für Handelsforschung (IFH) Köln ermittelte Apotheken-Konjunkturindex (APOkix) zeigte im vergangenen Dezember eine deutliche Spreizung: Während die Erwartungen an die Geschäftslage für die kommenden zwölf Monate erneut in den Keller gingen und der Index auf 46,6 Punkte sank, stieg die Beurteilung der aktuellen Lage gegenüber dem Vormonat um gut neun Punkte auf 89,1. Der Index ergibt sich aus der Gegenüberstellung positiver und negativer Wertungen – liegt er bei 100 Punkten, halten sich positive und negative Einschätzungen die Waage.

Seit dem EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016 sinken die Werte für die erwartete Geschäftsentwicklung beständig. Im September 2016 lag der Index hier noch bei 72,7 Punkten.

IFH Köln

Schaut man etwas genauer hin, bewerten 45,7 Prozent der rund 200 Apothekenleiter, die das IFH im Dezember befragt hat, die derzeitige Situation neutral. Knapp 22 Prozent sind sehr oder eher positiv gestimmt, die übrigen Befragten eher oder sehr negativ. Im Vergleich zum Dezember 2015 stieg der Index zur aktuellen Lage um 2,4 Punkte.

Ganz anders das Bild bei den Erwartungen: Knapp 63 Prozent der APOkix-Teilnehmer gehen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation leicht bis stark verschlechtern wird. 27,6 Prozent rechnen mit einer stabilen Situation, nur rund jeder Zehnte erwartet eine Verbesserung. Gegenüber dem Index des Vorjahres ging der APOkix-Punktwert um beachtliche 27,7 Prozent zurück.

Was sind die ­Top-Themen 2017?

Weiterhin wurden die APOkix-Teilnehmer im Dezember danach gefragt, welche Relevanz bestimmte Themen im Jahr 2017 für ihre Apotheken haben werden. An der Spitze der Nennungen stehen hier – wie schon im Vorjahr – die Beratungsqualität in der Apotheke (76,4% hohe Relevanz) und die Vermeidung von Retaxationen (74,5%). Sehr dicht auf dem dritten Platz folgt jedoch die Nennung des Rx-Versandverbots (72,5%) – dieses Thema war im Vorjahr nicht abgefragt worden.

Im Vergleich zu 2015 hat – sicherlich auch im Zusammenhang mit dem EuGH-Urteil – ein weiteres Thema an Brisanz zugenommen: Der Wettbewerb mit Versandapotheken ist 2017 für 43,7 Prozent der APOkix-Teilnehmer von hoher Relevanz. Das sind mehr als doppelt so viele Nennungen als im Vorjahr.

Ein weiteres wichtiges Thema ist für gut 60 Prozent der Befragten der Bürokratieabbau. Dagegen spielt die Suche nach Personal offenbar eine geringere Rolle: Nur für gut jeden fünften Befragten ist die Besetzung neuer Apotheker/Approbierten-Stellen in seiner Apotheke von hoher Relevanz. Neue PTA- oder PKA-Stellen zu besetzen, spielt für noch weniger eine wichtige Rolle.

IFH Köln

Schlechte Noten für Politik und Standesvertretung

Darüber hinaus wurden die APOkix-Teilnehmer darum gebeten, „die Gesundheitspolitiker“ sowie „die Standesvertretung“ zu benoten. Konkrete Namen wurden nicht abgefragt. Die  Beurteilung fiel – wie bereits in der Vorjahren – für beide sehr schlecht aus. Nach Schulnoten erreichten beide einen Schnitt von 4,5. Das ist immerhin etwas besser als in den Vorjahren. Die Politiker bekamen 2015 eine 4,9 im Schnitt und 2014 eine 4,6. Die Standesvertretung wurde 2015 mit 4,6 und 2014 mit ebenfalls 4,5 bewertet.

Die letzte Frage im Dezember-APOkix lautete: Welche Erwartungen haben Sie 2017 an Ihre Standesvertretung? Die häufigste Nennung mit 27,8 Prozent war hier ein ernüchterndes „keine Erwartungen (mehr)“. An zweiter Stelle folgt mit 22,8 Prozent, dass die Standesvertretung das Rx-Versandverbot durchsetzt. Auf Platz drei erwarten die Befragten „mehr Durchsetzungsvermögen“ (17,7%). Beim Thema Honorar haben die Befragten 2017 wenig Hoffnung: Nur knapp acht Prozent erwarten, dass die Standesvertretung eine bessere Honorierung erreicht.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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