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Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe
„Der Impfstoff ist so gut, er rottet sich selber aus“
Ein gutes Pneumokokken-Impfprogramm für Kinder mit Konjugat-Impfstoffen bietet nach zehn Jahren einen substanziellen Schutz für die Bevölkerung. Denn sie schützen nicht nur vor Pneumonien, sondern wirken auch der Kolonisation entgegen.
Mehr als die Hälfte der Kleinkinder sind im Mund-Nasen-Rachenraum mit Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) asymptomatisch besiedelt. Mit zunehmendem Alter nimmt das ab. Auch Menschen, die viel Kontakt mit Kindern haben, weisen häufiger Besiedelungen mit diesen Erregern auf. Sie können lokale Infektionen verursachen, wie Otitis media oder nicht-bakteriämische Pneumonie, oder – im schlimmeren Fall – Sepsis, Meningitis und bakteriämische Pneumonie. Schätzungen zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr etwa 5000 Menschen an Pneumokokken-Infektionen. Besonders gefährdet sind Kinder unter zwei Jahren, ältere Menschen und Patienten, die an bestimmten Grunderkrankungen leiden. Daher empfiehlt die STIKO für diese Risikogruppen, sich impfen zu lassen.
Zwei Impfstofftypen kommen zum Einsatz. Ein Polysaccharid-Impfstoff und – neuere – Konjugatimpfstoffe, die bei Kindern eingesetzt werden. Diesen misst Professor Thomas Weinke, Infektiologe und STIKO-Mitglied, eine große Bedeutung beim Schutz vor Pneumokokken-Infektionen bei. Gute Impfprogramme für Kinder mit Konjugatimpfstoffen böten einen substanziellen Schutz für die gesamte Bevölkerung – nach zehn Jahren, erklärte Weinke auf dem Pharmacon in Schladming. Bei den Konjugat-Impfstoffen sind die Polysaccharide an ein Trägerprotein gekoppelt. So sind sie in der Lage, zusätzlich eine T-Zell-abhängige Immunität hervorzurufen. Polysaccharide hingegen aktivieren ausschließlich B-Zellen und sind daher bei unreifen Immunsystemen wie dem von kleinen Kindern nicht effektiv. Zwei Impfstoffe sind hier verfügbar: ein gegen 10 Serotypen wirksamer (PCV10, Synflorix®), der bis zu einem Alter von fünf Jahren zugelassen ist, und ein 13-valenter (PCV13, Prevenar 13®), zugelassen für alle Altersgruppen.
Im Gegensatz zu den Polysacharid-Impfstoffen, die erst greifen, wenn die Pneumokokken die Mukosabarriere überwinden, stoppt der Konjugat-Impfstoff die Kolonisation. Ganze Stämme lassen sich damit ausrotten. Die Ausbreitung der Pneumokokken wird so unterbunden. „Dieser Impfstoff ist so gut, dass er sich selber ausrottet.“ erklärte Weinke.
Die Impfraten in den Zielgruppen sind in Deutschland nach Weinkes Ansicht aber unzureichend. So waren 2016 zwar 85,3 Prozent der Säuglinge geimpft. Es gibt allerdings große regionale Schwankungen. So liegen in den neuen Bundesländern die Impfquoten teilweise bei über 95 Prozent, im Westen stellenweise nur bei 70 Prozent.
2 Kommentare
Was nützt es
von Karl Friedrich Müller am 18.01.2017 um 18:31 Uhr
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AW: Was nützt es
von Julia Borsch/DAZ.online am 18.01.2017 um 19:27 Uhr
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