OTC-Switch

Ibuprofen nicht mit Coffein – aber als Pflaster

Stuttgart - 20.01.2017, 17:00 Uhr

Ibuprofen plus Coffein müssen Patienten weiterhin selber kombinieren. Es wird kein OTC-Präparat mit der fixen Kombination geben. (Foto: Focus Focus LTD / Fotolia)

Ibuprofen plus Coffein müssen Patienten weiterhin selber kombinieren. Es wird kein OTC-Präparat mit der fixen Kombination geben. (Foto: Focus Focus LTD / Fotolia)


Zur transdermalen Anwendung ja, aber nicht als Tabletten in fixer Kombination mit Coffein: Das empfiehlt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht, bei dem gleich zweimal Ibuprofen aus der Tagesordnung stand. Außerdem wurde der OTC-Switch von Aciclovir plus Hydrocortison als Creme diskutiert – und befürwortet. 

Ibuprofen plus Coffein wird auch in Zukunft in deutschen Apotheken nicht zu haben sein. Der Antrag von Boehringer-Sanofi, 400 Milligramm Ibuprofen plus 100 Milligramm Coffein aus der Verschreibungspflicht zu entlassen, wurde vom Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht abgelehnt. Ein Rx-Variante dieser Kombinationsanalgetika existiert derzeit in Deutschland nicht. Die Tatsche, dass Analgetika in fixer Kombination mit Coffein von der Verordnung ausgeschlossen sind, ist sicherlich ein Grund dafür.

Erweitert werden könnte das Ibuprofen-Sortiment aber dennoch, denn auf der Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses fand sich ein weiteres Ibuprofen-haltiges Arzneimittel. Nämlich Ibuprofen zur trans-dermalen Anwendung. Dieser Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht, hinter dem Medienberichten zufolge Nurofen-Hersteller Reckitt-Benckiser stecken soll, erhielt ein positives Votum. Die Pflaster sollen bis zu 200 Milligramm Ibuprofen enthalten dürfen. Die Ausnahme bei „Ibuprofen zur äußeren Anwendung“ könne um den Zusatz „einschließlich Pflaster“ ergänzt werden, heißt es. Außerdem wird empfohlen, die verschreibungsfrei erhältliche Konzentration von fünf auf sechs Prozent zu erhöhen.

Neue Fixkombination bei Herpes

Außerdem spricht sich der Sachverständigenausschuss dafür aus, die fixe Kombination aus Aciclovir und Hydrocortison aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Sie ist bislang als Zovirax Duo nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich. Diese Wirkstoffkombination wird – folgt der Gesetzgeber den Empfehlungen –  in Zukunft zur Behandlung von Herpes labialis zur Verringerung des Risikos von ulzerativen Läsionen bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren im OTC-Sortiment zur Verfügung stehen. Wobei ein Aciclovir-Gehalt von 100 Milligramm pro Packung und bei der Hydrocortison-Konzentration ein Gehalt von einem Prozent nicht überschritten werden darf.

Weitere Tagesordnungspunkte waren, die verschreibungsfreie Tagesdosis von Selen zur inneren Anwendung von 50 auf 70 Mikrogramm zu erhöhen – ein Ansinnen, das die Sachverständigen befürworteten. Ebenso wie die Entlassung der Zubereitung aus Methopren und Fipronil zur Anwendung bei Hunden und Katzen aus der Verschreibungspflicht. Abgelehnt wurde hingegen der Antrag, die für die Selbstmedikation zugelassene Tagesdosis von Colecalciferol (Vitamin D3) anzuheben. Sie liegt derzeit bei 1000 I.E.

Wann kommen die Präparate auf den Markt?

Wann mit der Markteinführung der jeweiligen OTC-Arzneimittel zu rechnen ist, ist unklar. Alle Beschlüsse des Sachverständigenausschusses haben lediglich Empfehlungscharakter. Die Entscheidung, ob die Arzneimittelverschreibungsverordnung tatsächlich geändert wird, liegt beim Gesetzgeber. Das Bundesgesundheitsministerium muss die Anpassungen auf den Weg bringen. In den meisten Fällen folgt das Ministerium aber den Empfehlungen der Sachverständigen. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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