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Nicht einmal 80 Prozent der Tuberkulose-Patienten in Deutschland werden erfolgreich behandelt. Schuld sind oft Adhärenzprobleme, denn die Therapie ist komplex und dauert lang. Es gibt also Erklärungsbedarf. Viele Erkrankte sprechen aber kaum Deutsch. Die App „ExplainTB“ hilft in 38 Sprachen bei der Aufklärung.
Obwohl die Zahl der Tuberkulosefälle angestiegen ist, ist die Inzidenz in Deutschland nach wie vor niedrig. 2015 wurden laut Robert Koch-Institut 5865 Fälle gemeldet, 2014 waren es 4533 gewesen. Was die Therapie betrifft, ist die Situation allerdings nicht zufriedenstellend, erklärte Professor Manfred Schubert-Zsilavecz, pharmazeutischer Chemiker aus Frankfurt, beim Abschlussvortrag des Pharmacons in Schladming. Denn die Therapie mit den derzeit verfügbaren Arzneistoffen ist langwierig und komplex. Mindestens ein halbes Jahr empfiehlt die WHO – werden resistente Erreger nachgewiesen, muss noch länger behandelt werden. Das funktioniert nur, wenn alle Beteiligten, also Ärzte, Apotheker und Patienten, gut zusammenarbeiten. Echte Innovationen, die eine kürzere und einfachere Therapie ermöglichen, sind nicht in Sicht. Dabei würden sie dringend gebraucht. Denn derzeit werden hierzulande nicht einmal 80 Prozent der Tuberkulose-Patienten erfolgreich behandelt. Für ein Land wie Deutschland ist das nicht zufriedenstellend, findet Schubert-Zsilavecz.
Wo liegt das Problem? Etwa zwei Drittel der Infizierten sind nicht in Deutschland geboren. Sprachbarrieren und Analphabetismus stehen der Adhärenz oft im Wege. Diese ist aber unerlässlich für eine erfolgreiche Therapie.
Handouts und Videos in 38 Sprachen
Doch es gibt bereits seit einigen Jahren Unterstützung – und zwar in Form einer App, die Schubert-Zsilavecz vorstellt: „ExplainTB“. Sie ist für iOS- und Android-Smartphones verfügbar und liefert 41 Kapitel mit Patienteninformationen in mittlerweile 38 Sprachen. So werden beispielsweise Untersuchungen erklärt oder wie die Übertragung verhindert werden kann. Außerdem gibt es für viele der verfügbaren Informationen eine Vorlesefunktion für Patienten, die selbst nicht lesen können.
Einige der Hilfen finden sich auf der Website explaintb.org. Dort lassen sich zum Beispiel zweisprachige Handouts zum Ausdrucken erstellen. Sie sind zudem mit einem QR-Code versehen. So kann man sie auch auf dem Smartphone oder Tablet darstellen. Auch Vorlesen lassen ist via QR-Code möglich. Des Weiteren gibt es Videos, in denen wichtige Fakten zum Thema Tuberkulose erklärt werden. Sie können alle zudem durch Scannen eines QR-Codes vom ExplainTB-QR-Code-Poster mit jedem Smartphone abgerufen werden. Die Macher empfehlen, das Poster überall dort aufzuhängen, wo es Tuberkulosepatienten sehen können, z. B. in einem Wartezimmer oder auch in der Apotheke.
Entwickelt wurde die kostenlos verfügbare App von Dr. med. Christian Herzmann und seinem Team vom Forschungszentrum Borstel, einem Fachkrankenhaus für Lungenerkrankungen, Infektionen und Allergien – finanziert durch Crowdfunding. Sie wurde 2013 mit dem GermanIdeaAward und 2014 mit dem Aspirin Social Award ausgezeichnet. Beim Präventionspreis 2014 des Wissenschaftlichen Instituts für Prävention im Gesundheitssystem (WIPIG) landete des Projekt unter den Top Ten. Mehr über die Hintergründe und Unterstützer von ExplainTB finden Sie unter www.explainTB.org.
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