Cochrane-Review

Wann ist die Langzeit-Hormontherapie sinnvoll?

Stuttgart - 30.01.2017, 17:00 Uhr

Umstritten: Welche Frauen sollten zur Hormonersatztherapie greifen? (Foto: Mushy / Fotolia)

Umstritten: Welche Frauen sollten zur Hormonersatztherapie greifen? (Foto: Mushy / Fotolia)


Die Hormontherapie spielt weiterhin eine bedeutende Rolle bei der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Außerdem wird sie in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Demenz bei älteren Frauen eingesetzt. Wie es mit der Datenlage dazu steht, zeigt ein aktueller Cochrane-Review.

Die Cochrane-Gruppe Gynäkologie und Fruchtbarkeit hat die Studienlage zu den Auswirkungen einer Langzeit-Hormontherapie (HT) von mindestens einem Jahr Dauer bei peri- und postmenopausalen Frauen aufgearbeitet. In die Bewertung eingeschlossen wurden randomisierte Doppelblindstudien mit einer Hormontherapie gegen Placebo, und zwar mit Östrogenen alleine oder in Kombination mit Gestagenen bei oraler, transdermaler, subkutaner oder intranasaler Verabreichung. 22 Studien mit Daten von insgesamt 43.637 Frauen erfüllten die Einschlusskriterien. Im Fokus standen die Sterblichkeit, kardiovaskuläre Ergebnisse, Krebs, Gallenblasenerkrankungen, Frakturen und die Wahrnehmung.

Zwei Studien waren wesentliche Grundlage der Analyse

Nach eigenen Angaben leiteten die Autoren fast 70  Prozent der Daten aus zwei gut durchgeführten Studien ab, der Heart and Estrogen/progestin Replacement Study (HERS 1998) und der Women's Health Initiative (WHI 1998).

Beide randomisierten kontrollierten Studien wurden in den USA durchgeführt. HERS untersuchte, ob Hormone Frauen, die bereits eine Erkrankung der Herzkranzgefäße haben, vor Herzinfarkt schützen. Die Fragestellung der WHI war, ob sie Frauen, die keine koronare Herzkrankheit haben, nach den Wechseljahren vor Herzinfarkt schützen. Die meisten Studienteilnehmer hatten einen gewissen Grad an Komorbidität. Das durchschnittliche Alter lag in den Mehrzahl Studien über 60 Jahre. 

Um die Ergebnisse der WHI-Studie hatte es im letzten Jahr einigen Wirbel gegeben. In einer Publikation im New England Journal of Medicine hatten zwei der maßgeblichen Studienautoren im März 2016 darauf hingewiesen, dass ihre Studiendaten jahrelang fehlerhaft interpretiert worden seien

Hunderttausende von Frauen hätten in der Folge der Studie, deren Auswertungen seit 2002 publiziert werden, die Hormonpräparate abgesetzt oder wurden nicht angemessen behandelt, weil sie glaubten, die Ersatzbehandlung berge durchweg gesundheitliche Risiken. Über die „Richtigstellung“ hatte sich der Berufsverband der Frauenärzte ausgesprochen erleichtert gezeigt. „Viele Frauen haben jahrelang um ihre Gesundheit gefürchtet, wenn wir ihnen einen Ersatz ihrer Hormone empfohlen und verordnet haben. All diese Frauen können jetzt wirklich erleichtert sein“, kommentierte der Präsident des Verbandes Christian Albring.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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