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Apotheker klagen dieser Tage über Engpässe bei Metronidazol. Ganz defekt scheint das Antibiotikum zwar nicht zu sein, aber einige Hersteller bestätigen, dass es tatsächlich Probleme gibt. Woran liegt das und wann ist Entspannung in Sicht? Wir haben nachgefragt.
Das Antibiotikum Metronidazol spielt mit jährlich etwa drei Millionen zulasten der GKV verordneten Tagesdosen (2014) in der Apotheke eine geringere Rolle als andere Antibiotika. Zum Vergleich: Von Amoxicillin wurden im selben Jahr 84,4 Millionen Tagesdosen verschrieben. Denn Metronidazol hat ein vergleichbar enges Wirkspektrum, nämlich obligate Anaerobier und Protozoen. Insbesondere bei bakterieller Vaginose oder bei Infektionen mit Beteiligung von Anaerobiern, die vom weiblichen Genitaltrakt, vom Hals-Nasen-Ohren- oder vom Zahn-Mund-Kiefer-Bereich ausgehen hat es einen therapeutischen Stellenwert. Und auch bei der Eradikation von Helicobacter pylori wird es eingesetzt als Alternative zu Amoxicillin.
Momentan
gibt es allerdings erhebliche Probleme bei der Lieferfähigkeit. Von einem
kompletten Defekt kann zwar nicht die Rede sein, dennoch haben einige
Hersteller Probleme. Es gibt immer wieder Engpässe, auch in Abhängigkeit des
jeweiligen Herstellers oder Großhändlers. Was steckt dahinter? Wie mehrere
Hersteller übereinstimmend bestätigen, gibt es derzeit Schwierigkeiten bei der
Wirkstoffbeschaffung. Ein wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste Lieferant,
sei ausgefallen, heißt es.
Das sagen die Hersteller
Wann wird sich die Lage entspannen? Novartis-Tochter Hexal, die 400 mg im Programm hat, gibt an, die 14er Packung in KW 17 wieder liefern zu können. Für die größere Packung mit 20 Stück kann die Firma derzeit keinen Liefertermin nennen. Bei Aliud Pharma ist derzeit auch nichts zu holen, ebenso wenig bei Stada. Beide haben die 400-mg- Variante im Programm. Die Lage wird sich Mitte des Jahres wieder entspannen, hoffen die beiden Hersteller. Ebenfalls derzeit nicht lieferfähig ist Ratiopharm. Die Ulmer gehen davon aus, dass – zumindest nach heutigem Stand – Ende Februar beziehungsweise Anfang März wieder Ware zur Verfügung steht.
Drossapharm erwartet bei den 400mg Mitte März Nachschub. Man habe Ende November einen Jahresbedarf an Lager genommen, der sei aber nach sechs Wochen ausverkauft gewesen, erklärt die Firma. 250 mg, die unter dem Handelsnamen Artesan vertrieben werden, könne man zurzeit nur in der großen Packung mit 24 Tabletten liefern. Der Hersteller erwartet aber eine Lieferung mit beiden Packungsgrössen für Anfang März, erklärte er gegenüber DAZ.online.
Von Aristo, Rabattpartner vieler Kassen wie den AOKen Bayern und Baden-Württemberg sowie der Techniker Krankenkasse, liegen keine Informationen zur Lieferfähigkeit vor. Apotheker berichten von Schwierigkeiten bei einzelnen Packungen. Offenbar sind auch manche Großhändler besser bevorratet als andere. Ebenso scheint die Situation bei Heumann zu sein.
Bei bakteriellen Infektionen gibt es Alternativen
Überhaupt keine Probleme hat nach eigener Aussage die Firma Wolff. Sie sei mit allen Präparaten uneingeschränkt lieferfähig, heißt es auf Nachfrage von DAZ.online. Arillin ist in den Wirkstärken 250 und 500 mg zu haben, außerdem als Vaginalzäpfchen. Vagimid 500 von Apogepha in der zehn Stück-Packung soll ebenfalls verfügbar sein – allerdings nur noch für wenige Tage, erklärt die Firma. Die Produktion werde eingestellt, heißt es.
Fazit ist also: Die Apotheker werden sich wohl noch eine Weile mit Problemen bei Metronidazol rumschlagen müssen. Ein Ausmaß wie beim Novaminsulfon hat die Situation allem Anschein nach derzeit aber nicht, zumal Metronidazol auch deutlich seltener verordnet wird. Außerdem stehen zumindest bei den bakteriellen Infektionen in der Regel Alternativen zur Verfügung stehen. So zeigt zum Beispiel auch Clindamycin bei vielen Anaerobiern gute Wirksamkeit. Bei Protozoen-Erkrankungen wie Trichomoniasis wäre es bei einem totalen Defekt schon schwieriger. Denn die anderen geeigneten Mittel wie Tinidazol sind in Deutschland nicht auf dem Markt.
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