Zukunftskongress Nordrhein

Steffens: „Wir brauchen Sie! “

Bonn - 11.02.2017, 14:07 Uhr

Setzt auf die Apotheke vor Ort und begrüßt ein Rx-Versandverbot: Barbara Steffens, Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen. (Foto: Alois Müller)

Setzt auf die Apotheke vor Ort und begrüßt ein Rx-Versandverbot: Barbara Steffens, Gesundheitsministerin von Nordrhein-Westfalen. (Foto: Alois Müller)


Eindeutiger kann ein Bekenntnis zur Apotheke vor Ort nicht sein: „Wir brauchen Sie“, rief Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens auf dem 9. Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein den Apothekern zu. Nicht weil sie eine Lobbyvertreterin der Apotheker sei, sondern weil sie die Apotheke aus Überzeugung vor Ort für äußerst wichtig halte.

Das Land Nordrhein-Westfalen hat auch unter Mithilfe der Grünen, so die Grünen-Politikerin Steffens, eine klare Stellungnahme zum EuGH-Urteil abgegeben: Es kann nur ein Versandverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel geben. Wenn Verbraucherschützer das Urteil betrachten, dann sehen sie in erster Linie die Einsparmöglichkeiten beim Versandhandel. Aus Sicht von Steffens passe dies nahtlos zu „Geiz ist geil, in eine Reihe, wo Geld, wo materielle Ressourcen über Lebensqualität gestellt werden“. Deswegen sei es wichtig, den Diskurs an der Fachlichkeit zu führen. Der Preis könne natürlich eine Rolle spielen, räumte Steffens ein, aber  wer in Richtung Preis etwas für Verbraucher tun wolle, sollte über andere Stellschrauben nachdenken, Entlastungen für Verbraucher zu schaffen, zum Beispiel Mehrwertsteuer und Zuzahlung, erklärt die Ministerin,

Es sei freilich fraglich, ob man das Rx-Versandverbot noch in dieser Legislaturperiode durchbekomme. „Angesichts der Verfahrensprozesse wissen wir nicht, wo wir ankommen“, sagt Steffens, womit sie das EU-Notifizierungsverfahren ansprach, das ein Rx-Versandverbot durchlaufen müsse. Sie sei zwar optimistisch, riet aber der Apothekerschaft dennoch, „hinter verschlossenen Türen zu überlegen, was wäre wenn“. Für diesen Fall: „Sie müssen eine konstruktive Lösung finden, aber diese Vorschläge müssen von Ihnen kommen!“

Face-to-Face-Beratung nicht ersetzbar

Steffens Position für ein Verbot des Rx-Versandhandels ist allerdings eindeutig: Versandhandel habe nichts mit dem Zeitgeist zu tun, wie immer wieder behauptet werde. Es sei ein Pseudozeitgeist. Menschliche Zuwendung, eine Face-to-Face-Beratung sei durch nichts zu ersetzen. Und vor allem ältere Menschen brauchen die Beratung: „Kein Versandhandel der Welt kann so beraten, aber Sie können das.“

Sie forderte die Apotheker auf, zu überlegen, die Lieferdienste nach Hause zu verbessern, neue Wege zu finden, um beispielsweise chronisch Kranke zu Hause besser zu versorgen. Sie sehe Lösungen allerdings nicht im reisenden Apotheker im Wohnmobil und  Apotheken auf Rädern durch die Gegend fahren zu lassen, sondern in den Vor-Ort-Apotheken, die versorgen.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Face to Face wird digi bis VR ...

von Christian Timme am 13.02.2017 um 6:41 Uhr

Face to Face. Ein Prinzip steht zur Diskussion. Gehen uns die Menschen aus?. Auf der Seite der Erbringer ja, sie werden gebraucht wie nie zuvor aber keiner will sie bezahlen und die Kassen schon mal überhaupt nicht. Das läuft auf Pflege-Hartz raus. Dank KK die sich zu sehr daran gewöhnt haben das Geld der Versicherten als das "Eigene" zu betrachten. Das nächste Problem, wenn "unsere Flüchtlinge" erst mal merken welche Rolle ihnen das System WILLKOMMEN zugedacht hat, die möglichen Reaktionen könnten den bereits bekannten gleich kommen. Nur diesmal sind die ehemaligen Refugees "on the road of temptation". - Wenn die AOK erst mal die Polizei bezahlt haben wir es wieder mal geschafft. Das kommt mir bekannt vor. Zeit etwas für eine andere Zukunft zu tun ...

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wir brauchen sie

von Frank Ebert am 11.02.2017 um 18:51 Uhr

Das Eugh wird die deutschen Apotheken kaputtmachen--na gut ist halt so. Jetzt kommts: sollte das Eugh dem Generalanwalt Paolo Mengozzi in der Frage einer klagenden syrischen Familie folgen, wäre das für die EU DER 19. Oktober 2016. Die EU würde überrannt und zerbrechen. 2008 sagte schon Altbundespräsident Robert Herzog: Stoppt den Europäischen Gerichtshof ! Wie Recht er hatte---für uns leider zu spät.

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AW: wir brauchen sie, diese Gallier ...

von Christian Timme am 11.02.2017 um 19:57 Uhr

Wir sollten vorzugsweise mehr Gallier ins Land lassen. Ein paar Obelixe könnten ja auch dabei sein. Einmal Obelix zum Europäischen Gerichtshof und schon ist die EU befreit und wir auch. Ich habe als Kind wohl zuviele Comics gelesen ... der Roman wohl auch.

AW: So etwas brauchen wir nicht

von G. Wagner am 12.02.2017 um 17:37 Uhr

Zunächst mal: Es heißt "der" EuGH (Europäischer Gerichtshof), nicht "das EuGH". Aber auch sonst ist der Kommentar, wie vom Frank Ebert nicht anders zu erwarten, ziemlich schräg und ressentimentbeladen. Jeder Anlass ist recht, um von einer drohenden Emigrantenfluten zu warnen und sich "überrannt" zu fühlen. Dagegen scheint den forschen Rechts-Kommentator weniger zu beunruhigen, wie es mit den Apotheken in Europa weiter geht.

Standpunkt nach Zeitpunkt oder tatsächlich Punkt.

von Christian Timme am 11.02.2017 um 17:32 Uhr

Diese Frau ist sehr gut und richtig mutig. Da spricht mehr als Politik und dieser "Tick" gefällt mir. Mir gefällt das NRW-Grün also besser als das aus Berlin. Hier wird regiert in Berlin reagiert. Das erste ist eine "Erfüllung" das zweite eine "Ausfüllung". So könnte es beliebig weitergehen ... Da wären noch zwei Dinge. Wir haben da noch eine Landtagswahl und eine Bundestagswahl. Wir werden sehen ob diese verschiedenen Positionen nur etwas mit dem Zeitpunkt oder auch mit einem STANDPUNKT zu tun haben. Zum Glück der Politiker sind wir Wähler ja mit einem dominierenden Kurzzeitgedächtnis versehen ...

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