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Studie aus Großbritannien
Haben Versandapotheken eine Mitschuld an Antibiotika-Resistenzen?
In Deutschland wird derzeit viel über Sicherheit, Nutzen und Regulierung des Arzneimittel-Versandhandels diskutiert. Aber auch in Großbritannien scheint das Thema relevant zu sein: Forscher des Imperial College London haben untersucht, inwiefern Online-Apotheken einen Einfluss auf Antibiotika-Resistenzen haben können. Die Ergebnisse sind teilweise erschreckend.
In Großbritannien dürfte eine Studie des Imperial College London die Diskussion um die Sicherheit des Arzneimittel-Versandhandels befeuern. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, inwiefern sich die Antibiotika-Strategie des britischen Gesundheitsdienstes (NHS) auf das Konsumverhalten der Bürger auswirkt. Seit Jahren sind Ärzte in Großbritannien angehalten, weniger Antibiotika kontrollierter zu verordnen. Das Nationale Gesundheitsinstitut (NICE) hat außerdem Richtlinien dazu erstellt, in welchen Fällen welche Antibiotika verordnet werden sollten. Ziel des Imperial College London war es herauszufinden, ob die Verbraucher vor dem Hintergrund sinkender Verordnungszahlen auf (illegale) Online-Kanäle ausweichen, um sich dort Antibiotika zu verschaffen. Dabei analysierten die Forscher auch, wie es um die Beratungsqualität der Internetapotheken bestellt ist und ob die Anbieter legal agieren.
Das Vorgehen der Wissenschaftler hätte einfacher nicht sein können: In den Internet-Suchmaschinen Google und Yahoo gaben sie mehrfach den Suchbegriff „Buy antibiotics online“ („Antibiotika online kaufen“) ein. Die ersten zehn Einträge beider Suchmaschinen wurden für die Analyse verwendet. Zunächst untersuchten die Forscher, ob eine gültige Apotheken-Registrierung bei der britischen Arzneimittelbehörde vorlag und ob die Anbieter das europäische Sicherheitslogo verwenden. Auch untersucht wurde, ob und inwiefern nach einem Rezept gefragt wird, ob die Auswahl des jeweiligen Wirkstoffes durch den Arzt erfolgte und ob die Online-Apotheke nach eventuellen, bekannten Medikations-Problemen fragte (Allergien, Schwangerschaft, etc.).
Erschreckend leicht, an Antibiotika zu kommen
Die Ergebnisse sind besorgniserregend: Von den 20 untersuchten Online-Apotheken waren nur fünf bei der Arzneimittelbehörde offiziell als Versandapotheke registriert. Zehn Anbieter machten keine Angaben zu ihrer Herkunft, drei Apotheken waren in Indien etabliert, zwei auf Zypern. Erschreckend ist auch, dass 45 Prozent der untersuchten Anbieter nie nach einem Rezept für die Antibiotika fragte. Bei den restlichen elf Internet-Versendern wurde nach einem Rezept gefragt, die Übermittlung der Verordnung war aber unterschiedlich geregelt (Post, Fax, E-Mail).
Bei 16 der 20 getesteten Apotheken kam heraus, dass die Konsumenten einen entscheidenden Einfluss auf die „Bestellung“ nehmen konnten, sich also zum Beispiel den Wirkstoff oder die Dosierung aussuchen konnten. Zwölf der untersuchten Versender fragten weder nach Allergien, Schwangerschaft oder Vorerkrankungen. Lediglich fünf Apotheken erkundigten sich nach all diesen Kriterien.
Dementsprechend negativ fällt auch die Schlussfolgerung der Wissenschaftler aus: „Die Verfügbarkeit von Antibiotika im Internet, oder vielmehr von Produkten, die unter diesem Namen verkauft werden, stellt ein erhebliches Risiko für die Patientensicherheit und die nationalen Unternehmungen zur kontrollierten Antibiotika-Verordnung dar.“ Die Hochschule fordert daher insbesondere die Ärzteschaft und die Politik auf, die Vorsichts- und Kommunikationsmaßnahmen in diesem Bereich zu erhöhen.
4 Kommentare
Definiere "Apotheke"
von Eva Ranke am 28.02.2017 um 11:05 Uhr
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Antibiotikabezug
von Laura Steger am 27.02.2017 um 14:52 Uhr
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Illegale Kanäle bekämpfen
von Uwe Schick am 24.02.2017 um 11:02 Uhr
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AW: Illegale Kanäle bekämpfen
von Ilona Weiß am 24.02.2017 um 13:49 Uhr
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