Expertin

Schilddrüsen-Kontrolle von Schwangeren muss in Mutterpass

Würzburg - 16.03.2017, 12:30 Uhr

Schwangere und Stillende sollten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge 250 Mikrogramm Jod täglich einnehmen. (Foto: contrastwerkstatt / Fotolia)

Schwangere und Stillende sollten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge 250 Mikrogramm Jod täglich einnehmen. (Foto: contrastwerkstatt / Fotolia)


Schwangere und Stillende sollten täglich eine Jodtablette nehmen. Trotzdem ist fast die Hälfte der Frauen unterversorgt. Die Schilddrüse arbeitet nicht richtig. Das gefährdet Schwangerschaft und Kind. Dabei wäre das Problem leicht zu beheben, sagen Experten.

Fast die Hälfte der Schwangeren und stillenden Mütter in Europa leidet Experten zufolge unter einer mangelhaften Jodversorgung. Das kann fatale Auswirkungen auf die Schwangerschaft und das ungeborene Kind haben. „Trotzdem taucht das Thema Schilddrüse im Mutterpass nicht auf. Es bleibt an den Frauen hängen, selbst daran zu denken, und das funktioniert nicht immer“, sagte Dagmar Führer, Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen am Universitätsklinikum Essen, am Mittwoch am Rande des Endokrinologie-Kongresses in Würzburg. Fachleute für Hormone und Stoffwechsel-Erkrankungen treffen sich noch bis Freitag in Nordbayern, um sich über neue Entwicklungen, Forschungen und Therapiekonzepte auszutauschen.

Schwangere und Stillende sollten der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge 250 Mikrogramm Jod täglich einnehmen. Jod braucht die Schilddrüse, um zuverlässig Hormone produzieren zu können. In der Schwangerschaft ist der Hormonbedarf um 50 Prozent erhöht.

Führer zufolge werden Probleme mit der Schilddrüse im Praxisalltag jedoch zu selten abgefragt. Die Kontrolle der Schilddrüsen-Funktion sei in einem frühen Stadium der Schwangerschaft vor allem bei Frauen wichtig, die bereits unter einer krankhaften Schilddrüse leiden. „Wir wollen, dass diese Risikopatienten identifiziert und von den Frauenärzten, Hausärzten oder Endokrinologen künftig konkret auf eine bestehende Unterfunktion getestet werden“, so die Expertin. Wenn ein echter Hormonmangel vorliege, sollte dieser unbedingt behandelt werden, sagte die Endokrinologin weiter.

„Das Problem ist: Wenn es nicht im Mutterpass steht, wird es auch nicht abgefragt. Schwangerschaftsdiabetes dagegen steht drin, wird abgeklärt und im Mutterpass vermerkt.“ Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse sei beispielsweise aber mindestens genauso häufig, sie betreffe etwa fünf Prozent der schwangeren Frauen.

Mit mehr Aufklärung und einer Verankerung des Tests im Mutterpass könnten Führer zufolge viele Komplikationen während der Schwangerschaft verhindert werden. Eine Unterversorgung der Schilddrüse mit Jod aber auch eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse erhöht Führer zufolge die Gefahr einer Fehl- oder einer Frühgeburt. „Bei einer schweren Unterfunktion hat das auch Folgen für den IQ des Kindes. Das sind Dinge, die leicht zu vermeiden sind.“ 


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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