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Kommentar zum gescheiterten Koalitionsgipfel
Es geht um viel mehr
Der Koalitionsausschuss konnte sich in der vergangenen Nacht nicht auf ein Rx-Versandverbot einigen. In dieser Legislaturperiode ist also diesbezüglich wohl nichts mehr zu machen. Dass es dabei aber um deutlich mehr geht, als um die Frage, ob in Zukunft verschreibungspflichtige Arzneimittel noch per Post verschickt werden dürfen, haben offensichtlich ganz viele nicht kapiert. Ein Kommentar von DAZ.online-Redakteurin Julia Borsch.
„Die Apotheker sind gegen den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und somit zukunftsfeindlich.“ So oder so ähnlich war es in letzter Zeit in an vielen Stellen zu lesen. Außerdem sei der Anteil des Versandhandels am Gesamtmarkt so klein, dass er doch den Apotheken gar nicht schade und auch in Zukunft nicht schaden werde. Eine Argumentation, die auch gerne von den Versendern selbst als Argument gegen das Verbot des Rx-Versandhandels ins Feld geführt wird. Diese Berichterstattung und die Ablehnung des Rx-Versandhandelsverbots, vor allem aber die Argumente mit denen Gröhes Gesetzentwurf zum Teil abgelehnt wurde, führen eines ganz klar vor Augen: Hier haben ganz viele etwas grundlegend nicht verstanden.
Ja, es ging bei Gröhes Gesetzentwurf natürlich um die Frage, ob man weiterhin verschreibungspflichtige Arzneimittel in und nach Deutschland versenden darf – allerdings nur vordergründig. In Wahrheit geht es um viel, viel mehr. Nämlich darum, ein bestehendes, funktionierendes System basierend auf der Rx-Preisbindung zu opfern – zugunsten eines für viele Apotheken ruinösen Wettbewerbs. Denn selbst vermeintlich kleine Apotheken-Boni können einem aktuellen Gutachten zufolge zu einem maximalen Schaden für die flächendeckende Versorgung führen. Der Rx- Versandhandel an sich ist dabei nicht das Problem. Auch wenn das in der Berichterstattung – absichtlich oder unabsichtlich – gerne so hingestellt wird. Mit dem hatten sich die Apotheker irgendwie arrangiert. Wäre dieser Burgfrieden nicht durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofs aufgekündigt worden, hätten sie dies vermutlich auch weiterhin getan.
Es geht auch nicht darum, dass sich Apotheker dem Wettbewerb
oder gar der Digitalisierung verschließen. Es ist sowieso ein so
grundsätzliches wie weit verbreitetes Missverständnis, Regulierungen im
Gesundheitswesen – wie die Arzneimittelpreisverordnung – dienten dem Schutz der
Leistungserbringer. Sie dienen dem Schutz der Patienten und Verbraucher in
einer oft schwierigen persönlichen oder familiären Situation – Krankheit. Dass
ausgerechnet die Krankenkassen diese Schutzmechanismen für ihre Versicherten
als „alte Zöpfe“ diffamieren, ist so perfide wie unerklärlich. Aber das nur am
Rande.
Das Verbot des Rx-Versandhandels ist – wie die anderen Regulierungen im Arzneimittelvertrieb – lediglich ein Mittel zum Zweck. Es wäre die angemessene Reaktion des Gesetzgebers nach dem EuGH-Urteil gewesen, die Rx-Preisbindung und somit die flächendeckende Versorgung in Deutschland aufrechtzuhalten. Experten zufolge das einzig wirksame Mittel. Der Bundesgesundheitsminister hat das ganz offensichtlich im Gegensatz zu vielen anderen – darunter auch Journalisten und die Spitzen der Regierungsparteien– verstanden..
19 Kommentare
RX-Versandverbot
von Markus Junker am 30.03.2017 um 16:00 Uhr
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AW: RX-Versandverbot
von Bernd Jas am 30.03.2017 um 19:32 Uhr
Darf ich jetzt dankbar sein,
von Rita Längert am 30.03.2017 um 13:36 Uhr
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Rezepturen- und Notdienststreik
von Pierre Roer am 30.03.2017 um 12:10 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Rezepturen- und Notdienststreik
von Christian Becker am 30.03.2017 um 13:03 Uhr
AW: Rezepturen- und Notdienststreik
von Pierre Roer am 30.03.2017 um 13:32 Uhr
Nicht verstanden?
von Florian Becker am 30.03.2017 um 9:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Nicht verstanden
von Dr. Radman am 30.03.2017 um 9:59 Uhr
AW: aber trotzdem!
von Christian Giese am 30.03.2017 um 14:55 Uhr
2,50€
von Peter Bauer am 30.03.2017 um 9:19 Uhr
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jämmerliches Versagen
von Christian Giese am 30.03.2017 um 8:48 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: jämmerliches Versagen
von Thesing-Bleck am 30.03.2017 um 10:23 Uhr
AW: jämmerliches Versagen
von Thomas Luft am 30.03.2017 um 11:47 Uhr
AW: jämmerliches Versagen
von Thomas Luft am 30.03.2017 um 12:01 Uhr
keine Träume mehr!
von Karl Friedrich Müller am 30.03.2017 um 8:30 Uhr
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"Aber das nur am Rande."
von Thesing-Bleck am 30.03.2017 um 8:25 Uhr
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AW: "Aber das nur am Rande."
von Elisabeth Jedamzik am 30.03.2017 um 9:40 Uhr
Sehr treffender Kommentar!
von G. Wagner am 30.03.2017 um 8:17 Uhr
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Keine Einigung
von Frank Ebert am 30.03.2017 um 7:46 Uhr
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