Katja Leikert (CDU)

„Eigentlich sind Apotheken doch wie Reisebüros“

Berlin - 29.03.2017, 13:30 Uhr

Über die Zukunft der Arzneimittelversorgung diskutierten auf erstaunlich flachem Niveau (v.l.n.r): Katja Leikert (MdB, CDU), Luca Christel (Apoly), Hartmut Deiwick (Aponeo), Kai Helge Vogel (vzbv) und Joachim Bühler (Bitkom). (Foto: DAZ.online)

Über die Zukunft der Arzneimittelversorgung diskutierten auf erstaunlich flachem Niveau (v.l.n.r): Katja Leikert (MdB, CDU), Luca Christel (Apoly), Hartmut Deiwick (Aponeo), Kai Helge Vogel (vzbv) und Joachim Bühler (Bitkom). (Foto: DAZ.online)


Am Vorabend der eventuellen Entscheidung im Versandhandels-Konflikt haben die Kritiker des Rx-Versandverbotes noch einmal zum Rundumschlag ausgeholt. Bei einer Veranstaltung des Digitalverbandes Bitkom hielt Katja Leikert (CDU), bekennende Gegnerin des Rx-Versandverbotes, einen kurzen Vortrag mit anschließender Diskussion. Das sachliche Niveau, auf dem die Unterhaltung geführt wurde, war ernüchternd.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (kurz: Bitkom) war am gestrigen Dienstagabend Ausrichter der Veranstaltung „Die Zukunft der Arzneimittelversorgung". Geladen waren Katja Leikert (CDU-Abgeordnete aus Hessen und Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag), Kai Helge Vogel (Gesundheitsexperte des Verbraucherzentrale Bundesverbandes), Hartmut Deiwick (Kaufmännischer Leiter der Versandapotheke Aponeo) sowie Luca Christel, Geschäftsführer der Firma Apoly. Christels Firma bietet Vor-Ort-Apotheken und Patienten Versandlösungen an.

Obwohl es in der Runde laut Einladung explizit um das vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante Versandhandelsverbot von Rx-Arzneimitteln gehen sollte, war kein Apotheker eingeladen. Trotzdem kam Bitkom-Geschäftsführer Dr. Joachim Bühler, der die Runde moderierte, zu dem Schluss: „Wir haben die unterschiedlichsten Perspektiven zu diesem Thema dabei heute Abend!“

Von wem wird der Medikationsplan ausgestellt?

Zu Beginn stellte CDU-Politikerin Leikert in einem kurzen Vortrag dar, was die Große Koalition in dieser Legislaturperiode für die Digitalisierung im Gesundheitswesen getan hat. Doch schon bei der Darstellung des E-Health-Gesetzes, das Leikert im Gesundheitsausschuss mehrfach besprochen haben dürfte, leistete sich die CDU-Politikerin einen Patzer. Sie sprach darüber, dass die Medikationspläne langfristig auch digital verfügbar sein sollen und erklärte zum Status Quo: „Momentan ist der Apotheker verpflichtet, einen Wechselwirkungscheck zu machen und dem Kunden den Plan auszuhändigen.“ Dass die Apotheker beim papiernen Medikationsplan nahezu unbeteiligt sind – sie müssen ihn lediglich auf Patientenwunsch aktualisieren – und ausschließlich die Ärzte das Recht haben, einen Plan auszustellen (und auch dafür entlohnt werden), hatte Leikert wohl vergessen.

Als es dann zum Rx-Versandverbot kam, fragte Leikert den Moderator: „Wollen Sie jetzt die Meinung eines Fraktionsmitgliedes der CDU/CSU oder die einer abgeordneten Bürgerin?“ Die Politikerin lieferte anschließend einfach beides: Weil es nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung zu einer Wettbewerbsverzerrung gekommen sei, betrachte die Unionsfraktion das Verbot als einzige Lösung, diese Ungleichbehandlung aufzulösen. Wirklich glücklich schien sie aber nicht damit: „Das ist so und wird in unserer Fraktion auch nicht diskutiert“, erklärte Leikert. Sie persönlich sei daher der Meinung: „Ich finde diesen Schritt ziemlich radikal.“ Als Begründung lieferte die CDU-Politikerin aus Hessen eine Geschichte aus ihrer Familie: „Meine Schwiegereltern sind schlecht zu Fuß. Die sind einfach auf den Versandhandel angewiesen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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7 Kommentare

Kaiser Neron hat sich über den Befehl und anschließend den Brand von Rom amüsiert ?

von Orhon am 02.04.2017 um 9:56 Uhr

Leider werden immer wieder solche ahnungslose und evtl.von ihren Behauptungen profitierende Regierungsleute geben;aber doch nicht in der BRD?Sind wir hier auch schon auf dem besten Wege korrupt zu werden?
Barbaros Orhon,Löningen

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Toller Vergleich, Frau Leikert!

von Thomas Mucha am 29.03.2017 um 20:43 Uhr

Wenn meine Apotheke ein Reisebüro ist, dann frage ich mich, wofür ich da eigentlich pharmazeutisches Personal, Notfalldepot, schränkeweise Arzneibücher und deren Nachträge brauche, guckt sowieso keiner rein. Ach ja, und ein Reisebüro, wo ich mir sonntags noch meinen Urlaubstrip zusammenstellen und quasi 24 Stunden ununterbrochen blöde Fragen stellen kann, hab ich auch noch keines gesehen. Beim nächsten Sonntagsdienst würde ich dann einfach auf die Vorzüge des Webs verweisen und die Türe zulassen!!! Dann kapiert vielleicht mal einer den Unterschied, auf die paar Kröten aus dem Notdienst-Fond kann ich auch noch verzichten!

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Gehts noch inkompetenter ?

von Ratatosk am 29.03.2017 um 18:39 Uhr

Gehts noch inkompetenter ? Ja ganz offensichtlich !

In D wird man dafür auch noch mit dem entsprechenden Ausschuß belohnt, wobei das Wort ungeahnte Deutungen aufzeigt.

Und nee is klar, ein Kind mit Krupp ist gut vergleichbar mit dem Kinderurlaub buchen auf Malle. Und von so was wird man regiert.

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Erschreckend

von Anita Peter am 29.03.2017 um 14:06 Uhr

Es ist erschreckend mit wie wenig Wissen die Leute in so eine Diskussionsrunde gehen. Wenn ich als Politiker irgwndwo meinen Senf dazu gebe, sollte ich mich doch in die Thematik einarbeiten.

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Traurig aber wahr....

von Michael J. Müller am 29.03.2017 um 13:58 Uhr

Bei solchen "Volksvertretern" wie Frau Leikert kann einem um die Zukunft unseres Landes eigentlich nur Angst und Bange werden. Keine Ahnung haben, aber davon recht viel.... Es reicht gerade so für ein paar polemische Phrasen, der Rest ist an Unkenntnis der Sachlage kaum zu überbieten.

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Leikert

von Frank ebert am 29.03.2017 um 12:55 Uhr

Leikert ist die schwarze Biggi Bender ! Irgendwann kommt es raus wieviel .

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Eigentlich....

von gabriela aures am 29.03.2017 um 11:56 Uhr

hilet ich Fr. Leikert bisher für das Schneewittchen der CDU.
Sie scheint aber mehr das Dornröschen zu sein, daß völlig ahnungslos aus 100jährigem Schlaf erwacht und mal eben planlos-fröhlich drauflos plappert.
U.N.V.E.R.A.N.T.W.O.R.T.L.I.C.H.

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