Pharmaziestudium in Greifswald

Studenten lernen in der fiktiven Vor-Ort-Apotheke

Düsseldorf - 03.04.2017, 12:15 Uhr

Neue Lehrapotheke in Greifswald: An der Uni Greifswald gibt es seit Anfang April eine fiktive Apotheke, in der die Studierenden Praxisbezug bekommen sollen. (Foto: Uni Greifswald)

Neue Lehrapotheke in Greifswald: An der Uni Greifswald gibt es seit Anfang April eine fiktive Apotheke, in der die Studierenden Praxisbezug bekommen sollen. (Foto: Uni Greifswald)


Piloten haben einen Flugsimulator, Pharmaziestudenten die Lehrapotheke. Als eine von bislang wenigen Universitäten, an denen Pharmazie gelehrt wird, besitzt die Uni Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern seit Anfang April eine Lehrapotheke. Mithilfe von Sponsoren eingerichtet, sollen die Studierenden dort mehr Praxisbezug bekommen.

Seit Anfang April verfügt die Uni Greifswald über eine umfassend ausgestattete Lehrapotheke, in der die Studierenden in einer, wie die Uni erklärt, realitätsnahen Lehr- und Lernumgebung ausgebildet werden können. „Insgesamt verspreche ich mir mit der Einrichtung der Lehrapotheke für die Studierenden, dass sie einen noch höheren Praxisbezug in der Ausbildung im Fach Klinische Pharmazie erfahren und durch die Fähigkeit, die sie durch die Nutzung der Lehrapotheke erlernt haben, noch besser in den Dritten Abschnitt und damit den praktischen Teil der Pharmazieausbildung gerüstet sind“, erklärt Christoph Ritter, Professor für Klinische Pharmazie an der Universität der mecklenburg-vorpommerischen 54.000-Einwohner-Stadt Greifswald an der Ostseeküste.

Möglich wurde die Einrichtung dabei auch durch Sponsoren, die das Mobiliar und eine moderne Scanner-Kompakt-Kasse beisteuerten. Der Fachschaftsrat Pharmazie beteiligte sich ebenfalls und finanzierte eine moderne Videoanlage, die in der Apotheke eingebaut ist. Durch diese wird es dann möglich sein, simulierte Beratungsgespräche aufzuzeichnen, um sie dann auswerten und diskutieren zu können. Die Universität habe die baulichen Maßnahmen zur Herrichtung der Räumlichkeiten finanziert, sagt Ritter, wobei man keine Zahlen nennen könne.

Bislang nur wenige Lehrapotheken an Universitäten in Deutschland

„Tatsächlich gibt es bisher noch nur wenige Pharmazie-Standorte in Deutschland, die über eine Lehrapotheke verfügen“, sagt Ritter. Vergleichbares existiert etwa in Halle, Mainz und Berlin. „Die Idee zur Einrichtung einer Lehrapotheke kam mit der Überlegung, die Inhalte der Klinischen Pharmazie, die sich ja mit der Bewertung des Arzneimittels hinsichtlich seiner Wirkung und Anwendung beschäftigt, aber auch die Arzneimittel- Therapie eines individuellen Patienten zu beurteilen und gegebenenfalls Lösungsvorschläge zur Verbesserung zu erarbeiten, mit einem Praxisbezug zu versehen“, erklärt der Professor. Dies gelänge nun einerseits durch die Bereitstellung von Arzneimittel-Präparaten. „Die Studierenden erhalten zu den Arzneistoffen, mit denen sie ja routinemäßig umgehen, nun auch eine Vorstellung vom Produkt. Gerade im Bereich der Selbstmedikation finde ich das für die Praxis hilfreich“, erklärt der Wissenschaftler. „Andererseits soll hier eine möglichst praxisnahe Lehr- und Lernumgebung geschaffen werden, in der die Studierenden auch lernen sollen, ihr angeeignetes Wissen fachgerecht zu vermitteln.“

Auch Aspekte der Arzneimittelprüfung als Lehrinhalt möglich

„Systematische Techniken zur Erhebung arzneimittelbezogener Daten, zum Medikationsmanagement sowie adäquate Kommunikation mit Fachpersonal und medizinischen Laien“, sollen laut Uni Lehrinhalte bei der Nutzung der Lehrapotheke sein. „Neben der Beratung und dem Arzneimittelmanagement könnten auch Aspekte der Arzneimittelprüfung realisiert werden“ sagt Ritter. Rezepturherstellung, betriebswirtschaftliche Aspekte wie Arzneimittelbeschaffung, Lagerhaltung oder Mitarbeiterführung, sollen aber in der Einrichtung nicht gelehrt werden, das sei Bestandteil des Dritten Abschnitts, erklärt er.

„Der zukünftige Stellenwert der Lehrapotheke wird darin bestehen, dass die Studierenden nach fachlicher Aufarbeitung von Patientenfällen Konzepte entwickeln, wichtige Inhalte für insbesondere den jeweiligen Patienten aufzuarbeiten und Gesprächssituationen zu  simulieren“, sagt Ritter. Dadurch sollten die Studierenden lernen, die Informationen zu priorisieren und strukturiert zu kommunizieren. „Dadurch erfährt die Wissensaneignung und -verarbeitung einen nach meiner Auffassung wichtigen und für die Studierenden sicher auch sehr interessanten Abschluss“, sagt der Professor.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.