Apotheker ohne Grenzen helfen Syrern

„Ein Ende ist ja gar nicht absehbar“

Düsseldorf - 05.04.2017, 09:10 Uhr

Die von „Apotheker ohne Grenzen” unterstützte Klinik steht heute etwas weiter von der türkisch-syrischen Grenze entfernt.  (Foto: dpa)

Die von „Apotheker ohne Grenzen” unterstützte Klinik steht heute etwas weiter von der türkisch-syrischen Grenze entfernt.  (Foto: dpa)


Als Nothilfe-Projekt hatte die Unterstützung der Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen für eine Klinik für syrische Flüchtlinge im türkischen Grenzgebiet begonnen. Nun gibt es das Hilfsprojekt bereits seit fünf Jahren.

„Das hat damals als Nothilfe begonnen. Wir dachten ja, der Konflikt sei bald gelöst. Nun ist ein Ende ja gar nicht absehbar“, sagt Stefanie Pügge. Die 34-jährige studierte Pharmazeutin ist Projektkoordinatorin bei der Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen Deutschland. Seit dem Jahr 2000 setzt sich der deutsche Verein mit mittlerweile über 1600 Mitgliedern international im Bereich langfristiger Entwicklungszusammenarbeit und kurzfristiger humanitärer Hilfe für Menschen in Not ein.

Ein solch kurzfristiger Einsatz sollte im Jahr 2012 auch die Unterstützung für die Klinik des deutsch-syrischen Arztes Hassan Najjar werden, der in der türkisch-syrischen Grenzregion Hilfe für alle nicht-registrierten Flüchtlinge des syrischen Bürgerkriegs außerhalb der Flüchtlingslager anbietet. „Die nicht-registrierten Flüchtlinge müssen in der Türkei jeden Arztbesuch und jedes Arzneimittel selber bezahlen, was sich viele nicht leisten können. Dazu kommt, dass die meisten kein Türkisch sprechen und es so ein Sprachproblem gibt. All diesen Menschen biete die Klinik von Dr. Najjar kostenlose Hilfe“, erklärt Pügge.

Medikamenten-Fälschungen sind ein Problem in der Region

„Zu Beginn unserer Unterstützungs-Arbeit haben wir vor Ort die Apotheker in der Klinik geschult“, erklärt die Apothekerin. Dabei sei es etwa um das Thema Lagerhaltung und Beschaffung von Medikamenten gegangen. „Und wir haben den Leuten dabei geholfen, wie man nicht auf Medikamenten-Fälschungen hereinfällt“, sagt Pügge. Das sei ein großes Problem in der Region. Mittlerweile habe sich die Hilfe, die die Apotheker ohne Grenzen anbieten, etwas verlagert. „Wir unterstützen die Klinik nun vor allem dabei, verschiedene Hilfsmittel zu beschaffen. Jeden Monat geben wir dazu finanzielle Unterstützung aus Spendenmitteln“, erklärt die Projektkoordinatorin.

Mittlerweile laufe das nicht mehr über Mitarbeiter vor Ort, sondern vor allem per Telefon, Skype und E-Mail mit dem Mediziner Najjar, der lange Zeit in Deutschland gelebt hat. „Etwa einmal im Jahr ist einer unserer Mitarbeiter auch vor Ort“, erklärt Pügge. Man verfüge leider nicht über so viele arabisch sprechende Mitarbeiter, und es sei auch schwierig, Ehrenamtliche in Krisenregionen einzusetzen. „Deshalb unterstützen wir auch die Arbeit in der Grenzregion. Wir können keine Freiwilligen direkt in Syrien den Gefahren des Bürgerkrieges aussetzen“, sagt die 34-Jährige.

Ein Anschlag nahe der Klinik zwang zum Umzug ins Hinterland

Allerdings mussten alle Beteiligten auch bereits merken, dass der Krieg auch in der Türkei nicht weit weg ist. „Ein Anschlag mit vielen Toten nahe der Klinik, die damals noch viel näher an der Grenze in Reyhanli stand, war der bisher größte Rückschlag. Damals musste die Klinik eine Weile schließen. Da wusste niemand, wie geht es jetzt weiter“, sagt Pügge. Mittlerweile steht die Klinik etwas weiter im türkischen Hinterland in der Ortschaft Antakya. „Die Bedrohungslage ist einfach sehr ernüchternd“, sagt die Apothekerin. Dazu käme, dass die aktuelle politische Lage in der Türkei die Arbeit nicht unbedingt leichter mache.

Dass die Hilfe nach wie vor notwendig ist, zeigt der hohe Zuspruch, den die Klinik hat. „Am Tag kommen bis zu 300 Patienten in die Klinik und suchen Hilfe“, schildert sie. Sieben syrische Ärzte, darunter Gynäkologen, Internisten und Chirurgen, leisten in der privaten Klinik ihren Dienst sowie ein Apotheker. Alle sind ebenfalls Flüchtlinge des Konflikts. „Es ist einfach ein großer Erfolg, dass wir mithelfen konnten, den Menschen vor Ort, die sonst keine Hilfe bekommen würden, pharmazeutische Hilfe anzubieten.“

Apotheker können mit Spendenaktionen die Arbeit der Organisation unterstützen

Möglich wird das alles nur durch private Spenden, die die Klinik sammelt – und durch die Unterstützung auch der Apotheker ohne Grenzen. „Der Bedarf der Menschen dort ist weiter groß, und auch unsere Organisation kann weiterhin jede Spende gebrauchen, um die Arbeit von Dr. Najjar zu unterstützen“, sagt Pügge. Es sei beispielsweise möglich, eine zweckgebundene Spende an die Apotheker ohne Grenzen mit dem Stichwort „Syrien“ zu leisten. „Aber nicht-zweckgebundene machen unsere Hilfe natürlich noch etwas flexibler“, sagt die Koordinatorin, die alle Hilfsprojekte weltweit der Organisation managt. „Mir ist einfach wichtig, dass den Menschen, die ohne eigenes Verschulden in diese Krise geraten sind, geholfen werden kann“, sagt die Apothekerin, die vor ihrer Arbeit als Koordinatorin ehrenamtliche Hilfe bei einem Projekt in Indien geleistet hat.

Apothekern, die planen, in ihren Offizinen Sammelaktionen durchzuführen, bietet Apotheker ohne Grenzen entsprechende Sammeldosen und Infomaterial an. Eine E-Mail (info@psfde.org) an die Organisation genüge dafür. „Es ist auch möglich, dass jemand von uns kommt und einen Vortrag hält“, sagt sie.

Wer spenden möchte, kann dies tun unter:

Apotheker ohne Grenzen Deutschland e.V.
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
BLZ:     300 606 01
IBAN:   DE 88 3006 0601 0005 0775 91
BIC:      DAAEDEDDXXX

Zweckgebunden mit dem Stichwort „Syrien“ oder auch frei. Auch auf der Webseite der Apotheker ohne Grenzen gibt es eine direkte Möglichkeit zu spenden.

Kontaktanfragen für Infomaterial und Spendenaktionen können an die E-Mail-Adresse info@apotheker-ohne-grenzen.de gerichtet werden.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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