Blutfettwerte als Prädiktor

Kann man Schwangerschafts-Komplikationen vorhersagen?

Remagen - 24.04.2017, 09:40 Uhr

Lipidspiegel geben offenbar Hinweise auf das Risiko für Komplikationen. (Foto: WavebreakmediaMicro / Fotolia)

Lipidspiegel geben offenbar Hinweise auf das Risiko für Komplikationen. (Foto: WavebreakmediaMicro / Fotolia)


Es wäre von großer Bedeutung für die Gesundheit von Mutter und Kind, wenn man  Komplikationen während der Schwangerschaft besser voraussagen könnte. Wissenschaftler haben festgestellt, dass die Lipidspiegel vor und während der Schwangerschaft ein Indikator für die Entwicklung einer Präeklampsie oder von Schwangerschaftsdiabetes mellitus sein könnten.

Komponenten des metabolischen Syndroms gehören zu den bekannten Risikofaktoren für die Entwicklung von Komplikationen während der Schwangerschaft. So kann eine Schwangere schon vor der Empfängnis Bluthochdruck gehabt haben, oder im Frühstadium der Schwangerschaft stellt sich eine Hypertonie ein. Andere Ausdrucksformen des metabolischen Syndroms (Adipositas, Insulinresistenz und Hypertriglyceridämie) tragen wesentlich zur Entwicklung der endothelialen Dysfunktion bei, die bei der Pathogenese der Präeklampsie eine zentrale Rolle spielt. 

Lipidspiegel während der Schwangerschaft

Auch die Lipidspiegel scheinen hierbei eine Rolle zu spielen. Frühere Ergebnisse legen nahe,  dass diese während der Schwangerschaft zunächst abnehmen, mit Tiefpunkt im ersten Trimenon, gefolgt von einer allmählichen Zunahme bis zur Geburt. Hohe Konzentrationen von Triglyceriden während der Schwangerschaft sollen mit einem erhöhten Risiko für Präeklampsie und Schwangerschafts-Diabetes Mellitus assoziiert sein. Außerdem weiß man, dass Frauen mit Präeklampsie und Schwangerschafts-Diabetes im ersten Jahr nach der Geburt weiterhin höhere Gesamt-Cholesterin, Triglycerid- und LDL-Spiegel haben. Die Lipid-Physiologie und Pathophysiologie während der Schwangerschaft wurden jedoch bislang nicht in großen populationsbasierten Kohorten untersucht.

Hierzu sollte die von der Europäischen Union geförderte Studie PREDICT (Evaluation of lipid levels prior and during gestation and association with adverse pregnancy outcomes and subsequent development of true dyslipidemia. Population based study) neue Erkenntnisse liefern. Im Rahmen von PREDICT führten Wissenschaftler eine retrospektive Analyse von mehr als 27.000 Frauen ohne vorherige Anzeichen für kardiovaskuläre Morbidität, Präeklampsie und Schwangerschaftsdiabetes mellitus durch. Dabei sollte das Augenmerk unter anderem darauf gerichtet werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Lipidspiegeln vor der Empfängnis und unerwünschten Schwangerschafts-Ergebnissen gibt und wie die Lipidspiegel während einer Schwangerschaft ohne und mit Komplikationen im Vergleich aussehen. Die Studie wurde im Soroka University Medical Center durchgeführt, dem zweitgrößten Krankenhaus Israels und dem einzigen in der Wüste Negev, die sechzig Prozent des Landes bedeckt. Aufgrund des großen Einzugsbereichs kommen dort nach Angaben der Autoren jedes Jahr rund 15000 Kinder zur Welt. 

Routine-Screening gerechtfertigt

Insgesamt wurde bei 3.243 (11,7 Prozent) der Frauen eine Präeklampsie oder Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert. Die Ergebnisse zeigten eine erhöhte Rate von Präeklampsie und/oder Schwangerschaftsdiabetes bei Frauen mit niedrigen HDL-Werten und hohen Triglycerid-Werten vor der Empfängnis. Für die Autoren unterstreichen die Ergebnisse der PREDICT-Studie die Bedeutung der  Lipidhomöostase während der Schwangerschaft. Sie halten daher ein Routine-Screening auf entsprechende abnorme Lipidprofile bei Frauen im gebärfähigen Alter für gerechtfertigt. Die Umsetzung eines Routine-Lipidtests sollte helfen, Komplikationen während der Schwangerschaft vorherzusagen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu minimieren, meinen die Forscher.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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