Heilpflanzen

Apotheker forschen in Afrika

27.04.2017, 16:15 Uhr

Neue Arzneimittel gegen HIV, TBC und Würmer aus der Pflanzenwelt. (Foto: dpa)

Neue Arzneimittel gegen HIV, TBC und Würmer aus der Pflanzenwelt. (Foto: dpa)


In einem neuen internationalen Forschungsprojekt wollen Pharmazeuten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg medizinisch genutzte Pflanzen in den drei afrikanischen Staaten Äthiopien, Botswana und Tansania untersuchen. Ziel ist es, neue Wirkstoffe zur Behandlung von AIDS, Tuberkulose und Wurmerkrankungen zu finden.

Diese Erkrankungen treten in Afrika südlich der Sahara besonders häufig auf, oft sogar in Kombination. Dabei arbeiten die Forscher mit Wissenschaftlern der Universitiy of Botswana, der Addis Abeba University in Äthiopien und der University of Health and Allied Sciences in Tansania zusammen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in den kommenden vier Jahren mit insgesamt 800.000 Euro gefördert.

„Wir wollen ökologisch gefährdete, therapeutisch wirksame und kommerziell nutzbare Pflanzen zunächst identifizieren und schließlich kultivieren“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Peter Imming vom Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Bei der Suche nach wirksamen Heilpflanzen werden die Forscher vom Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie in Halle unterstützt. „Unser Ziel ist, wissenschaftlich zu begründen, welche Inhaltsstoffe für die Wirkung der Arzneipflanzen verantwortlich sind“, sagt Imming. Geplant sei, bis zu fünf Pflanzen zu analysieren, deren Wirksamkeit von Heilern vor Ort bestätigt wird. Bei der Überlegung, welche Pflanzen untersucht werden sollen, spielt auch deren Verfügbarkeit eine Rolle. „Die Anzahl der Pflanzen hat in den letzten Jahren durch andere Nutzung von Flächen, starke Entnahme aus Wildvorkommen und Klimawandel spürbar abgenommen“, so Imming.

Forscher suchen Wirk- und Hilfsstoffe

Darüber hinaus will das Forscherteam Pflanzen finden, aus denen sich pharmazeutische Hilfsstoffe gewinnen lassen. „Hilfsstoffe sind für die Wirksamkeit von Arzneien essenziell und werden in größeren Mengen benötigt als die eigentlichen Wirkbestandteile“, betont Imming. Hierbei arbeitet sein Team mit Experten der pharmazeutischen Technologie vom Institut für Angewandte Dermatopharmazie zusammen. „Wir suchen vor allem nach stärke- und phytoceramidhaltigen Pflanzen als Träger wirkstoffhaltiger Mischungen“, erläutert Imming. Die Wissenschaftler in Halle können dabei auf umfangreiche Vorarbeiten von Prof. Dr. Tsige Gebre-Mariam aus Äthiopien zurückgreifen, der das Projekt auf der afrikanischen Seite leitet.

Am Ende sollen ein bis zwei Heilpflanzen für den kommerziellen Anbau in den afrikanischen Partnerländern empfohlen werden können. „Wir zeigen beziehungsweise bestätigen den Heilern auf wissenschaftlicher Basis, wie die Heilpflanzen zubereitet werden und in welcher Dosierung sie wogegen wirken“, erklärt Imming. Die Kultivierung der Pflanzen soll von Heilern vor Ort durchgeführt werden. Zu diesem Zweck hat eine Heilerorganisation in Botswana bereits Land gepachtet. „Gelingt es uns, dies nach Abschluss des Forschungsprojekts in unternehmerische Hände vor Ort abzugeben, wäre das ein nachhaltiger Erfolg“, hofft Projektleiter Imming.


Martina Bujard, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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