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Arzneimittelsicherheit
Positive Fehlerkultur macht Fortschritte
Fehler sind menschlich, aber sie wurden im Gesundheitswesen lange tabuisiert – mit fatalen Folgen für die Patientensicherheit. Die positive Fehlerkultur macht inzwischen Fortschritte und hilft, Fehler zu vermeiden. Wie sich der offene Austausch weiter vorantreiben lässt, diskutierten Vertreter aus Politik, Medizin und Wissenschaft aus über 40 Ländern auf dem 2. Internationalen Patient Safety Summit in Berlin. Dabei lag der Schwerpunkt auf Methoden und Tools. Einige der Ansätze sind auch für Apotheken vielversprechend.
Ein wichtige Rolle spielen Checklisten, die sich bereits in 95 Prozent der chirurgischen Abteilungen bewährt haben, wie die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) bei einer Befragung von 3000 Ärzten, die in der Chirurgie arbeiten, herausgefunden hat. Checklisten helfen dabei, Fehler zu vermeiden, die eigentlich nicht passieren dürften. Laut Aussage von Professor Dr. Matthias Rothmund, ehemaliger Chefarzt der chirurgischen Abteilung in Marburg, hat man von Wirtschaftsunternehmen gelernt: Kein Flugzeug startet, ohne dass Checklisten durchgegangen werden. Rothmund hält dieses Vorgehen auch in der Medizin für unbedingt nötig, vor allem in den Bereichen, die mit einem hohen Risiko für die Patienten verbunden sind.
Checklisten in der Apotheke
Auch die Einnahme von Arzneimitteln kann gefährlich werden, insbesondere bei der Polymedikation. Dr. Oliver Schwalbe, Abteilungsleiter Ausbildung, Fortbildung und Arzneimitteltherapiesicherheit bei der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hält deshalb Checklisten für eine gute Idee, um die positive Fehlerkultur voranzubringen. Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe betreibt zusammen mit der Apothekerkammer Nordrhein das Berichts- und Lernportal für Fehler im Internet: CIRS (Critical Incident Reporting System). Es sammelt anonym Fehlermeldungen und Beinahe-Fehler, die in Apotheken passieren. „Seitdem wir das Portal CIRS-Pharmazie im Mai 2016 eingerichtet haben, sind bereits um die 70 Fehlerberichte eingegangen. Diese Berichte könnten wir analysieren und daraus Checklisten für die Bereiche entwickeln, in denen besonders häufig oder besonders schwerwiegende Fehler passieren,“ so Oliver Schwalbe.
Er stellt fest: „Die eingegangenen Meldungen drehen sich besonders häufig um Fehlerketten, an deren Ende ein Medikationsfehler steht. Das ist interessant, denn man hat bei diesen Verkettungen eine Reihe von Möglichkeiten, die ungünstige Entwicklung aufzuhalten. Ich sehe Checklisten gerade in diesen Fällen als geeignetes Instrument an, Fehler zu vermeiden.“
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