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Bald in Apotheken?
Ministerium prüft Zulassung von HIV-Schnelltests für zu Hause
Einen HIV-Test wie einen Schwangerschaftstest einfach zu Hause durchführen? Was in anderen Ländern Europas schon Realität ist – dort gibt es den Test in der Apotheke –, ist in Deutschland bislang verboten. Die Tests seien fehleranfällig, so die Begründung. Doch sie haben sich verbessert. Das Bundesgesundheitsministerium prüft daher, HIV-Schnelltests für zu Hause in Deutschland zuzulassen.
Bislang dürfen HIV-Schnelltests in Deutschland nur an Ärzte, medizinische Laboratorien und Einrichtungen wie Behörden verkauft werden. In anderen Ländern Europas wie Belgien, Frankreich und Großbritannien sind sie hingegen auch für den Hausgebrauch legal. Sie sind beispielsweise in der Apotheke zu haben. Das Verbot in Deutschland regelt die Medizinprodukteverordnung. Die Hauptgründe: Mittel zur Krankheitserkennung gehörten in die Hände von Fachleuten. Denn bei der Anwendung von HIV-Schnelltests durch Laien passierten oft Anwendungsfehler, wodurch die Ergebnisse nicht aussagekräftig seien. Außerdem sollte auch beim HIV-Test eine ärztliche Beratung sichergestellt sein.
Doch moderne Schnelltests sind wesentlich genauer und einfacher zu handhaben als frühere Tests. Aktuell prüft daher das Bundesgesundheitsministerium, ob dies zu einer Änderung der bisherigen Bewertung führen könne, wie die zuständige Referentin gegenüber der Deutschen Presseagentur erklärt. Die Deutsche Aids-Hilfe hofft noch in diesem Jahr auf eine Zulassung für die Abgabe in deutschen Apotheken und ausgewiesenen HIV-Beratungsstellen. Noch vor zwei Jahren hatte die Deutsche Aids-Hilfe sich gegen einen Test für zu Hause ausgesprochen.
Damals hatte die Organisation gegenüber DAZ.online erklärt, man habe gute Gründe, HIV-Tests im Umfeld einer Beratungsstelle oder einer Arztpraxis verbunden mit einem persönlichen Kontakt durchzuführen. Unter anderem, weil Schnelltests weniger zuverlässig seien, wenn sie von Laien durchgeführt werden – oder es zumindest damals waren. Außerdem hatte es bei der Aids-Hilfe Bedenken gegeben, ob Menschen bei einem Test zu Hause mit einer HIV-Diagnose klarkämen. Offensichtlich gab es aber bisher aus anderen Ländern keine Berichte über dramatische Reaktionen wie Suizidversuche, heißt es.
RKI: Circa 12.600 Menschen in Deutschland sind unwissentlich infiziert
Mit dem Test sollen vor allem Menschen erreicht werden, die aus Scham oder Angst bisher den Weg zum Arzt oder zu einer Teststelle scheuen, sagte Holger Wicht, Sprecher der Deutschen Aids-Hilfe in Berlin. „Sie können, ohne es zu wissen, HIV an Sex-Partner weitergeben“, sagt Wicht. „Sie bringen sich aber vor allem selbst um gute Behandlungschancen.“ Und auch Ärzte seien oft zu wenig offensiv, so Wicht. „Viele scheuen die Frage nach HIV, weil sie ihren Patienten nichts unterstellen wollen.“ Zudem hätten viele Hausärzte HIV bei Symptomen wie massivem Gewichtsverlust oder bestimmten Lungenentzündungen oft nicht als mögliche Ursache auf dem Schirm. Nach RKI-Schätzungen leben insgesamt 12.600 Menschen in Deutschland unwissentlich mit dem HI-Virus.
Diese Lücke soll der Selbsttest schließen. Inzwischen funktionieren die Tests, die bereits seit 2015 in Großbritannien und seit 2016 in Frankreich in Apotheken für rund 25 Euro verkauft werden, wie ein Blutzucker-Check bei Diabetikern. Nach einem kleinen Pieks in den Finger wird der Blutstropfen auf ein Stäbchen aufgetragen. Nach kurzer Zeit zeigt sich das Ergebnis in Linienform. Bei zwei Linien liegt eine HIV-Infektion vor. In Frankreich sind 2016 bereits rund 145.000 Stück verkauft worden, berichtet Test-Experte Michael Tappe von der Aids-Hilfe. Und auch Studien aus Australien, wo es den Selbsttest schon mehrere Jahre zu kaufen gebe, zeigten Erfolge.
Als Hilfsangebot hält die AIDS-Hilfe es für sinnvoll, seriöse Beratungsnummern direkt mit auf die Testpackungen zu drucken. „Wir überlegen auch, ob wir die Tests in unseren Beratungsstellen anbieten - wenn sie zugelassen werden.“ erklärt der Test-Experte Tappe. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist seit rund zehn Jahren weitgehend stabil. Sie nimmt aber nicht ab. Insgesamt 84.700 Menschen leben in Deutschland nach RKI-Schätzungen mit HIV.
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