PD-l1-Antikörper

Freud und Leid bei den Checkpoint-Inhibitoren

Basel / Stuttgart / Darmstadt - 10.05.2017, 12:00 Uhr

Tecentriq wird in deutschen Apotheken noch nicht zubereitet. Die Zulassung ist aber beantragt. (Foto: picture alliance / AP Photo)

Tecentriq wird in deutschen Apotheken noch nicht zubereitet. Die Zulassung ist aber beantragt. (Foto: picture alliance / AP Photo)


Roche muss  bei seinem Immunonkologikum Tecentriq (AtezolizumabTM) einen Rückschlag hinnehmen. In einer Phase-III-Studie zu einer bestimmten Form von Blasenkrebs wurde der primäre Endpunkt – Überleben im Vergleich zur Chemotherapie – nicht erreicht. Wettbewerber Merck hingegen kann sich freuen: Sein Antikörper Avelumab (BavencioTM) erhielt in den USA die Zulassung für eine weitere Indikation. 

Wie der Schweizer Pharmakonzern Roche am heutigen Mittwoch mitteilt, gibt es hinsichtlich des Antikörpers TecentriqTM einen Misserfolg zu vermelden. Das Mittel erreichte in einer Phase-III-Studie den primären Endpunkt nicht. In dieser Studie wurde das Mittel mit dem Wirkstoff Atezolizumab in der Behandlung von Patienten mit einer bestimmten Form von lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Blasenkrebs (mUC) getestet, bei denen die Krankheit während oder nach der Behandlung mit einer Platin-basierten Chemotherapie fortgeschritten ist. Der primäre Endpunkt der Studie bestand im Überleben der Patienten im Vergleich zur Chemotherapie.

Die Studien-Daten würden weiter untersucht, um diese Ergebnisse besser zu verstehen, einschließlich der anfänglichen Beobachtung, dass die Ergebnisse des Chemotherapie-Teils besser waren als die Annahmen aus dem Studienentwurf, hieß es. Vollständige Daten will Roche im Laufe des Jahres präsentieren.

Einer der Hoffnungsträger 

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatte TecentriqTM erst vor Kurzem zur Erstlinienbehandlung von mUC-Patienten, für die eine Cisplatin-basierte Chemotherapie nicht infrage kommt, ein beschleunigtes Zulassungsverfahren zugesprochen. Eine Phase-III-Studie laufe dazu derzeit noch, hieß es weiter.

Atezolizumab

Der monoklonale Antikörper bindet selektiv an das Protein PD-L1 (programmed death ligand-1, programmierter Zelltod-Ligand 1). PD-L1 wird auf Tumorzellen und tumorinfiltrierenden Immunzellen exprimiert und unterbindet die körpereigene Immunabwehr durch Hemmung von T-Zellen. Atezolizumab blockiert die Interaktion zwischen PD-L1 und T-Zell-Oberflächenproteinen. So wird die T-Zellaktivierung und somit eine Immunantwort gegen den Tumor ermöglicht.

Arzneimittel, die in diesen Signalweg eingreifen, werden auch Chekpoint-Inhibitoren genannt. 

Handelsname: Tecentriq

TecentriqTM, das zu den Hoffungsträgern von Roche zählte, ist zur Behandlung dieser speziellen Form von Blasenkrebs sowie zur Behandlung einer bestimmten Form von Lungenkrebs bereits seit letztem Jahr in den USA zugelassen – in beiden Fällen allerdings als Zweitlinientherapie. Bei der EMA ist die Zulassung beantragt.

Weitere Indikation für Avelumab in den USA

Wettbewerber Merck hingegen hat Grund zur Freude. Die Darmstädter haben gerade für ihren PD-L1-Antikörper Avelumab (Bavencio®) in einer zusätzlichen Indikation eine Zulassung erhalten. Die US-Aufsichtsbehörde FDA gab am gestrigen Dienstag grünes Licht für den Einsatz des Krebsmittels bei Patienten mit Urothelkarzinom. Seit Ende März ist Avelumab bei einer seltenen und sehr aggressiven Hautkrebsart, dem Merkelzellkarzinom, zugelassen. 

Die Wirkstoffe Pembrolizumab (Keytruda) und Nivolumab (Opdivo), die auch in Europa bereits erhältlich sind, greifen zwar in den gleichen Signalweg ein wie Atezolizumab, aber an einer anderen Stelle. Sie richten sich gegen den PD-1-Rezeptor, der auf T-Zellen exprimiert wird.


dpa-afx / jb
redaktion@daz.online


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