Depot statt Direktgeschäft

Noweda-Projekt gegen Lieferengpässe

Berlin - 11.05.2017, 17:10 Uhr

Vesikur zählt zu den besonders häuftig ins Ausland exportierten Arzneimittel – in vielen Ländern gibt es mehr Geld dafür. Davon wollen auch einige deutsche Apotheken profitieren – mit gravierenden Folgen. (Foto: Astellas)

Vesikur zählt zu den besonders häuftig ins Ausland exportierten Arzneimittel – in vielen Ländern gibt es mehr Geld dafür. Davon wollen auch einige deutsche Apotheken profitieren – mit gravierenden Folgen. (Foto: Astellas)


Vesikur® sorgte unlängst für Schlagzeilen, weil es nur schwer über den Großhandel zu bekommen ist. Hersteller Astellas setzt auf Direktvertrieb und Kontingentierung – denn er vermutet, dass Apotheker das Arzneimittel selbst gewinnbringend ins Ausland verkaufen. Die Noweda startete daraufhin ein Pilotprojekt mit Vesikur® – erfolgreich, wie die Genossenschaft nun verkündet.

Arzneimittel-Lieferengpässe sind ein Dauerbrenner in Deutschland – zum Leidwesen aller Beteiligten. Patienten sind verunsichert, Apotheker müssen erklären und sind gefordert, das Produkt dennoch zu beschaffen. Großhändler und Pharmafirmen haben ebenfalls kein Interesse als nicht lieferfähig dazustehen.

Astellas hat kürzlich offen erklärt, dass ein Grund für die Lieferschwierigkeiten bei seinem Vesikur® der Export ins Ausland ist. Vermutlich nach Skandinavien oder Großbritannien – und vermutlich sind es Apotheker mit einer Großhandelserlaubnis, die die Ware verschicken. Denn mittlerweile ist so manches Arzneimittel – so auch das Urospasmolytikum Vesikur® – hierzulande viel günstiger als bei unseren Nachbarn. Verboten ist ein solcher Export im freien europäischen Binnenmarkt nicht. Aber dass es dadurch in Deutschland zu Versorgungsproblemen kommt, ist natürlich auch nicht gewünscht.

Noweda und Astella ziehen an einem Strang

Die Noweda wollte das Problem angehen. Wie die Apotheker-Genossenschaft erklärt, beteilige sie sich nicht daran, dem deutschen Markt knappe Arzneimittel zum Zwecke eines lukrativen Exports zu entziehen Eine entsprechende öffentliche Selbstverpflichtung findet sich auf der Internetseite der Noweda.

Nun hat sie im Rahmen eines Pilotprojekts eine Lösung erarbeitet, um die Versorgung der Vor-Ort-Apotheken und deren Patienten sicherzustellen. Im Mittelpunkt steht Vesikur®. Astellas gefällt das Engagement: „Es ist uns wichtig, dass unsere Medikamente in Deutschland bei den Patienten ankommen, die das Arzneimittel dringend benötigen. Wir freuen uns, dass Noweda eine Lösung zu einer verbesserten Versorgungssicherheit anbietet“, sagt der General Manager für Deutschland, Niek Stander.

Das Projekt, an dem in der Pilotphase 340 Kunden der Noweda-Niederlassung Essen teilnahmen, ermöglicht den Mitgliedern und Kunden der Genossenschaft, in dringenden Fällen auf ein gesondertes Depot zuzugreifen. Dabei werde sichergestellt, dass jede Apotheke Ware erhält, wenn diese zur Patientenversorgung erforderlich ist, erklärt die Noweda. Die Auslieferung der Ware erfolge mit der nächstmöglichen Tour in die Apotheke. Abgerechnet werde wie gewohnt über die Monatssammelrechnung. 

Bundesweiter Roll-Out geplant

Beabsichtigt ist nun ein „Roll-Out“ des Projekts auf ganz Deutschland. Zudem würde die Noweda ihre Lösung gerne auf weitere Hersteller übertragen. „Es gibt für die Hersteller keinen Grund mehr, Apotheken für den Bezug knapper Arzneimittel auf das kostenträchtige und aufwendige Direktgeschäft zu verweisen“, betont der Noweda-Vorstandsvorsitzende Dr. Michael P. Kuck.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Wann hat das Warten endlich ein Ende?

Schlange stehen für Vesikur

Hersteller Astellas: Vesicur® wird im großen Stil ins Ausland verkauft

Apotheker verursachen Lieferengpässe

Großhändler zu Lieferengpässen

Ein ständiges Problem

Lieferengpässe in der Alpenrepublik

Deutschland kauft Österreich leer

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.