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„Kohlensäure macht dick“ – diese Schlagzeile ist seit gestern an vielen Stellen im Netz zu lesen. Dahinter steckt eine Studie aus Palästina, in der Kohlensäure-haltige Getränke den Blutspiegel des appetitanregenden Hormons Ghrelin erhöhen. Und zwar bei Ratten und bei Menschen. Aber was genau macht Ghrelin eigentlich?
28 Aminosäuren: Sequenz Gly-Ser-Ser(n-octanoyl)-Phe-Leu-Ser-Pro-Glu-His-Gl n-Arg-Val-Gln-Gln-Arg-Lys-Glu-Ser-Lys-Lys-Pro-Pro- Ala-Lys-Leu-Gln-Pro-Arg-OH, ein Molekulargewicht von 3,24 kDa – so lautet der Kurzsteckbrief von Ghrelin. Das Hormon ist seit einigen Tagen in den Fokus geraten, weil Ratten, die in einer Untersuchung Getränke mit Kohlensäure tranken, darunter auch kalorienarme wie Wasser, über ein Jahr mehr und schneller an Gewicht zulegten als ihre Artgenossen, die Softdrinks ohne Sprudel oder Leitungswasser bekommen hatten. Die Forscher führten dies auf einen erhöhten Ghrelin-Spiegel zurück. Anschließend untersuchten die Wissenschaftler den Hormonspiegel bei 20 gesunden Männern. Auch hier zeigte sich, dass die Ghrelin-Mengen im Blut stärker anstiegen, wenn die Studienteilnehmer mit Kohlendioxid versetzte Getränke getrunken hatten.
Ghrelin ist ein Peptidhormon und zwar das Hormon, das dem Gehirn vermittelt, dass man Hunger haben sollte. Es wird überwiegend in Epithelzellen im Fundusbereich des (leeren) Magen gebildet, daneben aber auch in verschiedenen anderen Geweben und in Neuronen des Hypothalamus, wo es die Bildung des Wachstumshormons induziert (Growth Hormone Release Inducing).
Wie alle Peptidhormone wird Ghrelin am ribosomalen Protein-Synthese-Apparat gebildet. Dabei wird es noch während der Synthese durch die Membran des endoplasmatischen Retikulums (ER) geschoben, um in Richtung Sekretion kanalisiert zu werden. Im ER wird es noch umfänglich posttranslational modifiziert: Vom Präkursor-Protein Preproghrelin (117 Aminosäuren) wird das Signalpeptid abgespalten. Die dritte Aminosäure Serin des Ghrelins ist mit Octansäure verestert. Diese Modifikation ist essenziell für die Wirkung des Hormons.
Abnehmen im Schlaf
Wer abnehmen will, muss vor allem das Ghrelin unter Kontrolle halten. Wie das geht? Ausreichend schlafen. Denn wer zu wenig schläft, produziert offensichtlich zu viel Ghrelin, und das macht hungrig. Untersuchungen zufolge scheinen Übergewichtige bereits zu profitieren, wenn sie jede Nacht nur 20 Minuten länger schlafen.
Stattdessen wird oft eine Radikal-Diät eingeschlagen. Doch das ist kein probates Mittel. Denn Hungern führt ebenfalls zu einem Ghrelin-Anstieg. Antagonisten des Hormons werden als potenzielle Mittel gegen Adipositas diskutiert. Bisher hat allerdings eher der gegenteilige Weg Erfolge versprochen: Patienten, die unter Kachexie leiden, mit einem oralen Ghrelin-Mimetikum, Anamorelin, zu behandeln.
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