Haushalt

Die Hamburger Apothekerkammer braucht mehr Geld

Hamburg - 21.06.2017, 12:30 Uhr

Sauer auf die Aufsichtsbehörden und in Geldnot: Bei der gestrigen Versammlung der Apothekerkammer Hamburg forderte Präsident Kai-Peter Siemsen die Behörden auf, härter gegen das Vorgehen einzelner Systemkritiker vorzugehen. (Foto: Schelbert)

Sauer auf die Aufsichtsbehörden und in Geldnot: Bei der gestrigen Versammlung der Apothekerkammer Hamburg forderte Präsident Kai-Peter Siemsen die Behörden auf, härter gegen das Vorgehen einzelner Systemkritiker vorzugehen. (Foto: Schelbert)


Der Hamburger Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen fordert mehr Durchsetzungskraft der Aufsichtsbehörden bei Verstößen gegen Grundprinzipien der Arzneimittel-Versorgung. Die Kammer selbst braucht für ihre Aufgaben mehr Geld als bisher geplant.

In seinem Bericht bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg am Montag beschrieb Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen die politische Lage und neue Herausforderungen für die Geschäftsstelle der Kammer. Der wichtigste Beschluss war die Umwidmung von Haushaltspositionen in Höhe von 157.000 Euro. Damit steigt der Finanzbedarf der Kammer für 2018 gegenüber der bisherigen Planung.

Vorgehen der Aufsichtsbehörden

Mit Blick auf das EuGH-Urteil und den Arzneimittelversand erklärte Siemsen, DocMorris werde als eine Art Robin Hood gefeiert. Doch die Apotheker, die täglich den „Laden am Laufen halten“ und ihre gesellschaftliche Aufgabe erfüllen, würden als naturgegeben hingenommen. Bei der Durchsetzung der Preisbindung seien die zuständigen Aufsichtsbehörden mit wenigen Ausnahmen „ängstlich und ohne Rückgrat bei der Ausschöpfung der rechtlichen Möglichkeiten“, kritisierte Siemsen. Doch es seien „wehrhafte Beamte“ nötig. „Angst vor einem kapitalstarken Widersacher im Rechtsstreit ist kein guter Ratgeber“, erklärte Siemsen. Als positives Beispiel nannte Siemsen die Aufsicht in Niedersachsen, die bei einer Maßnahme gegen Bonizahlungen den Sofortvollzug angeordnet habe. Im Fall Hüffenhardt habe erst ein Gericht den Automaten geschlossen. „Ein Gericht hat das Rechtsverständnis, was dem zuständigen Regierungspräsidium anscheinend fehlte“, erklärte Siemsen.

Neues für die Geschäftsstelle

In der Geschäftsstelle der Apothekerkammer Hamburg habe die neue Geschäftsführerin Ena Meyer-Bürck begonnen, die strukturellen Wünsche des Vorstandes anzupacken. Eine neue Buchführung solle den Haushalt unterjährig transparenter machen und zeitnahe Reaktionen ermöglichen. Für die Bearbeitung der Heilberufeausweise müsse wie in anderen Kammern eine neue Stelle geschaffen werden. Der gesuchte IT-Fachmann solle sich auch um die Telematik kümmern. Außerdem plant Meyer-Bürck eine neue Stelle, um die Arbeit in der Kammer besser bewältigen und Vertretungen organisieren zu können.

Mehr Geld durch Umwidmung

Diese und weitere Herausforderungen führen zu zusätzlichem Finanzbedarf. Siemsen erklärte, eine Entnahme aus dem Vermögen scheide aus. Vielmehr bestehe im Einklang mit der Aufsichtsbehörde das Ziel, das Vermögen auf mindestens den Finanzbedarf für ein halbes Jahr zu erhöhen. Eine Beitragserhöhung im laufenden Jahr wolle der Vorstand den Mitgliedern nicht zumuten, weil der Beitrag bereits zum Jahresbeginn erhöht worden war. Daher bleibe nur eine Umwidmung von Haushaltspositionen.

Diese dürfe der Vorstand satzungsgemäß selbst vornehmen, aber angesichts der Höhe von 157.000 Euro wollte Siemsen dafür das Votum der Kammerversammlung einholen. Der Plan sieht vor, 120.000 Euro, die für die Programmierung einer neuen Mitgliederverwaltung vorgesehen waren, und weitere 37.000 Euro aus anderen Positionen umzuwidmen. Damit sollen 87.000 Euro zusätzliche Personalkosten und 70.000 Euro weitere Kosten finanziert werden. Die Programmierung war einer der Gründe für die Beitragserhöhung zum Januar 2017. Da die neue Mitgliederverwaltung weiterhin geplant ist, müsste dieses Geld 2018 erneut eingeplant werden, machte Siemsen deutlich. Im November 2016 bestand hingegen noch die Absicht, die Beiträge 2018 wieder zu senken. Die Kammerversammlung diskutierte kontrovers, ob die angestrebten Maßnahmen im Sinne einer sparsamen Haushaltsführung nötig seien. Letztlich beschloss die Kammerversammlung die Umwidmung mit 60 gegen 15 Stimmen bei 18 Enthaltungen.


Dr. Thomas Müller-Bohn (tmb), Apotheker und Dipl.-Kaufmann
redaktion@daz.online


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