Zeit-Interview

FDP-Chef Lindner brüstet sich mit Apotheker-Shitstorm

Berlin - 22.06.2017, 09:04 Uhr

Christian Lindner hält auch Apotheker-Shitstorm aus. (Foto: dpa)

Christian Lindner hält auch Apotheker-Shitstorm aus. (Foto: dpa)


FDP-Chef Christian Lindner ist offensichtlich stolz darauf, welche Kehrtwende seine Partei bei der Bewertung des Apothekenmarktes vollzogen hat. Die FDP sei „nicht dem Kapital verpflichtet, sondern der Freiheit“, sagt er in einem Interview mit der „Zeit“. Dazu führt er die Position der FDP zum Thema Arzneimittel-Versandhandel an. Allerdings bleibt er dabei nicht bei der Wahrheit.

Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten keine Freunde bei den Apothekern gemacht. Er forderte, den „Naturschutz” für Apotheker abzulegen. Was den Versandhandel betrifft, hat sich die FDP bereits früh nach dem EuGH-Urteil festgelegt: Gleiche Rechte für Vor-Ort-Apotheken und Versender. Hinzu kam ein Beschluss des FDP-Parteitages zum Wahlprogramm der Liberalen, in dem die FDP die Abschaffung des Fremdbesitzverbotes forderte.

Nun brüstet sich Lindner in einem Interview mit der „Zeit“ mit dem Apotheken-Kurs der FDP. Angesprochen auf die Hotelsteuer, die die FDP 2009 als Wahlgeschenk für Hoteliers im Gepäck hatte, will Lindner die FDP offenbar als Partei präsentieren, die sich wandeln kann und sich keiner Klientel verpflichtet fühlt.

Selbst bringt er das Apotheken-Thema aufs Tapet: „Übrigens, kennen Sie die Position der FDP zum Versandhandel von Medikamenten?“. Als der Fragesteller verneint, antwortet der FDP-Politiker: „Schade. Denn wir sind die einzige Partei, die klar für den Versand verschreibungspflichtiger Medikamente ist.“ Dafür habe man auch „den Shitstorm der stationären Apotheker“ hingenommen – „weil wir uns der Wahlfreiheit der Kunden verpflichtet fühlen“.

Damit sagt Lindner allerdings nicht ganz die Wahrheit. Tatsächlich befindet sich die FDP hier auf einer Linie mit SPD und Grünen, die sich ebenfalls klar gegen ein Verbot des Arzneimittelversandhandels positioniert haben. Wäre die SPD auf einem anderen Kurs, hätte sie mit ihrem Koalitionspartner CDU schließlich ohne Weiteres das Rx-Versandverbot beschließen können.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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9 Kommentare

Stilkritik: $#!+storm

von Andreas P. Schenkel am 23.06.2017 um 10:32 Uhr

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner brüstet sich damit, dass er und seine Partei das Auftreffen von zugespitzt formulierter Meinung auf sich und seine scheinbare Ein-Mann-Partei konsequent ignoriert haben.
Und sich aus den zum allergrößten Teil fundiert und wahheitsgemäß vorgetragenen Argumenten nichts gemacht haben.

Außerdem schmückt er sich mit fremden Federn, denn es war die SPD, die eine rasche und gute Lösung der Folgen des EuGH-Problemurteils verhindert hat; die Lindner-FDP ist hier nur der Kläffende in der politischen Gosse gewesen. Und im Übrigen übergeht Lindner die oftmals konträren Meinungen zu diesem Themenkomplex in den Landes-FDPen: es ist ihm wohl einfach wurscht.

Das Brüsten des Christian erinnert mich im Stil ganz fatal an den schaurigen Auftritt von Westerwelle, als Merkel im Urlaub war und der Vizakanzler als "geschäftsführender Bundeskanzler" vor Fernsehkameras einen unsäglichen Auftritt als hoffärtiger Gernegroß hingelegt hat. Wahrscheinlich war das satirisch gemeint, aber wirkte anders. Bei Lindner müssen wir uns diese Sorgen nicht machen: Das Gehabe ist authentisch für seine Person und seinen Poltikstil. Und es ist unwürdig und schlicht erbärmlich!

So etwas braucht die Republik und Europa nicht. Und die paar Stimmen, die man mit solchen erzpeinlichen Auftritten einfangen kann, bröseln mehrfach in anderen Wählergruppen wieder weg, nicht nur bei Apothekern.

Ob die FDP nach Lindner wieder zu einer liberalen Partei wird, werden kann? Derlei politische Strömung fehlt angesichts des Lindner-verursachten Totalausfalls des politischen Liberalismus zur Zeit ja leider, zumindest auf Bundesebene.

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Definiere FDP-Glücksritter

von Christian Westphal am 23.06.2017 um 9:26 Uhr

= Ein Opportunist, der auf der Welle des gewissenlosen Kapitalismus reitet.

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Lindner

von Alexander Zeitler am 23.06.2017 um 4:35 Uhr

Durch sein Geschwafel gibt er ja freiwillig zu, dass er von UNS keine Ahnung hat.
Mal sehen, wieviel VersandApotheker ihn wählen.
Gehe mal davon aus, dass WIR ihn nicht wählen.
Kurz gefasst: Ciao Christian.WIR werden dich nicht vermissen.

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Herr Linder EuGh

von Sven Larisch am 22.06.2017 um 19:44 Uhr

Wenn es im Artikel heißt "gleiches Recht für Versand- und Vor-Ort Apotheken" so kann ich mich eines schmerzverzerrten Lächelns nicht erwehren. die ausländischen Versandapotheken dürfen! Rabatte/Boni auf Rx geben . Die Vor-Ort Apoptheke nicht.
Die Versandapotheken (gerade Zur Rose etc.) habe große Taschen und arbeiten mit kleinen Spannen. das erwirtschaftet Umsatzplus ist ja noch kein Gewinn! Die Apotheke vor Ort muss mit Personaleinsatz und Hingabe einen Umsatz und eine Spanne genierieren von mind. 25% (dafür machen andere Geschäfte den laden nicht auf). Die Vor-Ort Apotheken werden immer und immer wieder nur neue Maßregelungen aus dem Gesundheitswesen (QMS, Präqualifizierung,Rabattverträge uvm.) gegängelt.
Sollte es zur Aufhebung des Fremdbesitzverbotes kommen- dann bitte.Ich hoffe es werden dann noch Pharmazeuten und PTAs gebraucht :-) Denn dann werde ich Angestellter mit einer 40 h Woche und Festgehalt.
Und ansonsten geht mir Herr Lindner und seine Partei an der 5% Hürde vorbei.

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FDP nicht dem Kapital verpflichtet

von ratatosk am 22.06.2017 um 18:57 Uhr

Was der Lindner nimmt will ich auch, kommt echt gut von hinten ! Nicht dem Kapital verpflichtet. Ne is klar, die Blume mit den Saudis im Rücken, oder us Konzerne mit zweistelligen Milliardenumsätzen sind nicht das Kapital, sondern die Dorfapotheken die alles beherrschen.
Hier geht es nicht um Klientelpolitik im eigentlichen Sinn, denn Parteien sind immer irgendeiner Gruppe näher als einer anderen, sonst würde deren Existenz ja keinen Sinn machen. Die Gewerkschaft macht in diesem Sinne auch Klienelpolitik für Arbeitnehmer, dafür sind sie ja gegründet worden, oder die Grünen für Bio Bauern !
Der Kernansatz eines Eintretens für einen breiten Mittelstand, für Handwerk, Dienstleister , Ärzte, Gastrnomie, ja auch für Apotheken wäre der Sinn einer positiven FDP. Die internationalen Multis brauchen keinen besonderen Schutz, das versteht ein Herr Lindner und Konsorten nicht.
Gleiche Reche für Vorort Apotheken und Versender kann es nicht geben, da die Pflichten der Vor Ort Apotheken nicht alle von den Versendern erfüllt werden können - aber was solls, er kann es wohl einfach nicht erfassen

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Lindner

von frank ebert am 22.06.2017 um 17:42 Uhr

tja, dies müssen wir in der heutigen Zeit wohl über uns ergehen lassen, das ein geschäftlich grandios gescheiterter Mensch so ablästert. Vielleicht sieht man ihn ja mal zusammen mit Franjo Pooth.

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AW: Lindner? Ist das jemand, den man kennen muss?

von Armin Spychalski am 22.06.2017 um 18:37 Uhr

Wie man sieht, kann jeder seine Meinung dazu haben und unter Klarnamen Klartext schreiben:). Dem ist nichts hinzuzufügen.

Lindner

von Jochen Ebel am 22.06.2017 um 16:16 Uhr

Der Lindner ist schon ein spaßiges Kerlchen. Was ist bloß aus dieser Partei geworden?

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Lindner

von Anita Peter am 22.06.2017 um 10:01 Uhr

„nicht dem Kapital verpflichtet"

Der war gut Herr Lindner....

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