DocMorris-Mutterkonzern Zur Rose

„Wir sind das Apotheken-Zalando“

Berlin - 23.06.2017, 10:00 Uhr

Europa ist eine grüne Wiese: Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli will sowohl im Rx- als auch im OTC-Bereich schnell wachsen in Deutschland. (Foto: Sket)

Europa ist eine grüne Wiese: Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli will sowohl im Rx- als auch im OTC-Bereich schnell wachsen in Deutschland. (Foto: Sket)


Der Schweizer Arzneimittel-Versandhändler Zur Rose hat Details zum Börsengang mitgeteilt. Interessierte können ab sofort Anteilsscheine der Muttergesellschaft von DocMorris zeichnen. Handelsbeginn soll am 6. Juli sein. In einem Zeitungsinterview bekräftigte Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli indes seine Expansionspläne für Deutschland. Zur Rose sei das „Zalando für den Apothekenmarkt“.

Nachdem die Schweizer Versandapotheke Zur Rose, die Muttergesellschaft von DocMorris, kürzlich mit einer außerordentlichen Generalversammlung den Weg für einen Börsengang frei gemacht hat, hat das Unternehmen nun Details des Initial Public Offering (IPO) genannt. Demnach werden die neuen Anteilsscheine in einer Preisspanne zwischen 120 und 140 Schweizer Franken angeboten. Insgesamt will das Unternehmen damit rund 200 Millionen Franken für die weitere europäische Expansion einsammeln, wobei das Gros in den Ausbau des Deutschland-Geschäftes von DocMorris fließen dürfte.

Sofern auch eine Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) ausgeübt wird, sollen die Einnahmen bei rund 230 Millionen Franken (212 Millionen Euro) liegen. Das würde einer Marktkapitalisierung von rund 780 bis 870 Millionen Franken entsprechen. Insgesamt sollen bis zu 1,9 Millionen Aktien ausgegeben werden. Dividendenzahlungen seien „für die nahe Zukunft“ nicht beabsichtigt.

Interessierte können den Unternehmensangaben zufolge ab sofort Aktien zeichnen. Die Erstnotiz und damit auch der Handelsbeginn sind für den 6. Juli 2017 an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange vorgesehen. Dann soll auch der endgültige Platzierungspreis bekannt gegeben werden.

„Europa ist eine grüne Wiese“

In einem Interview mit der Schweizer Handelszeitung erklärte Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli, dass es „fahrlässig“ sei, wenn man mit dem Börsengang noch länger gewartet hätte. Auch die Handelszeitung schreibt, dass Zur Rose mit DocMorris in Deutschland „viel Geld“ verdienen wolle – sowohl im Rx- als auch im OTC-Bereich. Ganz besonders im OTC-Markt sei die Konkurrenz aber groß für DocMorris. Schließlich habe die Shop Apotheke ihren OTC-Umsatz um 56 Prozent steigern können. Im gleichen Zeitraum hat DocMorris „nur“ ein Wachstum von 45 Prozent hingelegt.

Oberhänsli sieht auch in anderen europäischen Märkten große Chancen. „Europa ist eine grüne Wiese“, sagt der Zur Rose-Chef gegenüber der Handelszeitung. Das Blatt prophezeit, dass Zur Rose „jene disruptive Firma“ sein werde, die der Konkurrenz „das Fürchten“ lehren werde. Und Oberhänsli bestätigt: „Wir sind das Apotheken-Zalando.“ Und auch vor einem weiteren Aufkommen des Versand-Giganten Amazon hat Oberhänsli keine Angst. „Unser Vorsprung ist gigantisch“, erklärt er. Die Marke „Amazon“ eigne sich ohnehin nicht für den Apothekenmarkt. Aber: Falls Amazon wirklich einsteigen will, „dann werden sie uns lieber kaufen als konkurrenzieren.“


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Eigentor

von Pillenpaule am 23.06.2017 um 12:30 Uhr

Sehr interessant. Herr Oberhänsli ist also stolz darauf, sich mit einer der wirtschaftlich desaströsesten Firmenkonsortien weltweit zu vergleichen?
Aber bei näherer Betrachtung hat er ja recht: Sowohl die Samwer-Brüder, als auch Müller / Oberhänsli finden durch reine Chuzpe immer genügend Claqueure, die sich vor den Karren spannen lassen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zalando, einen Schreikrampf möchte man bekommen

von Karl Friedrich Müller am 23.06.2017 um 11:43 Uhr

"dass Zur Rose mit DocMorris in Deutschland „viel Geld“ verdienen wolle – sowohl im Rx- als auch im OTC-Bereich."

ich lach mich tot.
Vielleicht sagt denen mal einer, dass man, wenn man Geld verdienen will, das nicht mit "Rabatten", sondern mit Aufschlägen funktioniert. DM hat noch nie Geld verdient.

Der Vergleich mit Zalando zeigt nur die (gewollte?) Banalisierung der Arzneimittel und des Handels damit.
Von Verbraucherschutz keine Rede. Nur vom Geld, das man verdienen möchte. Der Kranke kommt in den Gedanken der Leute nicht vor .

Wohin das "Engagement" der Konzerne führt und der ewige Geiz von Staat und KK, zeigen die Meldungen in der Presse:
Geburten auf Straßen und Autobahnen, Notärzte seien zu spät am Unfallort.
So wird es dann auch bei den AM sein: Kunde leidet, während dringende AM im Postauto liegen.
Geht es noch bequemer als in der Apotheke vor Ort?
Nein! Das wird der Öffentlichkeit nur eingeredet, den Politikern sowieso.


» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Gefühl

von Anita Peter am 23.06.2017 um 10:48 Uhr

Ich glaube so wie ich momentan fühlt sich der Delinquent wenn das Erschiessungskommando durchlädt. Die SPD und die Grünen legen einem aus sozialen Gründen aber die Augenbinde an.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Fürchten lernen?

von Peter Bauer am 23.06.2017 um 10:39 Uhr

Das Fürchten werden Kasse und Politik lernen.
Die Apotheken vor Ort werden"nur" zusperren,
aber die wirklich Gelackmeierten werden die deutschen Patienten sein.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.