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Keine Angst vor BtM-Rezepturen - Ein Kommentar von DAZ-Redakteur und Rezepturexperte Dr. Andreas Ziegler.
Immer wieder berichten Medien über sensationelle Therapieerfolge bei Krebspatienten, wenn sie mit Methadon behandelt werden. Zuletzt griff „Stern TV“ das Thema auf und präsentierte eine geheilte Glioblastom-Patientin. Ein Zufallsereignis oder tatsächlich ein Erfolg der Methadon-Therapie? Fragen, denen sich die DAZ in ihrer aktuellen Ausgabe widmet.
Anders als
bei vielen anderen Berichten über Wunderheilungen bei Krebs gibt es in Sachen
Methadon-Therapie tatsächlich eine durch experimentelle Arbeiten untermauerte Hypothese. Danach kann
DL-Methadon (nicht L-Methadon!) über
Bindung an Opioid-Rezeptoren auf Tumorzellen die Zelle in den programmierten
Zelltod treiben. Das gelingt umso besser, je mehr Opioid-Rezeptoren auf der
Zelloberfläche präsentiert werden. Jetzt kommen Strahlen-Therapie und
Zytostatika mit ins Spiel: Sie können die Opioid-Rezeptorendichte auf den
Tumorzellen erhöhen und damit die Methadon-Wirkung verstärken. Darüber hinaus soll die Methadon-Bindung an den Opioid-Rezeptor
wie ein Türöffner für Zytostatika wirken, so dass diese verstärkt in die
Tumorzelle eindringen können. Doch damit nicht genug: Auch dem Problem der
Zytostatika-Resistenz, verursacht durch verstärktes Ausschleusen der
Substanzen, soll Methadon entgegenwirken.
Alles in allem wird die Tumorzelle damit verstärkt Zytostatika
ausgesetzt und zudem über Methadon zusätzlich zerstört.
All das wurde in In-vitro-Versuchen und im Tierversuch am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm von Dr. Claudia Friesen und ihrem Team gezeigt. Dabei handelte es sich zunächst um Zufallsbefunde. Dass tatsächlich Tumorpatienten mit infauster Prognose von Methadon profitieren, war ebenfalls ein Zufallsbefund. Das hebt der Palliativmediziner Dr. Hans-Jörg Hilscher im Interview in der aktuellen DAZ hervor: Er beobachtete, dass Glioblastompatienten, die er wegen Schmerzen mit Methadon behandelt hatte, deutlich länger lebten als erwartet. Eine Erklärung dafür fand er in den Arbeiten von Dr. Friesen. Seitdem sammeln Friesen und Hilscher Daten und kämpfen darum, dass das Potenzial von Methadon weiter erforscht wird.
Fachgesellschaften äußern sich sehr zurückhaltend und warnen vor Therapieversuchen außerhalb von klinischen Studien. Denn in der Tat fehlen prospektive klinische Studien, die eindeutig belegen, dass die Therapieerfolge tatsächlich dem Synergismus von Methadon und Zytostatika zu verdanken sind. Doch Gelder für solche Studien zu bekommen, erscheint nicht trivial. Das Interesse großer forschender Pharmafirmen dürfte angesichts dieses wohl nicht patentierbaren Ansatzes gering sein. Ungeachtet dessen wurde am Universitätsklinikum Ulm unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Seufferlein eine Phase-I/II-Studie zum Effekt von Methadon bei chemorefraktären kolorektalen Karzinomen konzipiert, die zur Förderung eingereicht werden soll. Denn, so Seufferlein in der aktuellen DAZ: „Um das Potenzial in der Krebstherapie beurteilen zu können, sind solche prospektiven randomisierten klinischen Studien bei unterschiedlichen Tumorentitäten zwingend notwendig!“
Keine Angst vor BtM-Rezepturen - Ein Kommentar von DAZ-Redakteur und Rezepturexperte Dr. Andreas Ziegler.
Diese unbefriedigende Situation wird jedoch verzweifelte Patienten und ihre Angehörigen nicht davon abhalten, sich an den Strohhalm Methadon zu klammern. Und so ist es kein Wunder, wenn nach solchen Berichten wie in „Stern TV“ Ärzte mit dem Wunsch einer Methadon-Therapie konfrontiert werden und Apotheken verstärkt vor der Aufgabe stehen, 1%ige Methadon-Hydrochlorid-Lösungen herzustellen. Was dabei alles zu beachten ist, lesen Sie ebenso wie die ausführlichen Hintergründe zu Methadon in der Krebstherapie in der aktuellen Ausgabe der DAZ.
6 Kommentare
Erfurt
von Dayami Castanedo am 24.07.2017 um 20:32 Uhr
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von Eva Pichler am 20.07.2017 um 23:47 Uhr
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von Doris Uhl am 29.06.2017 um 11:59 Uhr
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