Lotte (Nordrhein-Westfalen)

„Durch die Baustelle haben wir ein negatives Betriebsergebnis“

25.07.2017, 09:00 Uhr

(Fotos: Westfalen-Apotheke)

(Fotos: Westfalen-Apotheke)


Die Westfalen-Apotheke in der westfälischen 14.000-Einwohner-Ortschaft Lotte kämpft mit Bauarbeiten vor der Ladentüre. Dass bis Oktober die Parkplätze vor dem Geschäft wegfallen, mache sich bereits negativ in der Kasse bemerkbar, sagt Apothekerin Anke Marx.

„Für eine kleine Landapotheke wie uns ist so eine Baustelle natürlich noch ein Problem oben drauf“, sagt Apothekerin Anke Marx. Seit Anfang Mai hat ihre Westfalen-Apotheke mit der Umgestaltung des Berliner Platzes vor ihrer Ladentür im Ortsteil Büren der westfälischen 14.000-Einwohner Gemeinde Lotte zu kämpfen. „Mit der Großstadt Osnabrück direkt in der Nähe ist es ohnehin schon schwierig“, sagt sie. 

Geschäftsschädigende Barriere

Das nordrhein-westfälische Lotte geht direkt in die niedersächsische Großstadt über und gehört zu deren Ballungsraum. Die Grenze der Bundesländer verläuft dann auch nur ein paar hundert Meter entfernt von der Apotheke mitten durch den Ort.

Noch bis Ende Oktober soll die Baustelle bestehen bleiben, unter der auch die anderen Einzelhändler an dem Platz leiden. Vor allem, dass die Parkplätze nun für einen langen Zeitraum wegfielen, sei schlimm. „Man könnte sagen, wir sind so eine Art Drive-In-Apotheke. Die Menschen parken eben vor der Tür, kommen schnell in die Apotheke und holen sich Aspirin oder anderes“, erklärt Marx. Das falle nun erstmal aus. „Diese Laufkundschaft bleibt dann halt weg.“ – und das mache sich in der Kasse deutlich bemerkbar.

Negatives Betriebsergebnis im Mai durch die Baustelle

„Ich habe jetzt erstmal die Ergebnisse aus dem Mai – und da habe ich unter dem Strich ein negatives Betriebsergebnis“, sagt sie. Der Umsatz vor allem mit den nicht-rezeptpflichtigen Artikeln sei eingebrochen, die Kosten aber blieben natürlich. Ein großes Ärgernis für sie und die anderen Geschäftsleute des Berliner Platzes sei auch die in ihren Augen mangelhafte Kommunikation mit der Gemeinde. „Wir wussten zwar, dass es die Baustelle geben wird, aber nicht, welche Ausmaße das annimmt“, sagt sie. Erst Anfang Mai habe sie einen neuen Mitarbeiter eingestellt. Hätte sie gewusst, dass sie durch die Baustelle nun eine Durststrecke haben werde, hätte sie das vielleicht eher verschoben, sagt sie.

Auch, dass es sich eigentlich um keine wirklich notwendige Infrastruktur-Maßnahme handele, sondern eher um ein Prestige-Projekt der Gemeinde, um den Platz zu verschönern, ärgert sie. „Viele Bürger und Geschäftsleute haben sich im Vorfeld dagegen ausgesprochen“, erklärt sie. Die Menschen kämen ja nicht wegen eines schönen Platzes in den Ort. „Aber nun müssen wir das halt durchstehen“, sagt sie – und hoffen, die Baustelle wirtschaftlich zu überleben. 

Beschwerde hat zumindest etwas Besserung gebracht

Immerhin, dass sie und die anderen Geschäftsleute sich beschwert hätten, hätte bereits kleine Erfolge gezeigt. „Mittlerweile gibt es wenigstens eine Rampe, so dass man wieder mit dem Fahrrad oder dem Rollator zu uns gelangen kann. Letzteres ist ja für eine Apotheke besonders wichtig“, sagt die Apothekerin. Eine Zeitlang war die Offizin nur über eine Seitenstraße mit einer Treppe erreichbar.

Das Team der Westfalen-Apotheke

Dankbar ist sie für ihre gute Stammkundschaft, sagt sie. „Die halten uns die Treue und kommen auch mit allen Schwierigkeiten zu uns, um Rezepte einzulösen. Dafür kann man nur dankbar sein, das hatte ich so gar nicht erwartet“, sagt die Apothekerin. Dennoch, nur vom Umsatz der rezeptpflichtigen Arzneimittel sei es mit ihren fünf Mitarbeitern auf längere Sicht schwierig. Da können man nur hoffen, das auch bald wieder einige Parkplätze zur Verfügung stünden. „Es hieß mal, Ende Juli wären wieder Parkplätze da“, sagt sie. Doch das sei ungewiss, da sich der Verlauf der Bauarbeiten auch sonst nicht unbedingt so gestalte, wie das seitens der Gemeinde mal erklärt worden sei. Rechtlich können man wohl wenig tun – die Gemeinschaft der Geschäftsleute hätte sich da bereits bei einem Juristen erkundigt, sagt sie.

Nun müsse man erstmal hoffen und durchhalten. „Hoffentlich schlägt sich das dann später wenigstens positiv nieder, dass der Platz nach den Bauarbeiten schöner sein soll“, sagt Marx hoffnungsvoll.


Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Schadenersatz

von Jonas am 26.07.2017 um 10:15 Uhr

Ich habe mich den ganzen text über gefragt: Hat die Gemeinde denn nicht einmal angeboten, Schadenersatz zu leisten und Umsatzeinbrüche auszugleichen?

Kann man im Streitfall die Gemeinde wirklich nicht auf Schadenersatz verklagen? Es handelt sich ja um keine wichtige infrastrukturelle, sondern eine reine Prestigemaßnahme. Zusätzlich bin ich der Meinung, dass je schöner der Platz vor einer Apotheke, je besser wird die Laufkundschaft von ihren Problemchen abgelenkt. Das ist einfach verhaltenspsychologisch so. Grau und trist verstärkt die Problemwahrnehmung, schön grün und bunt vermindert sie.

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