Zukunft der Homöopathie

Linke wollen keine „Esoterik-Blase“ außerhalb der Apotheke

Berlin - 31.07.2017, 09:30 Uhr

Homöopathie gehört in die Apotheke! Linken-Politikerin Kathrin Vogler will vermeiden, dass sich außerhalb der Apotheke eine unkontrollierte Esoterik-Blase rund um die Homöopathie bildet. (Foto: dpa)

Homöopathie gehört in die Apotheke! Linken-Politikerin Kathrin Vogler will vermeiden, dass sich außerhalb der Apotheke eine unkontrollierte Esoterik-Blase rund um die Homöopathie bildet. (Foto: dpa)


In die politische Diskussion um die Zukunft der Homöopathie hat sich die Linksfraktion im Bundestag eingemischt. Aus Sicht der Linken-Gesundheitsexpertin Kathrin Vogler müssen homöopathische Präparate auch künftig in Apotheken verkauft werden. Die Linken-Politikerin will offenbar vermeiden, dass sich die Komplementär- oder Alternativmedizin gänzlich unkontrolliert weiterentwickelt.

Die Zukunft der Homöopathie beschäftigt weiterhin die Gesundheitspolitik. Nachdem die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sich in einer Pressemitteilung dafür aussprach, homöopathische Präparate aus der Apothekenpflicht zu entlassen und die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe nur noch in deutscher Sprache auf die Packungen zu drucken, mischt sich nun die Gesundheitsexpertin der Linken, Kathrin Vogler, in die Debatte ein. Vogler wurde in dieser Legislaturperiode erstmals gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag und ist auf Arzneimittelthemen spezialisiert.

Aus Sicht der Linken-Politikerin steht fest: „Homöopathika sind klar Arzneimittel und gehören damit in die Apotheke.“ Vogler erklärt, warum: „Die fehlende Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel ist hinreichend belegt. Der Wegfall der Apothekenpflicht löst aber kein Problem, sondern droht nur, neue zu schaffen.“ Welche Schwierigkeiten aus Sicht der Oppositionsfraktion entstehen könnten, erklärt Vogler ebenfalls: „Wir wollen nicht, dass vom Heilpraktiker bis zum Homöopathie-Shop eine geschlossene Esoterik-Blase entsteht. Patientinnen und Patienten müssen die Möglichkeit haben, auch eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung einzuholen. Insbesondere bei schwereren Erkrankungen sollten sie auf die Notwendigkeit einer anerkannten Therapie hingewiesen werden, was bei der heilpraktischen Behandlung leider häufig nicht geschieht.“

Vogler: Apotheker müssen liefern

Die ABDA hat sich bis jetzt nur in einem sehr kurzen Statement zu der Homöopathie-Diskussion geäußert. Die Interessenvertretung der Apotheker können Pharmazeuten zu einem „verantwortungsvollen Umgang“ auch bei dieser Präparategruppe beitragen. Damit diese Beratung aber auch für den Patienten einen Mehrwert hat, sieht die Linksfraktion im Bundestag die Apotheker nun aber in der Pflicht: „Wir sehen die Apothekerschaft in der Pflicht, entsprechend ihrer eigenen Beschlüsse im Perspektivpapier Apotheke 2030 eine evidenzbasierte Beratung anzubieten. Denn für eine Beratung innerhalb der umstrittenen homöopathischen Logik ist die Apothekenpflicht sicher nicht erforderlich“, erklärt Vogler. Zur Erklärung: In ihrem Perspektivpapier hatten die Apotheker folgenden Beschluss gefasst: „Die öffentlichen Apotheken versorgen ihre Patienten individuell und grundsätzlich evidenzbasiert. Dabei erkennen sie die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten hinsichtlich ihrer Therapie an.“

Homöopathie als gesundheitspolitisches Streitthema?

Aus gesundheitspolitischer Sicht könnte die Homöopathie-Debatte in der nächsten Legislaturperiode durchaus zum Streitthema werden. Denn auch einzelne Gesundheitspolitiker der SPD und der Grünen hatten der Unionsfraktion bereits widersprochen: Für die Sozialdemokraten hatte Sabine Dittmar erklärt, dass es ihr wichtig sei, dass Patienten grundsätzlich Kontakt zu einem Heilberufler aufnehmen, wenn sie ein medizinisches Problem haben. Insofern sei sie gegen die Entlassung der Homöopathie aus der Apothekenpflicht – wobei auch Dittmar die Wirkung homöopathischer Präparate stark anzweifelte. Die Grünen-Arzneimittelexpertin Kordula Schulz-Asche erklärte, dass die Apothekenpflicht einen „Sinn“ habe, nämlich die unangebrachte Einnahme zu verhindern.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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14 Kommentare

Recht hat sie

von Brigitte Hillner am 04.08.2017 um 8:32 Uhr

Wir haben sicher täglich jemand in der Apotheke, der im Internet oder auf Karins Facebook Seite etwas gelesen hat und nun zu uns kommt und "Kügelchen" haben will. Ich mag nicht zählen, wie oft wir in diesen Fällen schon entsprechend steuernd eingegriffen haben.
Ja, wir verkaufen auch Homöopathika und empfehlen sie auch, wenn wir der Meinung sind, daß sie hier angebracht sind. Aber der Wunsch nach Falco Peregrinus D30 bei Flugangst wird ebenso mit Aufklärung und Hinweis auf eine richtige Therapie beantwortet wie der Wunsch nach kolloidalem Silber.
Es tummeln sich im Netz so viele Scharlatane, wie früher auf jedem Markt in jedem Ort zusammen nicht waren. Petroleum und MMS werdendes Wundermittel angepriesen, da ist eine Edelsteintherapie noch harmlos dagegen.
Bis jetzt mussten die Personenkreise, die zu diesen esoterischen Verfahren tendieren wenigstens für Homöopathika noch zu uns und wir hatten eine Chance einzugreifen und manchmal Schlimmeres zu verhüten.

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Keine Esoterik-Blase außerhalb der Apotheke

von 2xhinschauen am 31.07.2017 um 23:20 Uhr

Anders als andere Skeptiker hier stimme ich dem Vorschlag von Frau Vogler, die ja keine Zweifel bezüglich der Wirksamkeit von Globuli hat, vollumfänglich zu!!

Daher fordere ich, dass außer Globuli auch
- Horoskope
- Klangschalen
- Bioresonanzirgendwas
- Antroposophisches
- Orgonenergie-Irgendwas
- Wünschelruten
- Granderwasser
- usw wer kann das schon alles wissen
unter Strafandrohung nur noch in Apotheken verkauft werden dürfen. Und dass die Apotheker dem Anspruch gerecht werden, in jedem Einzelfall eine evidenzbasierte und wissenschaftlich fundierte Beratung leisten.

Evtl könnte man das in der Apotheke rein räumlich so lösen, wie das früher die Videotheken gelöst haben.

Für die Bekämpfung des erwartbaren Schwarzmarkts haben wir auch heute schon bestens ausgestattete Strafverfolgungsbehörden.

Die auch Zeit dafür hätten, wenn wir endlich die weichen Drogen entkriminalisieren. Die wirken wenigstens.

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Fehlende Wirksamkeit und Esoterik-Blase

von Amardeo Sarma am 31.07.2017 um 22:16 Uhr

Gerade wenn Frau Kathrin Vogler richtigerweise die fehlende Wirksamkeit erkannt hat: Warum ist dann eine Esoterik-Blase in der Apotheke besser, als im Supermarkt? Wenn eine Apotheke den Stand der Wissenschaft ernst nehmen würde gäbe es dort keine Homöopathika. Der Sinn der Apothekenpflicht für Homöopathika ist doch klar: Pseudomedizin soll so geadelt werden.

Also Frau Adler, springen Sie über Ihren Schatten und unterstützen Frau Heil in dieser Frage. Sie scheinen sich ja erfreulicherweise offenbar darin einig zu sein, dass Homöopathie pseudowissenschaftlich ist.

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AW: RTC-Studien - Medizin

von Dr. Petersen am 01.08.2017 um 7:59 Uhr

Sehr geehrter Herr Sarma,
sind sie der Meinung, daß alles, was die Apotheke anbietet, bzw. was die Medizin an Therapieverfahren anwendet, auf "Randomized Controlled-Trials(RTC-Studien)" beruhen sollte?

Homöopathie: "real-world-effectiveness" - Studien

von Dr. Petersen am 31.07.2017 um 22:12 Uhr

Frau Vogler als gesundheitspolitische "Expertin" sollte eigentlich über alle Studien zur Homöopathie informiert sein, was sie offensichtlich nicht ist - denn positive Studien zur Homöopahie sind durchaus reichlich vorhanden.

Könnte es sein, dass die öffentliche Meinung diesbezüglich hauptsächlich durch Vorurteile bestimmt wird?

Außerdem sollte wissen, dass heutzutage "Health-Tech-Assessment-Berichte" eine der umfangreichsten Untersuchungen zur Beurteilung der Auswirkungen von medizinischen Maßnahmen sind.

Als Lektüre würde ich ihr z.B. folgende Quelle vorschlagen:
Homöopathie in der Krankenversorgung - Wirksamkeit, Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit (Perspektiven - Schriften zur Pluralität in der Medizin) Taschenbuch – 15. November 2006, von Gudrun Bornhöft (Herausgeber), Peter F Matthiessen:

Auszug: Review von Kleijnen et al.(1991); 107 Studien; Fazit:

„Die Menge der positiven Belege, auch unter den besten Studien, überraschte uns. "

Außerdem seriöse Quellen für Homöopathiestudien:
http://www.wisshom.de/index.php?menuid=102
http://www.homoeopathie-online.info/versorgungsforschung-zur-homoeopathie/

Das Vorurteile schwerer wiegen als die „kleinen süßen Kügelchen“ ist leider nicht so schwierig.

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AW: Homöopathie: "real-world-

von Bernd Harder am 31.07.2017 um 22:33 Uhr

Es ist durchaus kein "Vorurteil", dass der WissHom-"Forschungs"-Reader ein peinliches Stück Homöopathie-Propaganda ist:

https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/118-gemeinsame-erklaerung-des-informationsnetzwerks-homoeopathie-zur-veroeffentlichung-der-wissenschaftlichen-gesellschaft-fuer-homoeopathie-der-aktuelle-stand-der-forschung-zur-homoeopathie

AW: Homöopathie: "real-world-effectiveness" - Studien

von RPGNo1 am 31.07.2017 um 22:34 Uhr

"Wisshom" und "seriös" passen genauso gut zusammen, wie "sauberer Diesel" und "VW". Der Reader ist das Papier nicht wert, auf dem er gedruckt wurde, da er zusammengeklaubte Informationen zur Homöopathie enthält, die schon seit Jahren vielfach widerlegt wurden.
https://www.netzwerk-homoeopathie.eu/standpunkte/118-gemeinsame-erklaerung-des-informationsnetzwerks-homoeopathie-zur-veroeffentlichung-der-wissenschaftlichen-gesellschaft-fuer-homoeopathie-der-aktuelle-stand-der-forschung-zur-homoeopathie

AW: Homöopathie: "real-world-

von Bernd Harder am 31.07.2017 um 22:35 Uhr

Die Homöopathie und die Mär von der erfolgreichen Versorgungsforschung:

http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=3078

Sinn der Apothekenpflicht

von Jürgen Köster am 31.07.2017 um 18:47 Uhr

Dass die Apothekenpflicht den Sinn hat, eine unangebrachte Einnahme eines Arzneimittels zu verhindern, ist natürlich richtig. Aber eine Apothekenpflicht für Homöopathika würde daraus nur folgen, wenn es einen Fall gäbe, bei dem die Einnahme eines Homöopathikums ein Problem verursachen würde. Da Homöopathika jedoch keine Arzneiwirkung haben und auch nicht mit andern Medikamenten wechselwirken, ist ein solcher Fall nicht gegeben. Es gibt keinen Fall, bei dem ein Apotheker von der Einnahme eines Homöopathikums abraten müsste, sondern allenfalls Fälle, bei denen er zur Einnahme eines wirksamen Arzneimittels raten müsste. Das aber wird ein Apotheker eher nicht tun, weil er im Gegensatz zu einem Arzt keine Diagnose stellen darf.

Mit der Logik, mit der hier an der Apothekenpflicht festgehalten wird, könnte man ebenso eine Apothekenpflicht für Vitaminpräparate, Heilpflanzen, Edelsteine (Stichwort Edelsteintherapie) und noch vieles mehr einfordern. Das ergibt keinen Sinn. Die Apothekenpflicht soll eine Beratung hinsichtlich ernstzunehmender Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln sicher stellen und die gibt es bei Homöopathika nicht.

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Heilpraktiker

von Anna Munier am 31.07.2017 um 13:00 Uhr

Sehr geehrte Frau Vogler,
„Wir wollen nicht, dass vom Heilpraktiker bis zum Homöopathie-Shop eine geschlossene Esoterik-Blase entsteht. Patientinnen und Patienten müssen die Möglichkeit haben, auch eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung einzuholen. Insbesondere bei schwereren Erkrankungen sollten sie auf die Notwendigkeit einer anerkannten Therapie hingewiesen werden, was bei der heilpraktischen Behandlung leider häufig nicht geschieht.“
Habe ich Sie da richtig verstanden? Sie halten Heilpraktiker für Esoteriker? Mit welchem Recht? Können Sie das belegen? Haben Sie Zahlen darüber, das Heilpraktiker Patienten nicht auf anerkannte Therapien hinweisen und wenn ja, wie hoch ist der Prozentsatz der Heilpraktiker, die das machen und wie häufig pro Jahr oder pro 100 Patienten?

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AW: Heilpraktiker

von Bernd Harder am 31.07.2017 um 22:39 Uhr

"Heilpraktiker genießen in Deutschland fast grenzenlose Therapiefreiheit – und brauchen keine fundierte Ausbildung. Selbst eine Serie von Todesfällen im vergangenen Sommer konnte das bislang nicht ändern. Ein stern-Report deckt erschreckende Gesetzeslücken auf."

http://www.stern.de/gesundheit/heilpraktiker-in-deutschland--so-gefaehrlich-sind-sie---der-grosse-stern-report-7434370.html

AW: Heilpraktiker

von Bernd Harder am 31.07.2017 um 22:41 Uhr

"Die Berufsgruppe [der Heilpraktiker] lässt sich nach Einschätzung des Ärztetages auch überhaupt nicht in ein hochqualitatives Gesundheitswesen integrieren. Denn es ist gerade das zentrale Merkmal des Heilpraktikerwesens, außerhalb geltender Standards und allgemein anerkannter Wirksamkeitsmechnismen tätig werden zu dürfen.”

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/05/25/aerzte-wollen-heilpraktiker-entmachten/chapter:1

Die Esoterikblase gibt es schon lange ...

von Norbert Aust am 31.07.2017 um 12:57 Uhr

"Wir wollen nicht, dass vom Heilpraktiker bis zum Homöopathie-Shop eine geschlossene Esoterik-Blase entsteht." Die gibt es doch schon lange! Ich würde empfehlen, dass sich Frau Vogler einmal mit folgenden Dingen beschäftigt:
- Lehrinhalte voin Heilpraktikerschulen
- Webseiten von Heilpraktikern
- Esoterikmessen und -kongresse
- Kursangebote und Vortragsprogramme von Apotheken, Volkshochschulen, staatlichen und kirchlichen Trägern...
Dem allen wird Seriosität bescheinigt, indem Homöopathika nur in der Apotheke verkauft werden müssen, denn da muss was dran sein, denn sonst würden sie ja nicht in den Apotheken verkauft.

Den Kunden zu beraten, bei schweren Erkrankungen einen Arztbesuch aufzusuchen hat die gleiche Qualität wie der Hinweis, vor dem Einsteigen ins Auto die Autotür zu öffnen. Ist zwar nicht falsch aber trivial.

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Oh je

von Bernd Harder am 31.07.2017 um 10:49 Uhr

"Patientinnen und Patienten müssen die Möglichkeit haben, auch eine wissenschaftlich fundierte Einschätzung einzuholen."

Und das soll in der Apotheke passieren? In meiner Apotheke um die Ecke gibt es ein "Schüssler-Seminar" nach dem anderen, ein ganzes Regal mit Homöopathie-Büchern und mindestens einmal im Monat eine Abendveranstaltung zu Themen wie "Globuli in der Schwangerschaft" oder "Homöopathie für die Reiseapotheke".

Recht gewagt, hier nur an die wissenschaftliche Verantwortung der Apotheken zu appellieren.

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