„Mangelberuf“ Apotheker

ABDA: Wir haben ein Verteilungsproblem

Berlin - 01.08.2017, 07:00 Uhr

Nur ein Verteilungsproblem: Laut ABDA gibt es genügend Apotheker, sie sind bloß zwischen Land und Stadt ungleich verteilt. (Foto: dpa)

Nur ein Verteilungsproblem: Laut ABDA gibt es genügend Apotheker, sie sind bloß zwischen Land und Stadt ungleich verteilt. (Foto: dpa)


Für die Bundesagentur für Arbeit ist der Apothekerberuf ganz offiziell ein Mangelberuf – es fehlt also an ausgebildeten Fachkräften. Welche Konsequenzen zieht die ABDA daraus? Einem Sprecher zufolge steht die Standesvertretung wegen des Pharmaziestudiums in Kontakt mit der Kultusministerkonferenz und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz. Das ABDA-Fazit lautet: Es gibt nur ein Verteilungsproblem.

Zum ersten Mal werden die Nachwuchssorgen der Apotheker auch mit offiziellen und statistisch belastbaren Daten aufgezeigt: Die Bundesagentur für Arbeit hat den Apothekerberuf nach Dezember 2016 kürzlich zum zweiten Mal hintereinander in die Liste der 21 Berufen mit akutem oder chronischem Fachkräftemangel aufgenommen. In der sogenannten „Fachkräfteengpassanalyse“ stehen die Apotheker nun zwischen Altenpflegern, Zugführern, Fahrlehrern oder Ingenieuren für Mechatronik. Hineingeraten sind die Apotheker in diese Liste unter anderem, weil ausgeschriebene Pharmazeuten-Stellen im Schnitt 141 Tage unbesetzt bleiben – 41 Prozent länger als alle anderen Stellen. Ein weiterer Faktor ist die berufsspezifische Arbeitslosenquote, also das Verhältnis zwischen Arbeitssuchenden und Apothekern – auch diese ist bei den Pharmazeuten unterdurchschnittlich.

Mehrere Kammern und Verbände kämpfen in ihren Regionen für den Erhalt, beziehungsweise den Ausbau ihrer Pharmazie-Standorte. Auf die Frage, was die ABDA in dieser Angelegenheit unternehme, erklärte ein Sprecher: „Die Bemühungen unserer Mitgliedsorganisationen um den Erhalt und Ausbau der Studienplätze im Fach Pharmazie sowie die Einrichtung neuer pharmazeutischer Hochschulstandorte werden von Seiten der ABDA begrüßt und unterstützt.“ Welche Bemühungen die ABDA hier genau betreibt und unterstützt, führte der Sprecher allerdings nicht weiter aus.

Die ABDA verweist in diesem Zusammenhang allerdings auch auf einen DAT-Antrag vom Apothekertag 2015, den die Kammern aus Berlin und Sachsen eingebracht hatten. In dem Antrag hat die Hauptversammlung den Gesetzgeber und die Universitäten aufgefordert, die universitären Standorte mit Pharmaziestudium zu erhalten und diese hinsichtlich der Anzahl der Studienplätze auszubauen beziehungsweise Studienplatzkürzungen zurückzunehmen. Dem ABDA-Sprecher zufolge hat die Standesvertretung diesbezüglich Kontakt mit der Kultusministerkonferenz (KMK) und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) aufgenommen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Verteilungsproblem Apotheker ist logisch begündbar

von Sylvia Trautmann am 29.01.2018 um 15:28 Uhr

Wenn frisch ausgebildete Apotheker von den Unis immer seltener in öffentlichen Apotheken arbeiten wollen, dafür lieber jedoch in der pharmazeutischen Industrie, in Krankenkassen oder in Krankenhausapotheken, ist dies mit der schlechten Bezahlung in öffentlichen Apotheken zu begründen. In vielen öffentlichen Apotheken erhalten die Inhaber-Apotheker ein genauso schlechtes Unternehmergehalt wie ihre angestellten Apotheker oder manchmal sogar weniger. Denn die ökonomischen Rahmenbedingungen werden immer schlechter durch den inflationsbedingten Kostenanstieg und das seit Jahren eingefrorene Fixhonorar. Ca. 80 % des Umsatzes werden mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln in deutschen Apotheken umgesetzt, dessen Rohgewinn ausschließlich für die Finanzierung der Betriebkosten einer Apotheke verwendet werden müssen. Da bleibt nicht mehr viel übrig. Hier rächt es sich, dass Pharmazeuten in ihrer universitären Ausbildung keine ökonomischen Kenntnisse vermitteln bekommen haben. Kein Wunder also, wenn junge Leute nicht mehr in öffenltichen Apotheken arbeiten wollen. Sie gehen eben dorthin, wo der Brotkorb voll gefüllt hängt. Gerade jetzt, wo Kauder (CDU) eine Honorarerhöhung für Ärzte vorschlägt, sollten Apotheker ihre berechtigte Forderung nach Honorarerhöhung politisch und medienwirksam stellen, und zwar unabhängig vom einem Medikatiosmanagement, dessen nachhaltige Finanzierung durch die KK bis heute völlig unklar ist.

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Verteilungsproblem?

von Susanne Wagner-Schröer am 08.08.2017 um 9:18 Uhr

Ich erinnere mich an die Wendezeit, als uns prophezeit wurde, dass mit der Abschaffung der Pharmazie - Ingenieurausbildung durch westdeutsche Besserwessi Arroganz noch raue Zeiten anbrechen werden. Nun, wir aben diese Zeiten! PI´s waren exzellent von der Basis her ausgebildet und in vielen Apotheken das Rückgrat. Apotheker wachsen nicht auf Bäumen - wir brauchen mehr Ausbildungsstätten - aber man machte nach der Wende das pharmazeutische Institut der HUB dicht und andere Institute im Osten. Die Ausbildung ist z.T. so praxisfremd, dass viele Studenten abbrechen. Unsere Schulbildung ist so weit weg von den Naturwissenschaften, da studiert man lieber Mediendesign... Und natürlich verdient man in der Industrie mehr. Und sicher ist es ein Problem, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Aber ich weiß doch vorher, was mich im Beruf erwartet. Ich kann das Geheule nicht mehr hören - wir "Alten" haben MIT Kind und Familie in den Apotheken gearbeitet. Ich muß das als Apotheker organisieren, NICHT die Apotheke. Die "Alten" malochen und die junge Generation geht am liebsten 15 Uhr nach Hause, ohne Samstag, ohne Notdienst... Was machen die jungen Damen eigentlich, wenn sie mit einem hochfiebernden Kind 17 Uhr vor der Apotheke stehen und die ist zu, weil eben keiner mehr da ist, der um diese Zeit arbeiten möchte??? Ich muß als Apotheker auch WERTE leben können und das bedeutet, dass ich begreife, dass das Berufsleben eben KEIN Job ist, sondern eine Aufgabe, der ich mich zu stellen habe.

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Pharmazieingenieure ?

von regenriese am 02.08.2017 um 17:07 Uhr

Speziell im Osten sollte man nicht die aussterbende berufsgruppe der Pharmazieingenieure vergessen. Da fallen jedes Jahr hunderte weg. Wieviele Apotheker kommen im Osten nach .....nicht wesentlich mehr als früher !!
Welche Bundesländer sind mit am ärmsten ...ups. In so einer Situation will Sachsen die Uni schließen und Brandenburg eiert rum .
Im Westen kann ich mir ein Verteilungsproblem vorstellen, mit entsprechenden Gefälle.

Eines noch:
Wer hat schon mal über das Arbeitsamt gesucht oder gefunden ? Ich kenne jetzt persönlich keinen ...soviel zu Statistiken. Wie hoch ist denn schon der Anteil an ausländischen Apotheker die angeworben werden. ich kenne mittlerweile Syrer, Spanier und viele Polen.
sind wir woeder bei der Statistik ;-) .
Ob es sinnvoll ist denen ihre Fachkräfte abzuwerben und bei uns studieren viele schlaue Köpfe BWL auf Halde ....nunja.

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Verteilungsproblem

von Hermann Balleis am 02.08.2017 um 4:28 Uhr

Die ABDA sollte die UNO beraten!
Danach gibt es auf der Erde genug Trinkwasser für alle. Kanada hält 90 % der Reserven. Es ist nur ein Verteilungsproblem
Auch Energie ist genug da. Die Sonneneinstrahlung auf die Erde deckt millionenfach den Energiebedarf der Menschen.
usw.

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Das erkläre mir am Beispiel Brandenburg und Berlin

von Christiane Patzelt am 01.08.2017 um 18:03 Uhr

Wir haben in Berlin und Brandenburg insgesamt über 200 offene Stellen für ApothekerInnen und PTAs, obwohl wir über eine Hochschule und eine PTA-Schule verfügen!
Die ABDA erzählt wir so häufig einfach Mist aus Ihrem Elfenbeinturm! Nehmt denen doch einfach mal diese Funktion des "Apothekensprechers" weg, sie zeigen dort NULL Talent und haben von der Apotheke vor Ort nicht den blassesten Schimmer!! Tagtäglich ärger ich mich über diese Standesvertretung und ihr Geseier!

Und Ihr anachronistisches 17+17-Modell gehört endlich mal auf 4 Beine eingekürzt!! Wir müssen sparen und unsere Ressourcen anders einsetzten!

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Sösö

von Wolfgang Müller am 01.08.2017 um 13:10 Uhr

Ich glaube, das war sogar noch Sommer 1989: "Den Sözialismöss in seinem Lauf höllt wöder Öchs noch Ösel auf". Konnte man damals in der DDR auch lange Zeit nicht viel dagegen sagen, war halt erstmal die öffiziölle Wahrheit. Diente "Der Sache", welcher auch immer.

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