DAZ-Interview mit Kordula Schulz-Asche (Grüne)

„Ich möchte keine Apothekenketten“

Berlin - 03.08.2017, 09:00 Uhr

Kordula Schulz-Asche zieht ihre Stamm-Apotheke dem Versandhandel vor. (Foto: L. Chaperon)

Kordula Schulz-Asche zieht ihre Stamm-Apotheke dem Versandhandel vor. (Foto: L. Chaperon)


Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche setzt auf einen Wiedereinzug in den Bundestag. Im Interview mit der DAZ erklärt sie, wie sie sich die Gesundheitsversorgung der Zukunft vorstellt, warum sie ein Rx-Versandhandelsverbot ablehnt und was ihrer Meinung nach eine gute Apotheke ausmacht.

Kordula Schulz-Asche, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Prävention und Gesundheitswirtschaft, schlägt vor, in Gesundheitsregionen zu denken, um auch künftig eine gute Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Darin sollten alle Heilberufe – auch die Apotheke vor Ort – miteinander kooperieren. In diesem Zuge müsse eine entsprechende Vergütung für die einzelnen Leistungen der verschiedenen Gesundheitsberufe geregelt werden, auch das Honorar der Apotheker. Zwar will sie erst das Gutachten aus dem Bundeswirtschaftsministerium abwarten, doch Schulz-Asche schwebt bereits ein Modell vor, bei dem es einem Apotheker möglich ist „zu beraten ohne eine Packung verkaufen zu müssen“. Der richtige Weg zu einer neuen Honorierung kann für die Grüne nur der Dialog zwischen Apothekerschaft und Politik sein. „Das kann nicht die Politik alleine bestimmen“.

Befragt zum EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung erklärt Schulz-Asche, sie sei überrascht gewesen, dass das Rx-Versandhandelsverbot schon vor dem EuGH-Urteil diskutiert wurde. „Und mich hat auch überrascht, dass sich danach nichts mehr geändert hat, sondern die Antwort immer die gleiche geblieben ist.“ Diese Diskussion habe „eine schnelle Lösung verhindert“, findet die Grünen-Politikerin. Das wäre aus ihrer Sicht ein Boni-Deckel gewesen. Damit wäre man zumindest über die Wahl gekommen, so Schulz-Asche. Und anschließend hätte man mit dem Gutachten des Bundeswirtschaftsministeriums in der Hand, „in Ruhe diskutieren können, wie man den ganzen Preisbereich neu aufstellt“. Dadurch hätte auch verhindert werden können, dass ausländische Versandhändler mit hohen Boni von bis zu 30 Euro pro Rezept in den Markt brechen. Den Versandhandel selbst sieht sie als eine Ergänzung der Arzneimittelversorgung, die man nach 13 Jahren nicht einfach abschaffen könne. Er sei allerdings kein Ersatz.

Fremd- und Mehrbesitz von Fall zu Fall neu bewerten

Schulz-Asche persönlich hält jedoch nicht allzu viel vom Arzneimittelversand. Sie selbst kaufe ihre Arzneimittel nicht im Internet, sondern in ihrer Stammapotheke, sagte sie der DAZ. Und diese sei genau so, wie sie sich eine gute Apotheke vorstelle. Allgemein sollten Apotheken eine Anlaufstelle für Patienten sein, an die sie sich wenden können, ohne gleich zum Arzt gehen zu müssen. Außerdem gehöre zu einer guten Apotheke die pharmazeutische Betreuung. Diese werde in Zukunft immer komplexer, meint Schulz-Asche. Möglich sei, dass sich einige Apotheken spezialisieren müssten und Partnerschaften mit Schwerpunktpraxen bilden.

Prinzipiell findet Schulz-Asche, dass sich das bestehende Apothekensystem bewährt hat. Auch möchte sie keine großen Apothekenketten. Das Fremd- und Mehrbesitz müsse aber immer von Fall zu Fall neu bewertet werden, gerade im ländlichen Raum. Und „ wenn es gar nicht anders geht, dann muss die Kommune einen Apotheker anstellen“, findet Schulz-Asche. Immerhin: Viele junge Apotheker ziehe es gar nicht mehr in die Selbstständigkeit. Diese arbeiten lieber angestellt. Ein gesellschaftlicher Trend, der dazu führe, dass die Zahl der Apothekenneugründungen sinkt.


Dr. Mathias Schneider, Apotheker, Volontär DAZ
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Nur ein Versandverbot hilft

von Politik-Kritiker am 03.08.2017 um 13:49 Uhr

Warum kann man den Versandhandel nach 13 Jahren nicht wieder abschaffen? Autos durften auch immer in die Innenstädte fahren und nun denkt man über ein Fahrverbot nach. Mein Renteneintrittsalter wird auch ständig "angepasst". Und es gibt genug Gründe den Versand von Medikamenten zu verbieten. Stichwort: Temperaturkontrolle, Schutz vor fremden Zugriff, Verpackungvorschriften usw.
Und wenn man dieses Krebsgeschwür (DocMo und Co.) eliminiert hat, muss man sich keine anderen Gedanken mehr machen damit sich Apotheker wieder selbständig machen und die Versorgung flächendeckend funktioniert.
Warum sehen die Politiker dabei zu, wie sich dieser bösartige Tumor ausbreitet und alles zerstört. Glauben die Politiker wirklich, dass dann ein Vitaminpillen helfen werden?

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Schulz -Asche

von Frank ebert am 03.08.2017 um 12:34 Uhr

An den Beispielen Zypries und Schulz-Asche wird einem klar vor Augen geführt, das man keine Qualifikation als Politiker braucht

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AW: Schulz -Asche

von Korrektor am 03.08.2017 um 22:12 Uhr

Die das- und dass- und E- und e-Qualifikation lässt bei Ihnen leider auch zu wünschen übrig.

AW: Schulz -Asche

von Heiko Barz am 04.08.2017 um 12:22 Uhr

Warum können Sie sich nicht mit Ihrem Namen ausweisen, Herr oder Frau "Korrektor"?
Natürlich sind wir alle bestrebt, die Deutsche Rechtschreibung ordnungsgemäß auszuführen. Jemandem eine Fehlleistung dermaßen anzukreiden, ist wohl nicht nötig.
In der Eile, eine Mail zu schreiben, passiert schon mal ein Fehler, und ich bin sicher, dass sich der Schreiber selbst über diesen Lapsus schon genug ärgert.
Vielleicht aber gehören Sie einer politischen "Ebene" an, die lieber anonym bleibt, als mit offenem Visier zu kämpfen in der Lage ist.
Mit Substanz zur Sache, Herr oder Frau "Korrektor", hatte Ihre Einlassung allerdings weniger zu tun. Bei Kommentaren aber erwarten wir diese schon eher.

Selbstständigkeit

von Reinhard Rodiger am 03.08.2017 um 10:36 Uhr

Wer erwirbt denn gerne einen Betrieb, dessen Lebensfähigkeit politisch gewollt stetig vermindert wird? Gute Betriebe sind nur für bereits Kapitalkräftige finanzierbar. Zu hohe Preise, unplanbare Zukunft,fehlende glaubwürdige Perspektive sind einige Gründe für geringeres Interesse.
Frau Schulz-Asche verwechselt Ursache und Wirkung.Das systematische Erschweren von Selbstständigkeit als Kleinunternehmen ist ausschlaggebend.
Es zeugt von wenig Verständnis für die Funktionalität eines Kleinunternehmens gegenüber Kapitalgesellschaften mit beliebigem Mittelnachschuss. Zu glauben, eine Deckelung der Boni bringt Kapitalgesellschaften zum Verzicht auf Renditenaussicht ist mit Verlaub naiv.
Nötig ist ein Klima, in dem Verantwortungsübernahme und Selbstständigkeit politische Rückendeckung erfährt.Auf das Hofieren und Fördern kontraproduktiver Kapitalinteressen ist zu verzichten.

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