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Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft
Tilidin kann Marcumar-Wirkung verstärken
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft weist anhand eines Fallberichts auf eine mögliche Interaktion zwischen dem Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon (Marcumar) und dem Opioid-Analgetikum Tilidin, das immer in fixer Kombination mit Naloxon gegeben wird, hin. Offenbar kann es durch das Schmerzmittel zu einem Anstieg der INR-Werte kommen.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) beschreibt den Fall einer 78-jährigen Patientin, die wegen Vorhofflimmern mit Phenprocoumon behandelt wurde. Die multimorbide Frau erhielt zudem Arzneimittel gegen ihre arterielle Hypertonie, gegen Diabetes mellitus Typ 2 und gegen ihre Depression – nämlich Bisoprolol, Indapamid, Perindopril, Metformin und Opipramol. Alle diese Arzneimitteln nahm sie ebenso wie Phenprocoumon schon seit längerer Zeit ein. Als sie wegen chronischer Schmerzen zusätzlich Tillidin/Naloxon verschrieben bekam, stieg ihre INR innerhalb von fünf Wochen von 2,2 (Quick 33 Prozent) auf 3,5 (Quick 18 Prozent). Die Gerinnungshemmung war also deutlich stärker als therapeutisch gewünscht. Der Zielbereich bei Vorhofflimmern ist eine INR von 2 bis 3. Nach einer weiteren Woche war der Wert dann bei 5 (Quick: 13 Prozent) – und das obwohl die Phenprocoumon-Dosis angepasst worden war. Nachdem das Schmerzmittel abgesetzt worden war, lag die INR kurz darauf bei 1,3 (Quick 69 Prozent). Von einem Blutungsereignis ist laut AkdÄ nichts bekannt.
Zusammenhang ist wahrscheinlich
Da zeitgleich mit der Gabe des Analgetikums die INR stieg und sich nach dem Absetzen wieder normalisierte, hält es die AkdÄ für wahrscheinlich, dass es einen Zusammenhang zwischen der Veränderung der Gerinnungsparameter und gemeinsamen Gabe der beiden Arzneimittel gibt.
In der Fachinformation von Valoron (Tilidin / Naloxon) heißt es, dass in Einzelfällen bei Marcumar-Patienten, die zusätzlich mit dem Analgetikum behandelt wurden, INR-Anstiege beobachtet werden. Deswegen empfiehlt der Hersteller, die INR engmaschig zu kontrollieren – und zwar, wenn mit der Gabe der Kombination begonnen wird und am Ende der Therapie. Auch im deutschen Spontanmeldesystem sind Fälle erfasst, in denen es zu vergleichbaren INR-Anstiegen kam. Diesen könnte ebenfalls eine Wechselwirkung zwischen Phenprocoumon und Tilidin/Naloxon zugrunde liegen, heißt es. Veröffentlichungen zu dieser Thematik gibt es aber offenbar bislang nicht.
3 Kommentare
wechselwirkung
von michael philipp am 14.11.2019 um 15:51 Uhr
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IA Tilidin/Naloxon Phenprocoumon
von Julia Borsch /DAZ.online am 08.08.2017 um 15:50 Uhr
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IA Tilidin/Naloxon Phenprocoumon
von Jürgen Barth am 08.08.2017 um 8:39 Uhr
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