DAZ-Tipp aus der Redaktion

Methadon gegen Schmerzen – nicht vertretbar oder eine Chance?

Stuttgart - 10.08.2017, 10:10 Uhr

Welchen Stellenwert hat Methadon in der Schmerztherapie? (Foto: Womue /  Fotolia.com)

Welchen Stellenwert hat Methadon in der Schmerztherapie? (Foto: Womue /  Fotolia.com)


Die Frage, ob man  Schmerzen bei Krebspatienten mit dem Racemat Methadon (DL-Methadon)  behandeln sollte,  sorgt für heftige Diskussionen.  Die einen hegen die Hoffnung,  so nicht nur die Schmerzen zu lindern, sondern gleichzeitig auch noch die Zelle in den programmierten Zelltod zu treiben und die Chemotherapie zu verstärken. Für die anderen gibt das die Datenlage nicht her.  Anlass für die DAZ, nachzufragen, welchen Stellenwert denn eine Schmerztherapie mit Methadon in der Palliativmedizin überhaupt hat.

„Wenn ich bei meinen austherapierten Krebspatienten im Endstadium Schmerzen behandeln muss und diese mit Methadon in den Griff bekomme, dann ist das eine zusätzliche Chance, die ich ihnen nicht vorenthalten möchte!“  Diese Antwort gab der Palliativmediziner Dr. Hans-Jörg Hilscher der DAZ auf die Frage, welchen Rat er denn seinen Kollegen  geben würde, wenn sie mit dem Patientenwunsch nach einer  Methadon-Behandlung konfrontiert würden (DAZ 2017; Nr. 26, S. 42).  Doch die Meinungen in der Palliativmedizin gehen weit auseinander.  Für Verunsicherung sorgt zudem, dass die Deutsche  S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung nur eine  Empfehlung für Levomethadon gibt. Denn während weltweit das Racemat DL-Methadon in der Schmerztherapie eingesetzt wird und es in anderen Ländern entsprechende Fertigarzneimittel gibt,  ist in Deutschland nur Levomethadon (L-Polamidon®) als Fertigarzneimittel zur Schmerztherapie zugelassen.  

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Alle weiteren im  deutschen Markt befindlichen Methadon- und Levomethadon-haltigen Fertigarzneimittel  haben lediglich eine Zulassung zur Substitutionstherapie bei Opiatabhängigkeit. Darauf weisen die Palliativmedizinerin Dr. Karin Oltmann, die Apothekerin für Palliativpharmazie Dorothee Michel und Apotheker Robert Möcker in ihrem Hintergrundbericht zum Stellenwert von DL-Methadon und Levomethadon in der Palliativmedizin hin. In ihrer Analyse, veröffentlicht in der aktuellen DAZ,  kommen sie  zu dem Schluss,  dass Levomethadon durchaus seine Daseinsberechtigung für besondere Situationen in der Schmerztherapie bei Palliativpatienten hat. Wegen der komplexen Pharmakokinetik müsse jedoch mit Risiken bei der Dosisfindung gerechnet werden, die aber durch eine engmaschige ärztliche und pflegerische Überwachung  beherrschbar seien.  Einen  Off-label-Use Methadon-haltiger Fertigarzneimittel oder den Einsatz von Methadon-Rezepturen  halten sie angesichts der noch spärlichen Datenlage zu möglichen Vor- oder Nachteilen der einzelnen Enantiomere zurzeit  für nicht vertretbar.  Schließlich stehe  ja mit L-Polamidon® ein zugelassenes Fertigarzneimittel in Deutschland zur Verfügung. Allerdings ist nach den Ergebnissen aus der Grundlagenforschung das D-Enantiomer von Methadon unentbehrlich, wenn es darum geht, die Tumorzelle in den programmierten Zelltod zu treiben und die Wirkung von Zytostatika zu verstärken.  Mit Levomethadon soll dies nicht möglich sein. Was Methadon tatsächlich im Rahmen der Krebstherapie leisten kann, das müssen klinische Studien zeigen.  Mit Ergebnissen ist frühestens in drei  Jahren zu rechnen.

Methadon gegen Schmerzen : Zum Stellenwert von DL-Methadon und Levomethadon in der Palliativmedizin

DAZ 2017, Nr. 32, S. 46

Auf dem Weg zum Designer-Baby?

Euphorie auf der einen, Skepsis auf der anderen Seite:  das zeichnet nicht nur die Diskussion um Methadon aus. Für ebenso große Emotionen sorgt die Nachricht von der erfolgreichen Korrektur eines schweren Gendefekts mit Hilfe der neuen CRISPR/Cas9-Technologie im Genom eines menschlichen Embryos. Hier war es gelungen, das fehlerhafte Gen, das  für die Familiäre hypertrophe Kardiomyopathie verantwortlich ist, gegen ein korrektes Gen auszutauschen.  Dr. Theo Dingermann und Dr. Ilse Zündorf von der Universität Frankfurt haben sich für die DAZ das Experiment näher angeschaut und konstatieren, dass sowohl Enthusiasten als auch fundamentale Kritiker (sollten sie denn wirklich verstehen, was da gemacht wurde) staunend zugeben müssen,  dass hier nicht nur sauber, sondern auch bemerkenswert erfolgreich gearbeitet worden ist. Werfen Sie mit unseren beiden Autoren einen Blick hinter die Kulissen.

Chirurgie am humanen Embryo-Genom : Erfolgreicher Einsatz der CRISPR/Cas9-Technologie löst Euphorie und Skepsis aus

DAZ 2017, Nr. 32, S. 54


Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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