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Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kordula Schulz-Asche hat vor einer Woche mit ihrer speziellen Lesart eines Gutachtens zur Rx-Boni-Problematik eine Diskussion entfacht. Nach wie vor wird auf ihrer Webseite über ihre Idee der Umverteilung zwischen „reichen“ und „armen“ Apotheken debattiert. Was das Gutachten eigentlich aufzeigt, scheint die Grüne weiterhin auszublenden. Nun hat sich auch die Noweda, eine der Auftraggeberinnen des Gutachtens, mit einem Brief an Schulz-Asche gewandt.
Das wettbewerbsökonomische Gutachten, das die Noweda und der Deutsche Apotheker Verlag als Reaktion auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 19. Oktober 2016 zur Rx-Preisbindung im grenzüberschreitenden Arzneimittelversandhandel in Auftrag gegeben haben, steht kurz vor dem Erscheinen. Mit diesem Gutachten wollen der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Uwe May, die Politikwissenschaftlerin Cosima Bauer und der Jurist Dr. Heinz-Uwe Dettling die „Lücke im Tatsächlichen“ schließen. Die Richter hielten es für nicht ausreichend dargelegt, dass die Arzneimittelpreisbindung erforderlich ist, um die flächendeckende Arzneimittelversorgung aufrecht zu erhalten. Die Gutachter kommen in ihrer Expertise zu dem Ergebnis, dass nur ein Rx-Versandhandelsverbot verhindern kann, dass rund 1.000 Ortschaften in Deutschland mit weniger als 5.000 Einwohnern ihre einzige Vor-Ort-Apotheke verlieren.
„Reiche” Apotheken im Fokus der Grünen
Kordula Schulz-Asche, die wie andere Politiker ein Kapitel des Gutachtens vorab zur Verfügung hatte, legte den Fokus allerdings auf andere Daten des Szenario-Rechners: „In der höchsten Umsatzgruppe, welche Apotheken mit einem Umsatz von 2,5 Millionen und mehr enthält, fanden sich in 2016 sage und schreibe 5.927 Apotheken mit einem Betriebsergebnis vor Steuern von deutlich mehr als 160.000 Euro“, schrieb sie am 3. August in ihrem Meinungsbeitrag „Rettet die kleine Apotheke“ auf ihrer Webseite. Zugleich reichte sie die Daten und ihre Interpretation an das Handelsblatt weiter. Es entspann sich eine muntere Diskussion auf ihrer Webseite – und auf DAZ.online –, an der sich nicht zuletzt der Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags, Dr. Christian Rotta, maßgeblich beteiligte.
Nun hat sich auch Dr. Michael Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda, mit einem Brief an Schulz-Asche zu Wort gemeldet. Dass das Gutachten große Aufmerksamkeit auf sich zieht, wundert ihn nicht – weise es doch „präzise und mit stichhaltigen Begründungen nach“, dass ein Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel „der einzig sinnvolle Weg ist, um die Versorgung dauerhaft sicherzustellen“. Überrascht habe ihn hingegen Schulz-Asches Reaktion. Denn dass der Rx-Versandhandel aus dem europäischen Ausland die flächendeckende Arzneimittelversorgung ernsthaft bedrohe, kommentiere sie gar nicht. „Stattdessen befassen Sie sich eingehend mit der aus dem Gutachten am Rande zu entnehmenden Information, wonach ein Teil der Apotheken ein Betriebsergebnis ab 144.000 bzw. 160.000 Euro erwirtschaftet. Diese Erkenntnis genügt Ihnen, um reflexartig nach ‚Umverteilung‘ zu rufen. Ein ‚Sicherstellungzuschlag‘ soll her, der durch ‚Umverteilung von reichen zu ärmeren Apotheken‘ finanziert werden soll.“
Kuck findet diesen Vorstoß durchaus erstaunlich: „Umverteilung und die damit verbundene Schwächung der Vor-Ort-Apotheken mit höheren Betriebsergebnissen soll sicherstellen, dass die EU-Versandkonzerne und die hinter ihnen stehenden Großinvestoren ungestört ihren Geschäften in Deutschland nachgehen können.“
1 Kommentar
Was sagt sie ABDA?
von G. Wagner am 12.08.2017 um 1:08 Uhr
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