19.880 Apotheken

Apothekenzahl sinkt auf 30-Jahres-Tief

Berlin - 21.08.2017, 11:00 Uhr

Immer mehr Apotheken müssen schließen, vor allem Inhaber-geführte Einzelapotheken trifft es. (Foto: dpa)

Immer mehr Apotheken müssen schließen, vor allem Inhaber-geführte Einzelapotheken trifft es. (Foto: dpa)


Zur Jahresmitte hat die Zahl der deutschen Apotheken den niedrigsten Stand seit 1988 erreicht, erklärt die ABDA in einer Pressemitteilung: Vor der Wiedervereinigung waren es in Ost und West zusammen rund 19.800 Apotheken, Ende Juni dieses Jahres gab es 19.880. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nutzte die Gelegenheit, erneut für das Rx-Versandverbot zu werben.

Nachdem die Apothekenzahl noch Ende 2016 mit 20.023 knapp über der 20.000er-Marke lag, sank sie zu Ende des ersten Quartals 2017 auf 19.942 – und nun weiter auf 19.880, wie die ABDA am heutigen Montag bekannt gab. Somit schlossen von Januar bis März 81 Apotheken mehr, als neue eröffnet wurden – von April bis Juni weitere 62. Nun sind es „so wenige Apotheken wie zuletzt ein Jahr vor dem Mauerfall“, betont die ABDA – 1988 habe es in den beiden deutschen Staaten zusammen 19.781 Apotheken gegeben.

Auffällig sei der Verlust an selbstständigen Apothekeninhabern, deren Zahl in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 209 sank, betont die ABDA. „Dass es weniger Haupt- beziehungsweise Einzelapotheken gibt, wird nur zum Teil dadurch aufgefangen, dass die Zahl der Filialen wächst“, heißt es in einer Pressemitteilung. Im ersten Halbjahr seien 66 Filialbetriebe eröffnet geworden.

„Immer mehr Apothekeninhaber geben auf“, erklärte Friedemann Schmidt angesichts der neuen Zahlen. „Es tut weh, wenn selbstständige Apotheker entweder wirtschaftlich dazu gezwungen sind oder einfach keine pharmazeutische Perspektive mehr sehen.“ Der Verlust an selbstständigen Apothekern schmerze besonders, weil Freiberuflichkeit und Gemeinwohlpflicht untrennbar miteinander verbunden seien. „Jeder Inhaber trägt die volle Verantwortung und gibt der Apotheke ein Gesicht“, betonte Schmidt. Früher hätten 20.000 Inhaber eine Apotheke betrieben, heute seien weniger als 15.400 Selbstständige übrig.

Schmidt pocht auf Rx-Versandverbot bei Arzneimitteln

„Zum Glück haben wir noch eine flächendeckende Versorgung“, erklärte der ABDA-Präsident – und bekräftigte die Forderung nach einem Rx-Versandverbot als Reaktion auf das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zu Rx-Boni. Denn ein Preiswettbewerb mit ausländischen Versandhändlern bei rezeptpflichtigen Medikamenten werde „den Abwärtstrend beschleunigen“, erklärte Schmidt.

„Versandhändler müssen sich ja seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs im Oktober 2016 nicht mehr an die einheitlichen Preise halten, die für Präsenzapotheken bei verordneten Medikamenten gelten“, sagte er. „Deshalb brauchen wir direkt nach der Bundestagswahl ein Gesetz, das wieder einheitliche Preise bei verschreibungspflichtigen Medikamenten herstellt. Möglich wird das nur über ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.“


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6 Kommentare

ahnt jemand, was wir nach der Bundestagswahl bekommen?

von sorglos am 22.08.2017 um 16:21 Uhr

Wenn wir rot - rot -grün wählen, dann ist klar, was wir bekommen. 2004 war das magische Jahr der SPD, als sie die deutschen Apotheken begann, an die Wand zu fahren. Grün hat zur gleichen Zeit mit Doc Morris geliebäugelt und für die Linken sind wir Unternehmer eh nur Kapitalisten, denen man die Einkommenssteuer auf 60% rauf setzen muß. Einzig mit der CDU können wir rechnen - alles andere ist unser Untergang.

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Originalzitat?

von Andreas Flöter am 22.08.2017 um 12:49 Uhr

hoffentlich nicht!
"Versandhändler müssen sich ja seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs im Oktober 2016 nicht mehr an die einheitlichen Preise halten, die für Präsenzapotheken bei verordneten Medikamenten gelten, sagte er´"

Das wäre nämlich weder in der Sache richtig noch taktisch klug.
In Wahrheit sind es Im AUSLAND ANSÄSSIGE Apotheken, die sich im Gegensatz zu in Deutschland ansässigen ( auch Versand-) Apotheken nicht an deutsche Gesetze halten müssen. Dass es sich dabei faktisch nur um Versender handeln kann, ist zwar richtig, aber HIER handelt es sich eben nicht um die (z.B in Sachen Beratungspflicht; Temperaturführung etc. von der deutschen Politik und Rechtsprechung leider ebenfalls abgesegnete) Diskriminierung der Präsenzapotheken gegenüber den Versendern, sondern um eine handfeste Inländerdiskriminierung. Letzteres sollte man gerade in Wahlkampfzeiten auch zu differnzieren und zu nutzen wissen.

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Trendwende

von Holger am 22.08.2017 um 8:03 Uhr

"Trendwende beim Apothekensterben! Nachdem im ersten Quartal 2017 noch 81 mehr Apotheken schlossen als neue eröffneten, ging diese Zahl im zweiten Quartal bereits auf 62 zurück. Der Trend zum Rückgang der Apothekenzahlen nimmt also deutlich ab."

:)
So unterschiedlich kann man die gleichen Zahlen bewerten.

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AW: Trendwende

von Bernd Jas am 22.08.2017 um 9:59 Uhr

Frei nach V. Pispers; die Übereinkunft mit dem Hausarzt: "Herr X Sie müssen unbedingt Abnehmen!!"
"Ok, Herr Dr. ich habe da schon einen Hervorragenden Plan gemacht. Dieses Jahr schaff´ ich es zwar noch nicht und werde noch mal was drauflegen, aber nächstes Jahr, dass verspreche ich Ihnen, nehme ich im zweiten Halbjahr nur noch 20% weniger zu als im ersten Quartal. Dann sollen Sie aber mal sehen.“

Aber das ist überall das gleiche. Auch auf diese Art und Weise wird auch der Klimawandel heibeimeditiert, oder die Bankenkrise bewürgstelligt.

Hurra - Hurra !

von Ratatosk am 21.08.2017 um 18:46 Uhr

Da haben die Feinde der flächendeckenden Versorgung und die allgemeinen Apothekenfeinde ja schon mal die 1. Hürde genommen, Schampus für Ulla, Biggi, die Professores und auch der Patrick , nein Wolfgang Lindner und die Neufeinde aller Couleur.
Da alle ja so technikaffin sind, können die ja das Ganze als Videokonferenz schalten und sich natürlich online von einem hechelnden - einem Tagelöhner vergessen geglaubter Zeiten - Radfahrboten von A... den Sekt bringen lassen.
Sollten sie auch schnell machen, denn wenn die blöden örtlichen Steuerzahler weg sind, sollte man den Vertrag für die Anschlußverwendung schon in der Tasche haben und für alle wirds beim Oligopol nicht reichen.

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Keine Aussicht auf Bergfest im bodenlosen Faß

von Bernd Jas am 21.08.2017 um 14:39 Uhr

Das Bild oben ist wirklich eine arme Geschichte, aber es geht noch schlimmer, wie in Lennep selbst gesehen.

Ahnt da irgend wer was wir direkt nach der Bundestagswahl wirklich bekommen?

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