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Verschwiegene Risiken?
Linke hinterfragt Zulassungen von Antidepressiva
In einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung äußert die Linke-Bundestagsfraktion „erhebliche Zweifel“ an der Zulassung einiger Selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. Suizid-Risiken wurden nicht ausreichend beachtet, heißt es. Dabei zweifelt die Fraktion die Unabhängigkeit des BfArM-Chefs an.
In einer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung hat sich die Linksfraktion im Bundestag dem Thema der Selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) vorgenommen. Da laut dem Arzneiverordnungs-Report im Jahr 2014 rund 1,4 Milliarden Tagesdosen Antidepressiva verordnet wurden, hätten diese eine große Bedeutung für die Therapie von psychischen Erkrankungen in Deutschland. „Schon daher sollte die Gewährleistung der Sicherheit und Wirksamkeit dieser Medikamente im herausragenden Interesse der Aufsichtsbehörden liegen“, erklärt die Linksfraktion – und bringt erhebliche Bedenken an.
So seien bestimmte SSRI-Antidepressiva in Fachkreisen schon seit ihrer Zulassung umstritten, schreiben die Abgeordneten: Schon 1990 sei beispielsweise in einem Fachartikel über gesteigerte Suizidalität nach der Einnahme des Wirkstoffs Fluoxetin berichtet worden. In Deutschland habe das damalige Bundesgesundheitsamt das Präparat Fluctin® 1990 „unter nach Presseberichten fragwürdigen Umständen zugelassen“, schreibt die Fraktion – so hätten mindestens zwei Mitglieder der Zulassungskommission Kontakt mit dem Pharmahersteller Eli Lilly, obwohl dies „streng verboten“ gewesen sei. Auch habe der damals zuständige Vorsitzende der Kommission im Jahr 2013 gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt, dass die Zulassung von Fluctin® nach den später vorliegenden Daten „keine gute Entscheidung“ war.
Die Linke sieht auch Hinweise, dass die Risiken von Zoloft® (Sertralin) „im Zulassungsverfahren möglicherweise gezielt verschleiert worden sein könnten“ – rund 90 Prozent der Fälle von schweren Nebenwirkungen hätten im Zulassungsantrag keine Berücksichtigung gefunden. Daher fragt die Fraktion die Bundesregierung, ob das „Ausselektieren von 90 Prozent der Fälle von Suizidversuchen, vollendeter Suizide und Suizidalität“ nicht ein hinreichender Tatbestand sei, um die Gültigkeit und Aussagekraft der Bewertung durch das pharmazeutische Unternehmen in Zweifel zu ziehen. Eine umfassende Prüfung der Risiken von Zoloft® hat nach Einschätzung der Linken-Politiker „sehr wahrscheinlich nicht stattgefunden“ – sie fragen, warum das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bisher die Zulassung nicht entzogen und auch sonst „bislang nichts unternommen hat“.
1 Kommentar
Ursache und Wirkung
von Reinhard Rodiger am 23.08.2017 um 22:40 Uhr
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