Untersuchung des IGES-Instituts

97 Prozent der Antibiotika aus der Apotheke sind generisch

Berlin - 28.08.2017, 10:25 Uhr

97 Prozent der in Apotheken abgegebenen Antibiotika sind Generika. (Foto: Fabian)

97 Prozent der in Apotheken abgegebenen Antibiotika sind Generika. (Foto: Fabian)


Fast alle in der ambulanten Versorgung abgegebenen Antibiotika waren 2016 Generika. Das hat das Berliner IGES-Institut im Auftrag von Pro Generika ermittelt. Mit dem in den letzten Jahren gestiegenen Generikaanteil an der Versorgung ist auch das Preisniveau im ambulanten Bereich der Antibiotikaversorgung gleichzeitig deutlich gesunken. Der Branchenverband kritisiert in diesem Zusammenhang erneut den steigenden Preisdruck und macht diesen für Engpässe mit verantwortlich. 

Bei der ambulanten Versorgung gesetzlich Versicherter haben die Generikaunternehmen in Deutschland einen Versorgungsanteil von 77 Prozent – gemessen in Tagesdosen (defined daily doses = DDD). Im Bereich der ambulant verordneten systemischen Antibiotika ist der Anteil noch höher: Er lag 2016 laut einer Erhebung des Berliner IGES-Instituts bei 97 Prozent. Mit dem gestiegenen Generikaanteil an der Versorgung ist das Preisniveau im ambulanten Bereich der Antibiotikaversorgung gleichzeitig um 38 Prozent gesunken. Und auch im stationären Bereich ist die Generikaquote mit 92 Prozent nur unwesentlich geringer.

Der Branchenverband Pro Generika, der die Untersuchung in Auftrag gegeben hat, kritisiert in diesem Zusammenhang erneut den hohen Preisdruck. So fielen rund zwei Drittel der außerhalb von Krankenhäusern verordneten Antibiotika noch zusätzlich unter Rabattverträge. Der Preisdruck ist laut Pro Generika auch mitursächlich für die im ambulanten Bereich zu beobachtende insgesamt rückläufige Anbieteranzahl und für eine steigende Marktkonzentration auf Wirkstoffebene – also eine abnehmende Anzahl der Anbieter für ein und denselben Wirkstoff.

Preisdruck sorgt laut Pro Generika für Engpässe

Antibiotika waren bereits in der Vergangenheit immer wieder von Liefer- und Versorgungsengpässen betroffen. Unter Experten bestehe Einigkeit, dass die Anbieteranzahl in dem Maße abnimmt, wie der Preisdruck weiter steigt, erklärt pro Generika. Das erhöhe wiederum die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Engpässen. Gerade bei Antibiotika seien aber Engpässe aufgrund der unterschiedlichen Wirkspektren und Resistenzsituationen zwischen den einzelnen Wirkstoffen nicht ohne Weiteres zu kompensieren.

Nach Ansicht des Verbandes ist es für die Versorgungssicherheit in Deutschland umso wichtiger, den Preisdruck auf generische Antibiotika nicht noch weiter zu erhöhen, damit sie auch in Zukunft ihre bedeutsame Rolle für eine wirksame Arzneimittelversorgung erfüllen können.


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Antibiotika aus der Apotheke

97 Prozent sind Generika

Was Einkaufsgemeinschaften, BfArM und die EMA sagen

Wie schlimm ist der Antibiotika-Engpass wirklich?

Interview Helmut Schröder (WIdO, AOK-Bundesverband)

„Es gibt nur wenige Arzneimittel, die nicht lieferfähig sind“

Zusatzkosten gefährden Arzneimittelversorgung

Generika-Hersteller: Bundesregierung muss EU-Abwasserrichtlinie stoppen

Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung

Tamoxifen: Mindestens 100.000 Patient:innen betroffen

Pro Generika warnt: Zu niedrige Erlöse führen zu Lieferengpässen

Riskanter Preisdruck

Lieferengpässe bei Antibiotika

„Buy Local“ als Lösung des Problems

Geplantes Gesetz gegen Lieferengpässe

Pharmaverbände: Kostendruck für alle Generika senken!

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.